Monika Lindner führt seit Jahresbeginn ORF
Seit Neujahr wird erstmals im deutschsprachigen Raum eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt von einer Frau geleitet. Monika Lindner, die 57-jährige bisherige Landesintendantin des ORF in Niederösterreich, übernahm das ORF-Zepter.
Entsprechend dem neuen Gesetz hatte der ORF-Stiftungsrat am 21. Dezember fünf Bewerber als Kandidaten für das neue Amt des Generaldirektors nominiert. Dazu gehörten neben Lindner und dem bisherigen Generalintendanten Gerhard Weis (seit 1998) noch Wolfgang Lorenz (Chef der ORF-Programmplanung), Wolfgang Vyslozil, (Geschäftsführer der Nachrichtenagentur APA) und ORF-Moderator Günther Ziesel. Monika Lindner erhielt gleich im ersten Wahlgang mit 22 von 35 Stimmen die erforderliche Mehrheit. Bereits am Vorabend der Abstimmung hatten sich die "Freundeskreise" von ÖVP (16 Stiftungsräte) und FPÖ (sieben Stiftungsräte) auf Lind-ner als Kandidatin geeinigt. Monika Lindner gilt als kompetente "Paradefrau" im ORF. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie mit Promotion kam die 1944 in Gleiwitz geborene und in Tirol aufgewachsene Kaufmannstochter 1974 als freie Mitarbeiterin zum ORF. 1979 wurde sie Leiterin der ORF-Pressestelle unter Pressechef Gerhard Weis, als dessen Ziehkind sie lange Zeit galt. 1981 wechselte sie in die Stabsstelle Planung und Koordination. Später leitete sie die Vorabendsendungen"Wir" und "Willkommen Österreich". 1998 wechselte Lindner auf Weis' Wunsch zum ORF Niederösterreich. Lindner wird - obwohl parteilos - ein gutes Verhältnis zu Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und zum niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bescheinigt. Besonders Schüssel und Teile der FPÖ wollten eine Wiederwahl von Weis verhindern, der ihnen zu unabhängig geworden war.