Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Hauptaufgabe des Deutschen Filmpreises ist es, ein breites Publikum so für den deutschen Film zu interessieren, dass es weder Kosten noch Mühen scheut, um ihn im Kino zu sehen. Wie gehen Sie dabei vor?


Martin Hofmann: 1999, als wir den Deutschen Filmpreis zum ersten Mal organisiert haben, starteten wir unsere Strategie damit, die Existenz des Deutschen Filmpreises noch stärker in dem aktiven Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Erst vier Jahre zuvor hatte [Regina Ziegler](/person/prof-regina-ziegler) die interne Staatsveranstaltung aufgebrochen, was schon half, das Wissen um die bloße Existenz des Filmpreises weiter zu verbreiten. Die Veranstaltung erhielt einen Showcharakter und wurde im Fernsehen übertragen. Wir zündeten dann mit unserer Partnerfirma [Schwanstein Entertainment](/company/schwanstein-ag) und unserem künstlerischen Leiter [Stephan Reichenberger](/person/stephan-reichenberger_a) Phase zwei und schufen eine einheitliche CI, einen einheitlichen Webauftritt mit Archiv, eine Statuette mit Wiedererkennungswert und ließen ihr vom Publikum einen Namen - Lola - geben, und wir führten die Nominierungsveranstaltung im Frühjahr ein. Und vor allem bemühen wir uns, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, dass es sich hier um den am höchsten dotierten deutschen Kulturpreis handelt. Der Filmpreis ist ein Spagat, die Geehrten zu feiern, ihn aber auch als Tool zu nutzen, um den deutschen Film noch weiter in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Dazu gehört auch die Einführung des Publikumspreises, bei dem uns unsere Partner "TV Spielfilm", SAT.1, Mercedes Benz und die Hypo-Vereinsbank unterstützen. Die Teilnehmerzahl am Publikumspreis ist in den vier Jahren seines Bestehens kontinuierlich gewachsen. Das bedeutet, dass die Maßnahmen, die wir 1999 begonnen haben, nun richtig zu greifen anfangen.


BF: Irritationen entstehen dadurch, dass Filme nominiert werden, die noch keinen Kinostart hatten. In diesem Jahr "[Der Felsen](/movie/der-felsen)" und "[Halbe Treppe](/movie/halbe-treppe)".


MH: Beide Filme liefen auf der [Berlinale](/company/internationale-filmfestspiele-berlin), das qualifiziert sie laut Reglement, und sie wurden beide breit diskutiert und erhielten so eine Öffentlichkeit. Angenommen sie erhalten einen Preis, so können sie mit diesem zum Start werben. Das können Filme, die bereits durch sind, nicht mehr.


BF: Dieses Jahr wird SAT.1 den Deutschen Filmpreis ausstrahlen. Der Sender hat Erfahrungen mit Shows und wird die Gala am Sonntag zur Primetime ausstrahlen. Wie verlief die Kooperation?


MH: Es ist das erste Mal, dass die Filmpreis-Gala zur Primetime ausgestrahlt wird. Um 20.15 Uhr werden in einer einstündigen Zusammenfassung die Highlights zu sehen sein und in der Nacht die komplette eineinhalbstündige Gala. Das spricht für das große Engagement von SAT.1, für das ich [Martin Hoffmann](/person/martin-hoffmann_b) als Geschäftsführer des Senders danken möchte, der sich stark für diese Programmierung eingesetzt hat. Bei der Gestaltung der Show - also Präsentationsfläche und Inhalte der Acts - gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Sender, und diese verläuft hervorragend. Zu den Acts möchte ich aber noch nichts sagen, um die Spannung zu halten, nur so viel: Wir werden wieder einen internationalen Musikstar dabei ha-ben und wir werden versuchen, das Frontalkonzept aufzubrechen, um eine andere Form der Preisübergaben zu haben. Dabei werden wir behutsam mit dem Raum des Tempodroms spielen.


BF: Welche Vor- und welche Nachteile hat das Tempodrom gegenüber der Staatsoper Unter den Linden?


MH: Zuerst die Sitzkapazität, die mit 2000 Plätzen doppelt so hoch ist, sodass nun mehr Filmschaffende, Galagäste, Journalisten und Fotografen die Atmosphäre der Verleihungszeremonie live erleben können. Die Staatsoper hat uns am Herzen gelegen, doch wollen immer mehr an der Gala teilnehmen. Außerdem stehen uns die Außenflächen an der Staatsoper nicht mehr zur Verfügung. Wir denken, dass von der Größe her das Tempodrom mit seiner Zeltform ein angemessener künftiger Austragungsort sein wird, und wir haben ein Konzept entwickelt, das angepasst an das Gebäude eine glanzvolle Feier für den deutschen Film erwarten lässt.


Ganzjahresveranstaltung


BF: Wie viele Leute sind wie lange mit dem Deutschen Filmpreis beschäftigt und was kostet der Spaß?


MH: Es ist eine Ganzjahresveranstaltung. Für das Kernteam sind es sechs Monate Vorbereitung. Daneben gibt es ein ständiges Büro, denn vor der Show ist nach der Show. Ständig gibt es Anfragen nach Ausschnitten, für Präsentationen, Fotos oder dergleichen. Insgesamt müssen jedes Jahr 24 Clips für die Nominier-ten geschnitten werden, was eine unglaubliche Zeit für die Vorbereitung und Sichtung in Anspruch nimmt. An der Verleihungsveranstaltung sind über 60 Firmen beteiligt und am Abend der Gala arbeiten oder haben 1200 Personen für die Veranstaltung gearbeitet. Finanziert wird die Veranstaltung über Sponsoren und Fernsehlizenzen. Das BKM gibt die Preisgelder und darüber hinaus einen Anteil an der Veranstaltung, der sich unter zehn Prozent hält.


BF: Wie geht es weiter?


MH: Nach drei Jahren und einem Jahr Option ist unser Vertrag nun ausgelaufen. Wir haben uns mit einem Konzept für die kommenden drei Jahre erneut beworben und würden den Weg, den wir bereitet haben, gern weitergehen.

Martin Hofmann zur Organisation der Preisverleihung: "Filmpreis stärker ins Bewusstsein rücken"