Mike Hodges stellt Gangsterdrama fertig
Mit "Get Carter" schuf Regisseur Mike Hodges 1971 den ultimativen britischen Gangsterfilm. Sein neuer Film "I'll Sleep When I'm Dead" verspricht, der zum Klischee gewordenen Figur des brutalen Verbrechers im schnittigen Anzug neuen psychologischen Tiefgang und dramatische Spannung zu geben.
Clive Owen ("Croupier", "Gosford Park") spielt in dem Film, der mittlerweile in London abgedreht wurde, einen Ex-Gangster, der nach einer Familientragödie nach London zurückkehrt, um Rache zu nehmen. "Fast alle meine Filme spielen in der Unterwelt, doch im Vergleich zu 'Get Carter' gibt es in diesem Film wesentlich weniger Gewalt. Seit 'Get Carter' hat sich die Gesellschaft und auch die Rolle des Mannes grundlegend verändert. Diese Veränderungen in der Männerrolle und die Probleme, die sich daraus ergeben, interessieren mich sehr", erklärt der 70-jährige Hodges und fügt hinzu: "Mich fasziniert die Unterwelt, weil mir die emotionalen Probleme dort so viel realer erscheinen als die der Mittel- und Oberklasse, aus der ich selbst stamme. Als ich während meiner Armeezeit als Matrose auf einem Schiff gearbeitet habe, wurden mir die Augen geöffnet. Ich war schockiert, aber gleichzeitig mochte ich die Menschen, die ich kennen lernte. Seitdem hat sich meine Sichtweise grundlegend verändert. Ich kann die Welt nicht mehr ansehen, ohne sie von unten zu betrachten." So ist "I'll Sleep When I'm Dead" nicht nur Thriller, sondern auch psychologisches Drama, in dem der zentrale Konflikt darin besteht, ob ein Mann sich von der Rolle des Gewalttäters, die ihm durch seine Herkunft in die Wiege gelegt wurde, trennen kann. "Die Geschichte ist spannungsgeladen und die Dialoge sind sehr knapp. Die Handlung wird in erster Linie visuell und emotional erzählt", sagt Hodges. Owen, der von der Presse schon als neuer James Bond gehandelt wird, überrascht mit neuem Look: mit langen Haaren und Vollbart. Hodges hatte Trever Prestons Drehbuch erstmals 1997 während der Dreharbeiten zu "Croupier" gelesen und schon damals seinen Hauptdarsteller Owen gefragt, ob er die Titelrolle spielen wolle. Nachdem "Croupier" trotz glänzender Kritiken in der Versenkung zu verschwinden drohte und Hodges fast das Regieführen an den Nagel hängen wollte, verhalf US-Produzent Mike Kaplan dem Film zu einem US-Verleih und internationalem Erfolg. So entschloss sich Hodges, mit Kaplan als Produzent doch noch "I'll Sleep When I'm Dead" zu verwirklichen. "Ich habe ein schönes Leben auf dem Land und muss nicht unbedingt irgendwo in der Kälte sitzen und Regie führen. Nachdem aber 'Croupier' in den USA so gut ankam, habe ich mich entschlossen, weiterzumachen", sagt Hodges.