Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Sie erzählen von einer griechischen Großfamilie in Chicago, eine autobiografische Geschichte?

Nia Vardalos: Ich habe eigene Erfahrungen mit Fiktionalem gemischt. Wie im Film habe auch ich einen Nicht-Griechen geheiratet und kenne die Reaktionen des Familienoberhauptes, weiß bestens über eine "Big Fat Greek Wedding" Bescheid. Nicht umsonst heißt die männliche Hauptfigur Ian wie mein Mann. Und Cousins, Onkel, Tanten und Freunde sind ziemlich real.

BF: Wie begann der Erfolg?

NV: Ich stand sechs Jahre in Chicago auf der Bühne, dann zogen mein Mann und ich nach Los Angeles und ich bekam keinen Job als Schauspielerin. Mit dem Mut der Verzweiflung haben wir unsere Ersparnisse zusammengekratzt und in die Show investiert, in ein kleines Theater mit 100 Plätzen. Meine skurrilen Familiengeschichten gefielen dem Publikum. Die einmal pro Woche geplante Show lief an fünf Abenden und zwei Shows freitags und samstags.

BF: Wie kam es zum Kontakt mit Rita Wilson und Tom Hanks?

NV: Rita Wilson besuchte die Show und sagte mir backstage, daraus machen wir einen Film. Mein Drehbuch lag fertig in der Schublade, ich hatte lukrative Angebote von anderen Produzenten abgelehnt, die wollten keinen griechischen, sondern einen italienischen bzw. hispanischen Hintergrund und mich auch nicht als Hauptdarstellerin einsetzen. Rita Wilson, selbst griechischer Abstammung, gab mein Drehbuch Tom Hanks, der sich die Show anguckte und mich einige Wochen später anrief.

BF: Waren Sie nicht eingeschüchtert von den "Großen" Hollywoods?

NV: Am Anfang war ich nervös, aber Tom Hanks ist total normal im Umgang mit anderen. Als wir das Skript aus finanziellen Gründen um 30 Seiten kürzen mussten, brachte jeder seine Vorschläge ein, wir haben diskutiert und eine Lösung gefunden. Ganz einfach.

BF: Was machte Ihnen am meisten zu schaffen?

NV: Mein Selbstvertrauen zu behalten und das Vertrauen, das Hanks, Wilson und [Gary Goetzman](/person/gary-goetzman) in mich setzten, nicht zu enttäuschen. Die drei bauten mich auf, glaubten an mich und das Skript. Ich habe mich oft in den Trailer zurückgezogen, meinen Kopf gegen die Wand gehauen und mir gesagt, aufwachen, du träumst. Desillusionierend war nur die Suche nach einem Verleih. 2000 beendeten wir die Dreharbeiten, aber kein Verleiher interessierte sich für das greek movie. Und das mit Tom Hanks als Produzenten. Der Film kam erst im April 2002 ins Kino.

BF: Mit über 222 Mio. Dollar Boxoffice. Hätten Sie sich so einen Erfolg vorstellen können?

NV: Nie und nimmer. Wir hofften, das Budget von fünf Mio. Dollar einzuspielen. Als wir die fünf Mio. erreichten, gingen unsere kühnsten Träume bis zehn Mio. Ich muss mich jetzt noch manchmal kneifen, damit ich weiß, alles ist wahr. Nicht zu vergessen: Ich bin am Gewinn beteiligt.

BF: Die Handlung spielt in Chicago, gedreht wurde in Toronto. Warum?

NV: Durch die Gewerkschaften wäre in Chicago das Budget auf zehn Mio. Dollar gestiegen. Wir drehten mit kanadischen und amerikanischen, sehr viel griechischstämmigen Schauspielern, der Schnitt fand in den USA statt. Die Kosten sind in Kanada einfach niedriger. Außerdem konnte die ganze Familie bei den Dreharbeiten dabei sein.

BF: Werden Sie weiter Drehbücher schreiben?

NV: Ich schreibe nur, um gute Rollen zu bekommen. Diese Sorge bin ich jetzt los. Es liegt noch ein Skript in der Schublade, das ab April realisiert wird. Ich will Menschen zum Lachen bringen und liebe Komödien. Es macht mich stolz, durch meinen Film griechische Mentalität und Kultur anderen näher gebracht zu haben. Selbst wenn der Ruhm verfliegt, an diese Erfahrung erinnere ich mich bis zum Lebensende.

BF: Möchten Sie nicht mal selbst produzieren oder Regie führen?

NV: Im Moment steht die Schauspielerei im Vordergrund. Ich mag gute starke Produzenten und Regisseure. Aber wer weiß, vielleicht lande ich mit meiner Energie in zehn Jahren bei der Regie. Zurzeit bereite ich eine Sitcom für CBS vor. Da kann ich Schauspieler anheuern, auch solche, die noch kämpfen müssen. Es gefällt mir, dass ich jetzt für andere et-was tun kann. Manchmal wird mir schwindlig von all dem Hype und Bussi-Bussi-Getue. Seit sieben Monaten wuseln Leute um mich herum, die mich vor einem Jahr nicht einmal angeguckt hätten. Ich führe mein Leben normal weiter. Sonst würden meine Geschichten nicht mehr stimmen.

Nia Vardalos zu "My Big Fat Greek Wedding"