Blickpunkt:Film

Kino

Wie intensiv verfolgen Sie die aktuelle Diskussion zum Thema Urheberrecht?
Natürlich verfolge ich Diskussionen und Bestrebungen, die uns die Grundlage unserer Arbeit entziehen.

Inwieweit sehen Sie das Urheberrecht als reformbedürftig?
Produzenten müssen endlich ein Urheberrecht erhalten, wie in den USA oder anderen Ländern üblich.

Was sind Ihre eigenen Erfahrungen mit Urherrechtsverletzungen?
Ich habe etwa die "Bibi Blocksberg"- oder "Die Wilden Hühner"-Filme auf illegalen Downloadportalen wiedergetroffen. Das sind die Diebstähle, von denen ich weiß. Da gibt es sicher noch jede Menge Grauzonen bei anderen Filmen!

Wie schätzen Sie die viel diskutierte Unterscheidung der Stellung der Kreativen und der Verwerter ein?
Wenn mit Verwerter die großen Online-Portale gemeint sind, dann gibt es hier tatsächlich sehr unterschiedliche Interessen, die nicht so leicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können, vor allem wenn man sich die Kommentare zu dem Urteil [GEMA](/company/gema) gegen Youtube im Netz ansieht. Da denkt man, ein neuer Krieg bricht aus. Ansonsten sind Filmverwerter und Kreative gemeinsam betroffen und es würde ihnen guttun, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
Sollten sich Kreative mehr engagieren?
Natürlich. Es muss eine breite Basis der Urheber geschaffen werden. Und vor allem müssen die Berufsverbände informieren. Ich habe kürzlich einer jungen Schauspielerin auf Facebook erklären müssen, dass sie mit ihrer Haltung gegen ACTA dabei ist, ihre eigene Berufsbasis zu untergraben. Und dabei ist ACTA ja nur der kleinste, gemeinsame europäische Nenner.

Sollte sich die Politik mehr engagieren?
Abgesehen von unserem unermüdlich für uns eintretenden Kulturminister Bernd Neumann, kenne ich nur wenige Politiker, die sich für dieses Thema einsetzen. Vor allem schweigt die Bundesjustizministerin beharrlich nach außen. Tut sie das aus Angst, dass ihre Partei noch mehr Stimmen von jungen Wählern an die Piraten abgeben muss? Sie muss sich aber engagieren, denn das Ganze ist ja nicht die Idee von ein paar lustigen, manchmal nicht unsympathischen Piraten, sondern eine konzertierte Aktion der größten Onlineportale, die dann mit unseren - in Zukunft - kostenlosen Inhalten Milliarden scheffeln.

Welche Möglichkeiten sehen Sie allgemein zur Verbesserung der Situation für Urheber?
Die Diskussionen im Augenblick helfen auf jeden Fall ein Bewusstsein zu schaffen, dass kreative Arbeit nicht umsonst sein kann. Ich finde, dass das Web bei den großen Befreiungsbewegungen z.B. im arabischen Frühling eine wichtige, politische Rolle gespielt hat und auch in Zukunft spielen wird. Aber eine Welt mit ausschließlich kostenloser Webkultur mag ich mir nicht so recht vorstellen. Qualität hat ihren Preis.

Nachgefragt bei Uschi Reich: "Gemeinsame Strategie"

Uschi Reich||Uschi Reich ist seit 1996 Geschäftsführerin Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH und feierte insbesondere mit Kinder- und Jugendfilmen große Erfolge., wie etwa mit den Erich-Kästner-Adaptionen "Pünktchen und Anton", "Emil und die Detektive" und "Das fliegende Klassenzimmer" oder Reihen um "Bibi Blocksberg" und "Die wilden Hühner", die alle ein Millionenpublikum erreichten. Reich agiert bei ihren Projekten häufig auch als Koautorin.