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Blickpunkt:Film: Sie sind seit gut zwei Jahren Geschäftsführer. Was waren in dieser Zeit die wichtigsten Entwicklungen für den deutschen Discovery Channel?

Patrick Hörl: Ein wichtiger Schritt war sicherlich, das Joint Venture mit der Kirch-Gruppe zu beenden und zu einer 100-prozentigen Tochter der US-Mutter DCI zu werden. Als Discovery 1996 auf den deutschen Markt kam, war dieses Joint Venture eine sehr wichtige strategische Entscheidung. Wir mussten dann aber einen Weg finden, um auf dem deutschen Markt fortbestehen zu können, als die [KirchGruppe](/company/taurusholding-gmbh-und-co-kg) in die finanzielle Krise geriet. Die gesamte Entwicklung wurde zudem von den Problemen bei Premiere überschattet. Wir sind froh, dass die Umstrukturierung so erfolgreich absolviert worden ist.

BF: Wird es jetzt bei der Struktur mit DCI als alleinigem Gesellschafter bleiben?

PH: Wir haben nicht vor, daran etwas zu verändern. Es ergeben sich hieraus viele Synergie-Effekte. Uns bieten sich deutlich verbesserte Möglichkeiten, unsere verschiedenen Aktivitäten im Medienbereich zu bündeln und zu koordinieren. Neben dem Pay-TV-Programm auf Premiere haben wir ja auch diverse Präsenzen im Free-TV. Außerdem betreiben wir eine erfolgreiche Website und sind im Bereich Consumer Products sehr aktiv.

BF: Sie schreiben seit 2001 schwarze Zahlen. Welches sind Ihre wesentlichen Finanzierungswege?

PH: Für die Discovery Channel Betriebs GmbH haben wir in erster Linie zwei Einnahmequellen, die Abonnenmentgebühren und in wachsendem Maße auch Werbung. Während zuletzt der Werbemarkt für die Privatsender rückläufig war, haben wir uns kontinuierlich gesteigert. Der Bedarf nach neuen Werbeformen abseits des klassischen Spots wird größer. Diesen Markt wollen wir speziell bedienen. Mittelfristig möchten wir 50 Prozent unserer Einnahmen aus Werbung erzielen.

Bereits 90.000 Einzel-Abonnenten

BF: Discovery kann auch einzeln abonniert werden. Wie sind Sie mit dem Erfolg zufrieden?

PH: Dies ist für uns weltweit eine neue Erfahrung. Obwohl Discovery Channel in 155 Ländern aktiv ist, hat es diese Art der Vermarktung bislang nirgendwo gegeben. So gewinnt man Kunden, die sehr viel gezielter schauen und höhere Ansprüche an das Programm stellen. Die Bindung ist eher vergleichbar mit der beim Abonnement eines Printmagazins. Diese Erfahrung ist für uns ebenso spannend wie erfolgreich: Es gibt bereits 90.000 Einzel-Abonnenten für Discovery.

BF: Wie wichtig sind Ihnen Free-TV-Präsenzen wie bei [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) und [N24](/company/prosiebensat1-tv-deutschland)?

PH: Wir möchten Discovery Channel als die Hausmarke für interessantes Factual Entertainment etablieren. Da in Deutschland Pay-TV nur sehr langsam gestartet ist, müssen wir die Marke in verschiedenen Medien ins Bewusstsein der Zuschauer bringen. Dies gilt neben Free-TV auch für den Online-Bereich. Unsere Website kommt auf über eine Mio. Page Impressions im Monat.

BF: Sehen Sie Potenzial im digitalen Ausbau des Kabels?

PH: Für uns gibt es momentan ein anderes Hauptthema: Wir haben in den meisten Ländern, auch in Europa, mehrere Kanäle. Deutschland ist da eher die Ausnahme. Es gibt viele weitere erfolgreiche Discovery-Marken wie TLC, Animal Planet, Health Channel oder Discovery Times. Zumindest Animal Planet möchten wir in absehbarer Zeit auch hierzulande etablieren. Uns liegen bereits medienrechtliche Genehmigungen für vier weitere Programme in Deutschland vor.

BF: Können Sie Ihr Programm spezifisch auf den deutschen Markt zuschneiden?

PH: Prinzipiell sind wir völlig frei in der Entscheidung, woher wir unser Programm beziehen. In unserem Bereich ist es aber nicht anders als beim Fiction-Film auch: Wenn Sie große, aufwändige Produktionen wie etwa [James Camerons](/person/james-cameron) "[Bismarck](/movie/james-camerons-expedition-bismarck)" bieten wollen, können Sie diese ohne internationale Partner nicht stemmen. Es gibt Projekte, die nicht mehr unter 500.000 Dollar pro Stunde realisierbar sind. Innerhalb der Discovery-Familie ist die internationale Zusammenarbeit institutionalisiert. Wir besprechen uns mehrfach wöchentlich in Telefonkonferenzen. Es gibt kein Einbahnstraßensystem, bei dem wir alle Programme aus den USA erhalten und dann einfach nur abspielen. Wir realisieren auch deutsche Eigenproduktionen und stehen Koproduktionen mit Free-TV-Sendern immer aufgeschlossen gegenüber.

Zusammenarbeit mit deutschen Produzenten

BF: Inwieweit werden Sie von deutschen Dokumentarfilmern und -produzenten als Plattform wahrgenommen?

PH: Wir suchen sehr intensiv diese Zusammenarbeit. Dazu gehört auch unsere Beteiligung an der Fortbildungsinitiative [Discovery Campus](/company/documentary-campus). Hier sprechen wir gezielt Filmemacher an, die bereits ein gewisses Niveau erreicht haben und nun den Bereich internationale Koproduktion kennen lernen möchten. Letztlich ist ein solcher Betrieb wie Discovery Channel von guten Ideen abhängig. Wir haben keine eigenen Produzenten, sondern arbeiten weltweit mit Unabhängigen zusammen. An den Produktionen beteiligen wir uns, erwarten aber in der Regel auch, dass der Produzent zur Findung weiterer Finanzierungsquellen beiträgt.

Patrick Hörl über den deutschen Discovery Channel