Nach Tele 24 wird auch TV 3 eingestellt: Schweiz jetzt ohne Privatfernsehen
Keine fröhliche Weihnachten für das Schweizer Privatfernsehen. Tele 24 musste bereits Ende November schließen und der Unterhaltungskanal TV3 hat den Betrieb am 22. Dezember eingestellt. Damit gibt es in der Schweiz vorerst kein nationales Privatfernsehen mehr.
Mit der Schließung der beiden nationalen privaten TV-Sender geht ein Stück Schweizer Mediengeschichte zu Ende. Der Nachrichten- und Talkshow-Sender Tele 24 des Züricher Radio- und Fernsehpioniers Roger Schawinski, der seit drei Jahren im Netz ist, war eine nationale Institution. Der Unterhaltungskanal TV 3 mit seinem Chef Jürg Wildberger, der vor etwas über zwei Jahren startete und ebenfalls in der gesamten Deutschschweiz empfangen werden konnte, war mit seinem Vollprogramm die einzige wirkliche einheimische Konkurrenz für das subventionierte Schweizer Fernsehen mit SF 1 und SF 2. TV 3 hat sein ambitioniertes Ziel - einen MA von zehn bis 15 Prozent und damit Platz zwei hinter SF 1 - nie auch nur annähernd erreicht. Nach einem schleppenden Start ging es dank der Reality-Formate zwar deutlich bergauf mit einem MA von zeitweise bis zu zehn Prozent. Aber im Schnitt kam TV 3 nie über die Fünf-Prozent-Hürde hinaus. TV 3 war ein Joint Venture des Züricher Medienkonzerns Tamedia mit SBS. Anfang 2001 stieg das US-luxemburgische Unternehmen aus, der Sender wurde seitdem von Tamedia allein weiter geführt. Die Wende trat dann Ende August ein, als Roger Schawinski überraschend seine Belcom Holding an Tamedia verkaufte. Der Deal bedeutete das Aus für Tele 24, weil Tamedia neben TV 3 nicht noch einen zweiten defizitären Sender betreiben wollte. Dass Tamedia kurz darauf nun auch TV 3 aufgibt, war ein Schock für die Schweizer Medienszene. Die rückläufigen Werbeeinnahmen dieses Jahres haben mit zum Niedergang der beiden Schweizer Privatsender beigetragen. Hauptschuldiger am Scheitern ist laut Schawinski aber die Schweizer Gesetzgebung: "Unter den Bedingungen, die wir heute haben, hat ein nationales Privatfernsehen keine Chance", sagt er. Schawinski hatte sich seit jeher dafür eingesetzt, dass nicht nur SF 1 und SF 2, sondern auch private Radio- und Fernsehstationen staatliche Gebühren erhalten. Dazu kommt ein weiteres Problem. "Die inländischen Sender werden gegenüber ausländischen Programmen, die in der Schweiz verbreitet werden, stark diskriminiert", sagt Jürg Wildberger von TV3. In der Schweiz herrschen strenge Werberegeln, die etwa bei Sendungen unter 90 Minuten die Unterbrecherwerbung verbieten. Nach Ansicht des Kommunikationsministeriums in Bern sind jedoch der kleine Medienmarkt und die starke ausländische Konkurrenz die Gründe, welche die beiden Privatsender zum Aufgeben gezwungen haben. Profitieren von dem "Aus" für die einheimischen Privaten dürften auch die deutschen Sender, die zuletzt Marktanteile an TV 3 und Tele 24 verloren hatten.