Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: IEG war an der Produktion von Filmen wie "[Traffic](/movie/traffic-macht-des-kartells)" oder "[Gangs of New York](/movie/gangs-of-new-york)" mit beteiligt. Braucht die IM Internationalmedia AG diese Palette nicht mehr?

Moritz Bormann: Als wir die IEG kauften, gab es noch einen ganz anderen Auslandsmarkt. Es machte Sinn, unsere Filme unter zwei Labels zu verkaufen. Mittlerweile haben IEG und die Intermedia die Zahl der Produktionen eingeschränkt und arbeiten stärker mit den Studios zusammen. Auslandsdeals gibt es nur noch in begrenztem Maße. Hinzu kommt, dass die Transaktion für uns finanziell sehr interessant war, wir sparen einen Cash-Betrag von 40 Mio. Dollar.

BF: Dass der Internationalmedia auf Grund des gefallenen Aktienkurses von IEG ein Buchverlust von 67,5 Mio. Dollar entsteht, stört Sie nicht?

MB: Es ist eben ein reiner Buchverlust. Die Transaktion hat einen positiven Cash-Effekt. Und der ist entscheidend.

BF: Wie ist Ihr Verhältnis zu den neuen IEG-Eignern?

MB: Ich bin mit Graham King eng befreundet. Und dieser Verkauf deckte sich auch mit der neuen strategischen Ausrichtung von IEG. Nachdem die Firma als Auslandsvertrieb begonnen hatte, ging sie immer mehr zum Produzieren über. IEG kann sich jetzt auf die Produktion konzentrieren und mit dem Namen der Firma ihre Kreditlinien aufrechterhalten.

BF: 2003 machte die IEG einen Verlust von 8,7 Mio. Dollar. Hatte der auch etwas mit Ihrer Entscheidung zu tun?

MB: Man hat immer mal schlechte und gute Jahre. Natürlich wäre der Verkaufspreis noch höher gewesen, wenn die IEG im letzten Jahr sechs, sieben Filme verkauft hätte. Aber das änderte nichts an den tatsächlichen Gründen für die Transaktion. Auslandsverkäufe wie früher sind heute nicht mehr denkbar. Denn der Markt hat sich in zwei gegensätzliche Sektoren gesplittet: die kleinen, unabhängigen Produktionen und die großen Tentpole-Produktionen, die mit den Studios gemacht werden.

BF: Und Sie setzen jetzt auf die Blockbuster wie "[Terminator 3](/movie/terminator-3-rebellion-der-maschinen)" oder "[Alexander](/movie/alexander)"?

MB: Wir haben auch ganz kleine Filme mit einem Budget von unter 20 Mio. Dollar wie "[If Only](/movie/if-only)". Bei den Großproduktionen brauchen wir ein einzigartiges Konzept, eine Starbesetzung oder einen der wenigen Top-Regisseure.

BF: Was kommt als Nächstes?

MB: Die Postproduktion von "Alexander" soll bis Mitte September abgeschlossen sein. Über weitere Projekte möchte ich mich nicht äußern, solange sie nicht in Produktion sind. Als unser "Basic Instinct 2" wenige Wochen vor Drehbeginn platzte, wurden wir speziell in der deutschen Presse angeschossen. Der Aktienkurs brach daraufhin ein, obwohl uns keinerlei Verlust entstand.

BF: Wie steht es um die Pläne für "Terminator 4"?

MB: [Jonathan Mostow](/person/jonathan-mostow), [Michael Ferris](/person/michael-ferris) und [John Brancato](/person/john-d-brancato) arbeiten gerade an einem Drehbuch.

BF: Welche Rolle wird der "[Gouvernator](/person/arnold-schwarzenegger)" darin spielen?

MB: Das ist alles offen. Ursprünglich gab es eine Absprache, dass er ein Cameo übernimmt, sofern es in den Film passt. Wir haben nicht verwendetes Material aus dem dritten Teil, das wir benutzen dürfen. Doch im Endeffekt wollen wir eine Grundlage für eine neue Franchise mit drei weiteren Filmen entwickeln. Dafür werden wir speziell die Zeitreise-Elemente nutzen.

BF: Wie viele Filme wollen Sie in diesem Jahr noch machen?

MB: Das Ziel wäre es, vier Produktionen zu starten. Aktuell haben wir fünf, sechs Projekte auf der Rampe, wo wir mit Studios, Schauspielern, Regisseuren verhandeln und zum Teil schon in der Vorproduktion stehen.

BF: Die Produktionskosten für Studiofilme sind alarmierend angestiegen. Können Sie als Major-Indie diesem Trend entkommen?

MB: Sie können versuchen, immer ein bisschen besser zu sein als die Studios. Alle, die mit uns zusammenarbeiten, wissen, dass bei uns das Geld nicht mit goldenen Schäufelchen aus dem Fenster geworfen wird. Bei den großen Blockbustern bleibt uns nichts anderes übrig, als einem Star seine normale Gage zu zahlen.

Moritz Bormann über die Zukunft von Internationalmedia