Blickpunkt:Film

Kino

Eröffnungen von Festivals sind ja immer so eine Sache… Selten werden hier die ganz großen Kracher gezeigt. Oft sind es eher kleinere, unterhaltsam-nette Filme, die zwar keine Offenbarung sind, aber das Publikum zufriedenstellen und für einen gelungenen Auftakt sorgen.

Dem Oslo Pix Film Festival dagegen gelang in diesem Jahr tatsächlich ein großer Coup – der viel gelobte und in Cannes mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnete [„Sentimental Value“](/movie/sentimental-value) eröffnete das Festival. In den acht Jahren seit Gründung ist das der größte Eröffnungsfilm, den das Oslo Pix an Land ziehen konnte. Nachdem der Film auch schon auf diversen anderen Veranstaltungen gelaufen war, feierte er am Abend des 25. August endlich seine norwegische Premiere. Und die bekam zum Schluss sogar ein bisschen Cannes-Flair; will heißen, es folgte eine nicht enden wollende Standing Ovation.

Doch das zeigt selbstverständlich auch, wie begeistert das Publikum von dem Film und von [Joachim Trier](/person/joachim-trier) selbst war. Schon in der kurzen Zeit, die ich in Oslo verbringen durfte, ist deutlich geworden, wie sehr die Einwohner den Filmemacher schätzen – für sie ist er ein echter Star. Festivalchefin Ingrid Sølverud nannte ihn in ihrer Ansprache vor dem Film einen „Pionier, der dabei geholfen hat, die Stadt zu dem zu machen, was sie heute ist. Deine Filme, Joachim, haben verändert, wie Oslo von den Menschen hier und in anderen Ländern gesehen wird. Ich hoffe, du wirst unsere Stadt weiterhin als deine Leinwand verwenden.“

Beim anschließenden Empfang im (überaus schönen) Rathaus bezeichnete ihn Bürgermeisterin Anne Lindboe sogar als „einen der stadteigenen Poeten“. Das ist durchaus angebracht angesichts der Liebe, die er in seinen Filmen der Stadt und den Figuren gleichermaßen entgegenbringt. Versöhnlich sollen sie sein, wie er selbst sagt; kein Charakter solle rein böse oder gut sein. Gerade in polarisierenden Zeiten wie diesen sei das umso wichtiger. Worte, die man dieser Tage oft auf Festivals hört, und die umso mehr zeigen, wie wichtig Kunst ist – heute vielleicht mehr denn je.

*Aus Oslo berichtet Lea Morgenstern.*

Oslo Pix, Tag 1: Oslo liebt Joachim Trier!