Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Kam der Ruf nach München für Sie überraschend?

Andreas Gruber: Nein, nicht wirklich. Die Besetzung einer Leitungsstelle und Professur ist üblicherweise ein längeres Verfahren. Ich war vorher sehr gern in Köln und habe dort Drehbuch unterrichtet. Nachträglich hat man mich dann zum Berufungsverfahren eingeladen. Die Entscheidung der Hochschule fiel wohl ziemlich rasch, nur das Prozedere hat noch etwas mehr Zeit in Anspruch genommen.

BF: Sie sind jahrelang als Autor und Regisseur tätig gewesen. Wo sehen Sie heute den besonderen Anreiz in der Lehrtätigkeit?

AG: Die Auseinandersetzung mit Studenten ist besonders herausfordernd und viel virulenter als der tagtägliche Industriebetrieb. Ich habe das für mich in Köln entdeckt und meine, dass man als Dozent mindestens genauso viel lernt wie als Student. Es ist im Prinzip ein Geben und Nehmen.

Alle zwei Jahre eigene Projekte realisieren

BF: Ihr Unternehmen Provinz-Film International existiert demnach weiter?

AG: Ja, aber die Aktivität ruht. Ich möchte nur weiterhin kleinere Projekte, an denen mein Herzblut hängt, unbürokratisch abwickeln können. Und ich strebe an, ungefähr alle zwei Jahre eine Produktion auf die Beine stellen zu können. Gerade stehe ich vor der Fertigstellung eines sehr großen Kinoprojekts, meiner ersten schwarzen Komödie.

BF: Streben Sie an der HFF Veränderungen an?

AG: Die Frage stellt sich so nicht. Vielmehr geht es mir darum, welche Vorstellung man von Filmausbildung hat. Es gibt einen klaren Schwerpunkt, den ich in den Vorlesungen und dem Lehrangebot umzusetzen versuche. Durch die Bank ist doch in allen Filmausbildungen die inhaltliche Auseinandersetzung überlagert von einer sehr guten handwerklichen Ausbildung. Ich meine damit nicht, dass das Handwerk gegen den Inhalt auszuspielen ist. Es soll nur miteinander kombiniert werden.

BF: Sie fragen demnach also auch, welche Botschaft oder Aussage ein Film transportiert?

AG: Aussagen oder Botschaften, das ist mir eigentlich wieder zu hoch gegriffen. Ich biete ein Seminar an, in dem wir ein Verständnis für das Narrative entwickeln wollen. Nur wenn man den Connex im Wechselspiel zwischen Realität und Erzählung erhält, gibt es eine inhaltliche Auseinandersetzung. Der Beruf eines Filmemachers ist ein anderer als der eines Bäckers. Der gesellschaftliche Einfluss eines Filmemachers ist nicht zu unterschätzen.

BF: Die Münchner Filmwochen haben bekannt gegeben, das Internationale Festival der Filmhochschulen in diesem Jahr zu streichen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

AG: Innerhalb der Filmwochen ist im Rahmen der Neubesetzung bzw. Parallelführung der Leitungsfunktion für 2003 wohl entschieden worden, das Festival der Filmhochschulen nicht zeitgleich mit dem [Filmfest](/company/filmfest-muenchen) stattfinden zu lassen. Wir nehmen das weder kritiklos noch schicksalhaft zur Kenntnis, sondern es gibt ernsthafte Überlegungen - auch aus dem Blickwinkel der Genesis des Festivals her - eine Alternative zu entwickeln. Das Hochschulfestival war vor Jahren auf Initiative der Hochschule selbst entstanden und nur im Zuge von erhofften Synergieeffekten beim Filmfest eingegliedert worden. Mit einem neuen Konzept arbeiten wir - unabhängig vom Filmfest - an einem neuen Termin für dieses Jahr.

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BF: Soll sich die HFF auch physisch durch neue Gebäude vergrößern?

AG: Die bayerischen Minister Zehetmair und Faltlhauser haben ja bereits öffentlich dazu Stellung genommen. Wir freuen uns darauf, denn es soll direkt im Stadtkern, in der Nähe der Pinakothek, ein Gebäude mit mehr Raum für uns entstehen. Zurzeit liegt die Entscheidung auf der politischen Ebene und dann wird es eine internationale Ausschreibung geben, da der Ort natürlich sehr ambitioniert ist. Eine wunderbare Perspektive, die uns in unserer täglichen Arbeit anspornt.

Neuer HFF-Professor Andreas Gruber im Gespräch