Blickpunkt:Film

Kino

Am 5. September feiert [Joscha Bongards](/person/joscha-bongard) Spielfilmdebüt „[Babystar](/movie/babystar)“ in der Discovery-Sektion des [Toronto International Film Festival ](/company/toronto-international-film-festival)Weltpremiere. Produziert wurde es von [LiseLotte Films](/company/liselotte-films), der jungen Produktionsfirma von [Lotta Schmelzer](/person/lotta-schmelzer) & [Lisa Purtscher](/person/lisa-purtscher). Wir sprachen mit dem Duo, das an der [Filmakademie Baden-Württemberg](/company/filmakademie-baden-wuerttemberg) studierte, was dieser Aufschlag bedeutet und was bei LiseLotte Films ansteht.

**„Babystar“ von Joscha Bongard feiert in wenigen Tagen beim Toronto Film Festival Weltpremiere. Herzlichen Glückwunsch dazu! Was bedeutet Ihnen das?**

**Lotta Schmelzer**: „Babystar“ ist unser Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Wir haben ihn mit unserer eigenen Produktionsfirma, LiseLotte Films, produziert. Bei der Festivalplatzierung hat uns German Films unterstützt. Meistens erhält man erst mal Absagen bei Festivals. Das ist das, was einem alle immer erzählen. Die Einladung aus Toronto ist für uns natürlich aufregend. Und wir freuen uns riesig, dass das geklappt hat.

**Wie wichtig sind Ihnen Festivals als Startrampe für die Filmauswertung? Wie wichtig sind Filmfestivals für Sie beide generell?**

**Lisa Purtscher:** Wir haben sehr auf einen Festivalstart hingearbeitet. Schon bevor ich an der Filmakademie war, fand ich es toll, auf Filmfestivals gehen zu können, um zu sehen, was die großen Filmschaffenden an neuen Werken geschaffen haben. Auf Festivals erreicht man viele Leute und wir glauben, dass „Babystar“ ein Thema verhandelt, das allumfassend ist und alle betrifft und hoffentlich entsprechend auf breites Interesse stößt. Ein Festivalwerdegang für „Babystar“ ist für uns essentiell.

#####  „Wir haben im Studium ein Gespür vermittelt bekommen, zu welchem Festival welcher Film passen könnte.”
Lotta Schmelzer
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**Mit der Weltpremiere in Toronto starten Sie beide gleich auf internationalem Parkett. Inwiefern hat der internationale Blick schon eine Rolle in Ihrem Studium gespielt?**

**Lisa Purtscher:** Lotta und ich haben uns in Ludwigsburg kennengelernt. Wir waren von Anfang an in einer Klasse und haben dieselbe Vertiefung gewählt, internationales Produzieren. In diesem Fach wird einem stark ans Herz gelegt, sich mit der Branche international zu vernetzen, Filmfestivals zu besuchen. Festivals werden auch auf ihre Unterschiede hin beleuchtet. Das war ein großer Lernprozess für uns. Mit diesem Know-how war es uns möglich, für „Babystar“ viel gezielter Festivals auszuwählen und einzuschätzen.

**Lotta Schmelzer:** Wir haben im Studium auf jedenfall ein Gespür vermittelt bekommen, zu welchem Festival welcher Film passen könnte. Leicht einzuschätzen ist das aber nie. Nicht nur der Studiengang, auch der eigene Besuch von vielen Festivals hat uns da weitergeholfen und wir haben mittlerweile einen guten Überblick, wie die Zusammenarbeit mit einem Weltvertrieb und später mit einem Verleih funktioniert.

![„Babystar“. Foto: LiseLotte Films](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/e372ae51-b15a-4e7c-ac01-26a80a175144.jpg)

**Festivals sind für Filmschaffende und Produzent:innen wichtige Netzwerkplattformen. Haben Sie mit LiseLotte Films schon bei Industry-Angeboten teilgenommen, um eigene Projekte voranzutreiben?**

**Lotta Schmelzer**: Angebote dieser Art sind essentiell. Wir arbeiten an unterschiedlichen Projekten und haben sie bei verschiedenen Labs oder Work-in-Progress-Formaten eingereicht. Das ist ein Weg, den Fuß in die Branche zu kriegen, Kontakte zu knüpfen. Mit „Babystar“ waren wir im Stadium der Entwicklung zum Beispiel beim Cutting Edge Talentcamp in Mannheim. Das hat uns wahnsinnig geholfen. Wir haben tolle Leute kennengelernt, die wir auch heute noch anrufen und um Rat fragen können. Der Aufbau eines Netzwerkes ist am allerwichtigsten in unserem Beruf. 

