Blickpunkt:Film

Kino

Manchmal schadet er nicht, der Blick von Außen. Weil der Blick von Innen so oft kleinkrämerisch und mäklerisch ist. Weil zu oft das Negative gesehen wird,
das Positive ausgeklammert. Manchmal will man gar nicht mehr zuhören. So ging mir das gerade erst in [Venedig](/company/mostra-internazionale-darte-cinematografica). Ich schätze meine Kollegen sehr und gebe viel auf ihre Meinung. Aber bei vielen Filmen ging es mir so, dass ich mit einem Hochgefühl aus der Pressevorführung kam, mit Freude im Herzen und wirbelnden
Gedanken im Verstand. Und dann gleich wieder die Gesichter der deutschen Journalisten. Streng, kopfschüttelnd, ablehnend. 

Ab einem gewissen Zeitpunkt bin ich dann lieber gleich links abgebogen und gab mich bei einem Espresso allein meinem Hochgefühl hin, als wieder in eines der zermürbenden Gespräche gehen zu müssen, in denen mir auseinandergesetzt wurde, warum das jetzt gerade doch wieder überhaupt nicht ging. Mag sein,
dass ich milde bin, eine Alterskrankheit wohl. Aber ich definiere meine Liebe zum
Kino nicht als ewige Strenge. Ich bin kein Lehrer. Und ich bin kein Richter. 

Meine Liebe zum Kino ist Leidenschaft und Freude, Lust am Entdecken und Reinschauen: Was hat der denn jetzt zu bieten? Was zeigt er mir? Kein Film ist mir etwas schuldig. Ich bin vielmehr jedem Film etwas schuldig, mindestens Respekt vor der Arbeit und der Mühe denjenigen gegenüber, die ihn gemacht haben. Das macht mich nicht unkritisch. Wenn etwas hakt oder unzulänglich ist, soll und kann man es benennen. Aber eben noch mehr, was man daraus ziehen kann. Ein Dialog auf Augenhöhe. So sollte das aussehen.

So kann und sollte man auch auf das deutsche Filmschaffen blicken. Sie wissen schon: der Prophet, der im eigenen Lande nichts zählt. Während sie nölen und sich die Haare raufen, das deutsche Kino müsse besser, relevanter, gewagter, größer, renommierter (füllen sie Ihr Lieblingsadjektiv selbst ein)...

KOMMENTAR: Der Blick von Außen