Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Woher rührt Ihr Interesse daran, Komödien zu drehen?


Peter Cattaneo: Eigentlich hasse ich das Wort Komödie, da denke ich an Cartoons und künstliche Figuren. Mich interessieren absurde Situationen und Menschen aus Fleisch und Blut, die ihr Leben auf die Reihe kriegen möchten und sich dabei immer wieder in emotionalen Fallstricken verfangen.


BF: Fühlten Sie sich nach dem Erfolg von "Ganz oder gar nicht" unter Druck?


PC: Ziemlich. Erst dachte ich, wie kann ich das überhaupt noch toppen. Aber dann bin ich ganz ruhig an dieses Projekt herangegangen und habe hart gearbeitet. Jeder Film sollte für sich beurteilt werden.


BF: Wie sind Sie auf diese schräge Idee von Knastis gekommen, die ein Theaterstück hinter Gittern aufführen, nur um ausbüxen zu können?


PC: Meine Castingagentin kam irgendwann mal morgens völlig aus dem Häuschen ins Büro und erzählte begeistert von einer Wahnsinnsshow in einem Londoner Gefängnis. Dieses Stück und ein Musical in einem Gefängnis an der South Coast, das von einer Frau geschrieben war, die mit Häftlingen arbeitete, inspirierten mich. Dazu kam die Idee, das Ganze mit einem Ausbruch zu verbinden. Im Sommer 1998 konnte ich [Ronan Bennett](/person/ronan-bennett) als Drehbuchautor gewinnen - den einzig richtigen Mann dafür.


BF: Warum?


PC: Er saß in den siebziger Jahren als Jugendlicher selbst mal im Gefängnis. Damals war man ja schon schuldig, wenn man wie er irisch und katholisch war und obendrein noch in London lebte. Bennett verfasste den ersten Entwurf, dann haben wir gemeinsam die einzelnen Figuren und die Lovestory entwickelt und immer wieder umgeschrieben, ich habe auch relativ früh die Vorschläge der Schauspieler einbezogen, damit wir am Set auf der Stelle loslegen konnten.


BF: Sie waren auch als Produzent engagiert?


PC: Ich habe extra die Lucky Break Production gegründet, weil ich von Anfang an in dem Projekt steckte und das damit deutlich machen wollte. Aber um die Finanzen kümmerte sich [Barnaby Thompson](/person/barnaby-thompson), der 1999 schon in Cannes das Buch verschiedenen Interessenten angeboten hat. Die Filmfinanzierung stand schon fast 100-prozentig, als ich als Produzent eingestiegen bin. Die Fäden liefen bei FilmFour zusammen, da wurde auch der Deal mit Senator Film eingefädelt, die als Koproduzent mit ungefähr 25 Prozent am Budget von sechs Mio Pfund beteiligt waren. Ich bin auch froh, dass wir für den Verleih auf dem amerikanischen und australischen Markt Miramax und Paramount ins Boot holen konnten.


BF: Werden Sie mit Drehbüchern aus Hollywood zugeschüttet?


PC: Seit "Ganz oder gar nicht" genieße ich es, nicht mehr Bittsteller zu sein. Ich konnte mich vor Angeboten kaum retten, aber wirkliche Meisterwerke fehlten, es roch alles nach einem schalen Aufguss. Nicht, dass mich Hollywood nicht reizen würde. Aber ich halte es für falsch, nach einem doch relativ kleinen Film überstürzt die Sachen zu packen und sich bläuäugig ins Big Business zu stürzen. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, greife ich zu. Schließlich möchte jeder mal Hollywood-Luft schnuppern.


BF: Um dann dort für ein Studio den großen Big-Budget-Blockbuster drehen?


PC: Warten wir's ab. Erfolg heißt für mich nicht nur ein großes Kasseneinspiel, obgleich natürlich nichts dagegen spricht. So richtig zufrieden bin ich erst, wenn der fertige Film meinen ursprünglichen Vorstellungen ganz nahe kommt.


BF: Haben Sie bereits Pläne für ein nächstes Filmprojekt?


PC: Erst einmal brauche ich eine Pause. Hinter mir liegen zwei intensive Jahre, mit den ersten Drehbuchentwürfen sogar drei. Am Ende war es ein Wahnsinnsstress, den Film termingerecht fertig zu stellen. Natürlich gehen mir einige Projekte durch den Kopf, vielleicht drehe ich als Nächstes ein sehr modernes Musical oder einen ganz tollen Film über Fußball.

Peter Cattaneo zu "Lucky Break"