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Privatsender ATV im Clinch mit dem ORF

Ein Streit um die Nutzung der Sendeanlagen des ORF verzögert den terrestrischen Sendestart des Privatfernseh-Anbieters ATV. Große Pläne für die Zukunft werden dennoch geschmiedet, u.a. im Bereich Eigenproduktion.

gun19.08.2002 10:26
Tillmann Fuchs
Tillmann Fuchs

In Österreich wird sich die Einführung eines landesweiten Privatfernsehens beträchtlich verzögern, möglicherweise sogar bis Herbst 2003. Ein Streit um die Nutzung der Sendeanlagen zwischen dem Eigentümer ORF und dem Privatfernseh-Anbieter Austria TV verhindert den terrestrischen Sendestart von ATV. Es geht um insgesamt 18 Sendeanlagen, die der ORF laut Medienbehörde KommAustria für eine Mitbenutzung bis spätestens 28. Februar 2003 startklar machen müsste. Der ORF hält diesen Zeitplan aus technischen Gründen für unhaltbar und legte Berufung ein. ATV will nun seinerseits gegen den ORFvorgehen. Geschäftsführer Tillmann Fuchs macht dabei Rechtsansichten geltend, die ATV bereits während des laufenden Verfahrens vorgebracht hatte. "Der ORF darf den Mietern der Sendeanlagen nur die notwendigen Zusatzkosten für die Installation und Instandhaltung verrechnen, jedoch nicht die Infrastrukturkosten", so Fuchs. Diese würden nämlich schon von den ORF-Gebührenzahlern beglichen. Als Mietpreis hat die KommAustria einen Betrag von 2,15 Mio. Euro pro Jahr festgesetzt. Nun liegt es am Bundeskommunikationssenat, über die Berufungen zu entscheiden. Ein Urteil wird für Oktober erwartet. Geschäftsführer Fuchs, der dem ORF "klare Verzögerungstaktik" vorwirft, kann vorerst nur abwarten. Auf die Budgetpolitik soll der verzögerte österreichweite Sendestart aber keine Auswirkungen haben. Allerdings, räumt Fuchs ein, "operiert ATV bereits jetzt an der ökonomischen Untergrenze". Seit Juni dieses Jahres speist sich ATV mehrheitlich aus dem Programm des neu aufgerüsteten deutschen Tele 5, das sich im Besitz von ATV-Hauptgesellschafter Herbert Kloiber befindet. Kloiber ist an ATV mit der Concorde Media Beteiligungs GmbH (26 Prozent) und der Tele München Gruppe (sieben Prozent) beteiligt. Befürchtungen, dass seine Geduld zu Ende gehen und er noch vor dem terrestrischen Sendestart seine Anteile abgeben könnte, weist Fuchs zurück. Auch wenn Kloiber in der Vergangenheit betonte, dass sein Engagement bei ATV stark von der Finanzsituation des Senders abhänge. Spekulationen über die Zukunft von ATV nährte zuletzt das österreichische Branchenblatt "Extradienst", das die These vertrat, ATV werde spätestens in drei Jahren von RTL übernommen. Bei ATV arbeitet man indes unbeirrt an Konzepten für den Österreich-Start: 15 Mio. Euro sind für Eigenproduktionen vorgesehen.

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