Blickpunkt:Film

Kino

[Marcus Lenz](/person/marcus-lenz) ist mit dem Dokumentarfilm „[Splitter aus Licht](/movie/splitter-aus-licht)“, den er gemeinsam mit [Mila Teshaieva](/person/mila-teshaieva) realisierte, in den Kinos. Das für „When Spring Came to Bucha“ preisgekrönte Filmemacherduo kehrt darin in die ukrainische Stadt zurück und zeichnet ein eindringliches Mosaik des Lebens im Kriegszustand. Hier beantwortet der Regisseur, Produzent und Kameramann unsere 7 Fragen. Seine Firma Wild Films bringt den Titel selbst heraus. 

**Wie sind Sie zum TV/Film gekommen?**

Marcus Lenz: Ich habe in den 90er Jahren an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin Regie und Kamera studiert.

**An welche Erfahrung mit der Branche erinnern Sie sich besonders gern?** 

Marcus Lenz: Als wir im Frühjahr 2022 aufgebrochen sind, um in Butscha, Ukraine, zu drehen, ist das sehr spontan geschehen. Wir haben die dringende Notwendigkeit verspürt, etwas tun zu müssen. Erst aus dem Zug in Richtung Kiew habe ich eine [WDR](/company/westdeutscher-rundfunk-wdr)-Redakteurin angerufen, mit der ich bereits vorher gearbeitet hatte. Und ohne die sonst üblichen Einreichformalitäten, Treatmenttexte, Abstimmungen und Wartezeiten hat sie gesagt: „Wir machen das.“ Dabei war sie nicht einmal für Auslandsthemen zuständig. Auch sie hatte das Gefühl, handeln zu müssen. Das war damals der erste Dokumentarfilm, der von den Ereignissen in Butscha erzählte, es waren die ersten unmittelbaren Szenen jenseits einer Nachrichtenästhetik, die das deutsche und internationale Publikum sehen konnte und musste.  Die Redakteurin ist damals in volles Risiko gegangen. Weil das notwendig war. Am Ende konnten wir uns nicht nur sagen, dass wir versucht hatten, den russischen Angriffskrieg auch emotional erlebbar zu machen, sondern auch gemeinsam über den Deutschen Dokumentarfilmpreis und den Grimme-Preis freuen.

**Was hat Sie zuletzt besonders geärgert?** 

Marcus Lenz: Dass der sehr gute Film einer geschätzten und preisgekrönten Kollegin völlig verunstaltet wurde, um sogenannte Formatvorgaben zu erfüllen. Das Publikum will gute Filme sehen, sie wollen Dinge unmittelbar erleben und keine Schubladenfilme. 

##### „Das Publikum will gute Filme sehen, sie wollen Dinge unmittelbar erleben und keine Schubladenfilme.“ 

**Der wichtigste Film in Ihrem Leben?** 

Marcus Lenz: Unser letzter Film „Splitter aus Licht“ erzählt von den Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine. Einen relevanteren Film habe ich noch nicht gemacht. 

**Was ist Ihr prägendes TV-Erlebnis?** 

Marcus Lenz: Da gab es mehrere, unmöglich ein einzelnes zu benennen. 

**Ihre momentane Filmempfehlung?** 

Marcus Lenz: Ich bin ein großer Fan von Yorgos Lanthimos und freue mich auf „[Bugonia](/movie/bugonia)“. 

##### „Ohne Risiko kann kein Meisterwerk entstehen.“ 
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**Was würden Sie im Kino-/Film-/TV-Markt gern ändern?** 

Marcus Lenz: Dieses überängstliche Agieren der Redakteure möchte ich bitte nicht mehr sehen. Da sitzen Leute auf Posten mit 13 Monatsgehältern und sicheren Jobs. Warum trauen die sich nichts? Wie kann es sein, dass die freien Autoren und Regisseure in ihren oft völlig prekären Einkommenssituationen bereit sind, mit vollem Risiko ungewöhnliche Geschichten zu erzählen, und jene, die rein nichts zu verlieren haben, sich nicht trauen? Ohne Risiko kann kein Meisterwerk entstehen.

7 Fragen an Marcus Lenz: „Einen relevanteren Film habe ich noch nicht gemacht.“