Blickpunkt:Film

Kino

[Oliver Masucci](/person/oliver-masucci), zuletzt im spannenden [ARD](/company/ard-gemeinschaftsprogramm-erstes-deutsches-fernsehen)-Mehrteiler [„Herrhausen“](/person/) zu sehen, feierte vergangenen Freitag in München die Weltpremiere der Adaption des Jugendbestsellers „[Woodwalkers](/movie/woodwalkers-carags-verwandlung)“ und verrät, wie er sich am liebsten auf Rollen vorbereitet und weshalb ihn das Theater so geprägt hat.


**Wie wichtig sind Kinderfilme für Sie als Schauspieler und die deutsche Branche?**

Die Kinderfilme sind unglaublich wichtig für mich, weil sie für
mich persönlich das Publikum ist, was dann später ins Kino geht und sagt den Typen
kenne ich aus „Woodwalkers“. Der hat vielleicht eine Entwicklung gemacht,
oder damals fand ich den da gut. Der Nachwuchs ist nämlich total wichtig. Deswegen versuche ich mir hier auch dieses Publikum zu erspielen, damit ich den Menschen weiter im Kino begegne. In Frankreich gibt es das Unterrichtsfach Film. Deswegen lieben die Franzosen ihre Schauspieler, Stars und ihr Kino, weil die das von klein auf lernen. In Deutschland ist das leider Ländersache, da kann man nicht einheitlich entscheiden, aber wir sollten eigentlich das Unterrichtsfach Film haben. Was gibt es Schöneres als in der Schule ein oder zweimal in der Woche einen Film zu schauen und nachher drüber zu reden? Das vereint, schafft Emotionalität und bindet und auch in einer Art von klein auf an die heimischen Produktionen. Deswegen finde ich, ist es total wichtig weiterhin Filme für die Kinder zu machen.

**Zuletzt spielten Sie einen Bankmanager in „Herrhausen“ und heute feiern Sie die Premiere des Kinderfilms „Woodwalkers“, in dem es um Gestaltenwandler geht. Schauspieler sind in gewisser Weise auch Gestaltenwandler, da sie immer wieder in neue Rolle schlüpfen, wie gehen Sie mit den einzelnen Verwandlungen um?**

Nicht in gewisser Weise, ich bin ein Gestaltenwandler! Als Schauspieler setzt man immer alles in Bezug zur Rolle. Es ist ein bisschen selbst hypnotisch. Wenn du dir zum Beispiel etwas kaufen willst. Sagen wir mal ein gebrauchtes Auto, einen grauen Mercedes. Dann siehst du auf einmal nur noch diesen einen grauen Mercedes auf der Straße herumfahren, egal wohin du schaust, weil du dich eben darauf fokussierst. Genauso ist es mit Rollen. Deswegen versuche ich eigentlich relativ spät in die Rolle einzusteigen, weil sie mich dann im Alltag total besetzt. Alles, was dann in der Zeit passiert, nehme ich in Bezug zur Rolle, weil ich mich damit beschäftige. Auch macht auf einmal alles Sinn, dass ich zufällig bestimmten Personen über den Weg laufe, über das Fleischessen nachdenke und so weiter. Eigentlich gibt es kein wirkliches Rezept. Manchmal sieht auch jemanden und sagt sich beim nächsten Film spiele ich den oder die und dann schaut man, dass es irgendwie zusammen passt, und irgendwie geht das immer. Man kann auch Schauspielen nicht von A über B nach C durchstrukturieren. Wir Menschen sagen immer das eine und tun das andere. Wir sind auch nicht das, was wir behaupten zu sein. Insofern kannst du bei einer Figur auch immer das Gegenteil machen und es funktioniert trotzdem.

**Inwiefern hat das Theater Ihren Werdegang beeinflusst?**

Das Theater hat mich sehr beeinflusst, weil ich da einfach alles gelernt habe,
was ich heute kann. Vor allem konnte ich mich ausprobieren. Du stehst oft mit
unfertigen Stücken auf einer Bühne. Da sitzt ein Zuschauer und das Ding ist noch nicht
fertig und die wollen jetzt die Performance sehen. Und dann erspielst du dir das erst im
Laufe der Vorstellung. Dadurch lernst du aber von der Selbstbeobachtung
wegzugehen und einfach zu machen. Wenn du nur drehst, dann hast du mal 20, zehn oder fünf
Tage zum Schauspielen, dann ist das ein bisschen wenig auf ein Jahr gerechnet, wo
man sich dann wirklich ausprobieren kann. Im Film muss man zum Beispiel eher alles weg nuscheln, also sprich normaler reden wie wir uns unterhalten und nicht wie im Theater artikulieren, damit es jeder verstehen kann, denn die Bühne ist immer eine Überhöhung. Das heißt, du lernst als Schauspieler am Theater am meisten, weil du einfach loslassen und spielen musst. Das erlernte muss man dann versuchen in den Film zu übertragen. Manche können das, anderen fällt es schwerer. Das ist dann eine Frage, wie man mit der Kamera umgeht oder wie man loslassen kann.


**Oliver Masucci**

Der gebürtige Stuttgarter studierte nach seinem Abitur an der Hochschule der Künste Berlin, ehe er sich nach Stationen in München, Zürich, Bochum, und Salzburg im Jahre 2009 dem Wiener Burgtheater anschloss und dort bis 2016 fest zum Ensemble gehörte. Größere Bekanntheit erlangte Masucci durch seine Rolle als „Ares de Saintclair (2004)...

Oliver Masucci : „Das Theater hat mich sehr beeinflusst“