Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Seit November 2000, der Eröffnung des Cineplex, betreiben Sie elf Leinwände. Was zählt dabei zu den wichtigsten Aufgaben?


Marion Closmann: Sicher eine der wichtigsten Aufgaben in einem Theaterbetrieb der traditionellen Art ist die Filmauswahl. Doch damit fängt auch das größte Problem eines Theaterleiters an: Die sieben Säle im Cineplex sind zu wenig, um das aktuelle Filmangebot vernünftig unterzubringen. Und jeder Verleih will ins Cineplex. Wir versuchen, für unsere Kinos jeweils ein bestimmtes Profil aufrecht zu erhalten. Auch wenn ein Film im Hinblick auf die Besucherzahlen der ersten Woche im Cineplex besser aufgehoben wäre, so kommt er in unser traditionelles Haus, wenn wir sehen, dass er mehr Ruhe braucht oder ein eher älteres Publikum anspricht.


BF: Zum Profil gehört mehr als nur die richtige Filmauswahl. Wir sieht Ihr Marketingkonzept aus?


MC: Unsere Grundeinstellung: Wir stehen allen Kooperationen positiv gegenüber. Glücklicherweise haben wir eine Menge regelmäßiger Kooperationen, zum Beispiel mit der einzigen großen Tageszeitung in Marburg. Durch solche regelmäßigen Aktionen sind wir relativ präsent in den Marburger Medien. Spezielle, einmalige Events kommen als Highlights dazu.


BF: Sie unternehmen eine Menge Sonderveranstaltungen.


MC: Zurzeit forcieren wir sehr Aktionen mit Kindern. Wer Kindergeburtstag feiern will, kann das bei uns tun. In den Ferien machen wir ein Kinderwunschprogramm oder Workshops, etwa zu den Anfängen des Films. Mit den entsprechenden Filmen und der Unterstützung der Verleiher kommt das sehr gut an. Grundschulklassen bekommen von uns eine Führung durch den Vorführraum, ein kleines Filmschnipsel und vieles andere mehr angeboten.


BF: Kino ist Teamarbeit. Wie sieht das bei Ihnen aus?


MC: Wir sind ein typischer Familienbetrieb. Die Arbeit, die durch die langen Öffnungszeiten anfällt, kann ohnehin keiner allein machen. Wichtig ist dabei eine gute Aufgabenteilung, auch und gerade in der Theaterleitung. Es ist einfach wichtig, dass das Team zusammenpasst.


BF: Inwiefern tragen die Mitarbeiter zum Erfolg bei?


MC: Die Motivation der Mitarbeiter ist sehr wichtig. Alle unsere Mitarbeiter arbeiten bei uns, weil sie Kino mögen. Und von den Mitarbeitern kommen viele gute Ideen. Es ist eine wichtige Aufgabe eines Theaterleiters, den Input, der vom Team kommt, zu fördern und umzusetzen. Mitarbeiterführung ist ein wesentlicher Baustein des Erfolgs.


BF: Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?


MC: Man muss ihnen das Gefühl geben, dass sie am Arbeitsplatz Kino einen ganz besonderen Draht zum Film haben. Bei Mitarbeiter-Previews können sie zum Beispiel Filme vor allen anderen sehen. Oder sie sehen, dass eine gute Idee umgesetzt wird und das Ergebnis stimmt.


BF: Wie wichtig ist Ihnen der persönliche Kontakt zum Zuschauer?


MC: Sehr wichtig. Ich bin z. B. bei vielen Sonderveranstaltungen dabei und begrüße die Besucher. Es gehört zu einem guten Theaterleiter, dass er für die Besucher da ist. Er muss sich den Besuchern zu erkennen geben und damit für Beschwerden oder Anregungen leicht ansprechbar sein. Das Feedback der Zuschauer zu erfahren, ist sehr wichtig.


BF: Muss man als Kinoleiterin eigentlich alles können?


MC: Nein, nicht alles. Unbedingt beherrschen sollte man die Bereich, in denen es eng werden kann. Die Brennpunkte Kasse und Thekenverkauf sind Pflicht. Bei unvorhergesehen vielen Zuschauern an einem verregneten Feiertag muss man z.B. selbst mit Hand anlegen können. Bei kleinen Pannen wie dem Absturz des Telefoncomputers oder einer verklemmten Käsepumpe sollte man sich zu helfen wissen. Weniger wichtig ist, dass man in der Buchhaltung fit ist - dafür gibt es Fachleute im Betrieb.


BF: Welchen Stellenwert messen Sie dem Internet bei?


MC: Das Internet wird immer stärker angenommen. Wir sind im Internet präsent seit der Eröffnung des Cineplex und waren sehr erstaunt, was da abläuft. Inzwischen haben wir bis zu 800 Internetreservierungen an einem Samstag. Ich schätze, mittlerweile gehen zwei Drittel der Reservierungen übers Internet und nur noch ein Drittel über Telefon.


BF: Heißt "erfolgreich" eigentlich automatisch auch "wirtschaftlich erfolgreich"?


MC: Natürlich muss es unterm Strich wirtschaftlich erfolgreich sein. Dazu ist es wichtig, dass sich alle Besucher gut aufgehoben fühlen. Man sollte Spaß an den eigenen Veranstaltungen haben, denn man kann ein Kino nicht losgelöst von dem, was die Besucher erleben, leiten. Noch wichtiger ist natürlich, dass man seine Mitarbeiter motiviert. Wenn eine gutes Team Spaß an der Sache hat, dann merken das auch die Besucher.

Kinomanagerin Marion Closmann erläutert ihre Arbeit: "Theaterleiter sind für die Besucher da"