**Lisa Purtscher:** Besonders für den Debütbereich gibt es in den Industryschienen der Festivals große Chancen. Wir wissen alle, dass Debüts immer schwierig sind in der Finanzierung. Diese Formate sind deshalb wichtig, um sich weiterentwicklen zu können, um wachsen zu können. 


##### „Unser Zuhause wird immer Baden-Württemberg bleiben. Aber wir wollen unbedingt noch einen zweiten Standort aufmachen.“
Lisa Purtscher
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**Sie haben LiseLotte Films im Herbst 2023 gegründet, bauen die Firma also noch auf. Von vielen Produzent:innen hört man, dass das internationale Koproduzieren immer wichtiger wird. Wie sehen Sie das? Was haben Sie sich mit Ihrer Firma auf die Fahnen geschrieben?**

**Lisa Purtscher**: Unser Zuhause wird immer Baden-Württemberg bleiben. Aber wir wollen unbedingt noch einen zweiten Standort aufmachen. Da ich gebürtig aus Österreich komme, ist Wien naheliegend. Wir haben bereits einige Projekte mit österreichischen Kolleg:innen in Entwicklung. Natürlich wollen wir als Firma wachsen und können uns internationale Koproduktionen auch mit anderen Ländern durchaus vorstellen. Wir beide haben einen Austausch an der La Fémis in Paris gemacht und dort noch ein paar Kontakte. Wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus mal eine Koproduktion mit Frankreich.


**Für welche Art von Stoffen steht LiseLotte Films?**

**Lotta Schmelzer**: Für mutige Stoffe, die am Puls der Zeit sind, aktuelle Themen behandeln und gesellschaftskritisch sind. Wir wollen uns im Genre nicht einschränken. Gerade produzieren wir zum Beispiel einen Dokumentarfilm. Wir wollen Filme machen, die zum Austausch anregen. 

**Lisa Purtscher**: Gesellschaftskritische Themen liegen Lotta und mir auch als Frauen in einer immer noch sehr männlich dominierten Branche am Herzen. Uns geht es dabei nicht nur um Frauenstoffe. Wir wollen generell ein Auge auf Diversität legen. Thematisch, aber auch auf die Zusammenstellung von Teams vor wie hinter der Kamera. Es ist wichtig, auch Menschen außerhalb seiner eigenen Bubble ein Sprachrohr zu geben. Das ist in Zeiten wie diesen, die politisch schwierig sind, extrem wichtig. 


**Was sind aus Ihrer Sicht als junge Produzentinnen die größten Herausforderungen im aktuellen Markt?**

**Lisa Purtscher**: Prinzipiell ist es ein großes Privileg, Filme machen zu können und dass es in Deutschland Fördermöglichkeiten dafür gibt. Bei „Babystar“ haben wir vom [ZDF](/company/zdf_c) und der [MFG](/company/mfg-medien-und-filmgesellschaft-baden-wuerttemberg) eine riesengroße Chance bekommen. Das wissen wir sehr zu schätzen. Nichtsdestotrotz ist es gerade im Debütbereich extrem schwer, die Crews fair zu bezahlen. Steigende Produktionskosten treffen auf Budgets, die kaum mithalten. Das sorgt dafür, dass viele Menschen in unserer Branche über ihre Grenzen hinaus arbeiten was wir nicht unterstützen möchten. 

**Lotta Schmelzer**: Das Stimmt. Dennoch blicken wir auch positiv in die Zukunft und wünschen uns eine größere Sichtbarkeit für junge Filmschaffende und ihre Projekte. 

**Wann geht es nach Toronto?** 

Lisa Purtscher: Wir fliegen am 3. September und freuen uns riesig. Toll ist, dass wir, also Lotta, Joscha und ich, fast das ganze Festival da sein werden. Zur Weltpremiere am 5. September kommen aber viele aus unserem Team, wichtige Wegbegleiter, mit denen wir feiern werden.

*Das Gespräch führte Barbara Schuster

In Partnerschaft mit unserer Schwesterpublikation THE SPOT media & film*


Lotta Schmelzer & Lisa Purtscher: „Wir haben auf einen Festivalstart hingearbeitet“