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Kino

Blickpunkt:Film: Ist "Ein tödliches Verhältnis" die Antwort eines amerikanischen Regisseurs auf die deutsche Beziehungskomödie?

Michael Bartlett: Viele sagen, daß sie keine Lust mehr auf Beziehungskomödien hätten. Jetzt kommt einer wie ich und dreht etwas anderes, und schon gibt es die ersten Stimmen, die damit nichts anfangen können.

BF: Es gab Kritiken, die dem Film nicht wohlgesonnen waren...

MB: Ja, der Bonus, den man als Erstlingsregisseur bekommt, fiel bei mir weg. Ich habe die meisten Kritiken gelesen, viele sind von schlechter Qualität. Ich konnte daraus nichts lernen. Manche Kritiker wollten sich damit nur profilieren.

BF: Wäre es in Ihrer Heimat einfacher gewesen?

MB: Meine Ausbildung habe ich am American Filminstitute bekommen, finanziell unterstützt wurde ich aber von Deutschland. Für mich wäre es nicht richtig gewesen, den Film in den Staaten zu realisieren. Ich lebe schon seit Jahren in Berlin und wollte meinen Beitrag leisten. Ich kenne die deutsche Seele und verstehe das amerikanische Filmhandwerk. Beides wollte ich mit "Ein tödliches Verhältnis" kombinieren.

BF: Warum sind Sie vom Titel "Das Mädchen, das vom Baum fiel" abgekommen?

MB: Meine Produzentin Susan Nielebock meinte, der alte Titel würde zu sehr nach Kinderfilm klingen - und das ist dieser Film wahrlich nicht. Frau Nielebock gehört zu den Profis, und ich habe ihr voll und ganz vertraut. Sie hat sich während des ganzen Entstehungsprozesses sehr für mich eingesetzt. Andere hätten die Geschichte in irgendwelchen Wohnungen gedreht. Mir wurde in Babelsberg ein Studio zur Verfügung gestellt, wo die Inneneinrichtungen mit großem Aufwand aufgebaut wurden. Manche Kameraschwänke wären gar nicht möglich gewesen, wenn man nicht bewegliche Wände gehabt hätte.

BF: Sind Sie mit dem Budget von vier Mio. Mark und 32 Drehtagen gut zurecht gekommen?

MB: Welcher Regisseur würde sich nicht mehr Zeit und Geld wünschen. Aber es hat gereicht. Susan Nielebock hat mir viele Überstunden gewährt, die zusammengerechnet die vorgegebene Drehzeit sogar übersteigen.

BF: Welche Rolle spielt für Sie die Musik als ehemaliger Orchestermusiker?

MB: Eine sehr große Rolle. Wenn ich Musik höre, entstehen Bilder in meinem Kopf. Demenstsprechend lasse ich mich von ihr inspirieren. Während der Dreharbeiten ließ ich Musik laufen, die der Filmmusik sehr ähnlich war, um Stimmung und Gefühl zu erzeugen.

BF: Wie haben Sie sich die Darsteller ausgesucht?

MB: Dominique Horwitz sieht man leider nur selten im Kino, obwohl er ein großer Schauspieler mit dieser intensiven Wucht ist. Julia Jäger wollte ich von Anfang an haben, wußte aber noch nicht für welche Rolle. Darunter hat sie sehr gelitten, wofür ich mich hiermit nochmals öffentlich entschuldigen möchte. Sie hätte beide Frauen spielen können. Als ich dann Floriane Daniel gewinnen konnte, war klar, daß Julia nur Lisa spielen konnte - die Rolle, die sie gleich zu Beginn haben wollte.

BF: Werden Sie weiter für Rialto arbeiten?

MB: Sehr gern sogar. Für Horst Wendlandt habe ich gerade ein neues Drehbuch geschrieben, ein absoluter Schocker im Stil von "Halloween". Ich würde gern einmal bei einer romantischen Komödie wie "Schlaflos in Seattle" Regie führen, um zukünftig nicht in die Schubladen Psycho-Thriller oder Autorenfilmer gesteckt zu werden.

Michael Bartlett zu "Ein tödliches Verhältnis'