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Blickpunkt:Film: Richard Curtis ist dafür bekannt, seine Drehbücher häufig zu überarbeiten. Für "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" brauchte er 17 Fassungen. Wie viele schrieb er bei "Tatsächlich… Liebe"?

Duncan Kenworthy: Das lässt sich unmöglich sagen. Denn er macht ständig Änderungen, bis hin zum allerletzten Moment. Bei "Tatsächlich… Liebe" fing er vor drei Jahren mit der Arbeit an - und das war sein einziges Drehbuch in dieser Zeit.

BF: "Tatsächlich… Liebe" ist Curtis' erstes Regieprojekt. Welchen Einfluss hatte das auf seine Arbeitsweise?

DK: Er konnte auch noch beim Schneiden am Buch herumbasteln. Er ist keine Person, die sagt: Ich habe das geschrieben und gedreht und es funktioniert wunderbar. Vielmehr hat er noch im Schneideraum Ideen für neue Szenen und Einstellungen entwickelt.

BF: Waren deshalb aufwändige Nachdrehs fällig?

DK: Wir hatten von vornherein zwei Tage eingeplant, um neue Elemente zu filmen. Denn erst nach dem Schnitt weißt du genau, wie eine Szene noch besser funktioniert.

BF: Ist dieser Perfektionismus der Hauptgrund für Richard Curtis' Erfolg?

DK: Er ist sicherlich einer der wichtigsten Gründe. Wenn Richard eine Szene umarbeitet, dann schreibt er gleich fünf Versionen davon und fragt: Welche davon ist am besten?

BF: Der Name Richard Curtis steht auch synonym für den weltweiten Siegeszug britischer Komödien. Haben Sie dafür eine Erklärung?

DK: Britische Komödien zeigen häufig ein echtes Gespür für das Milieu, in dem sie angesiedelt sind. Sie basieren nicht auf High-Concept-Formeln wie Hollywood-Filme à la "[Bruce Allmächtig](/movie/bruce-allmaechtig)". Stattdessen kennen die Macher das Umfeld ihrer Figuren genau und entwickeln daraus die Komödie. Richard ist vertraut mit der Welt von "Vier Hochzeiten" oder "Notting Hill". Das trifft auch für andere Komödien wie "[Kick It Like Beckham](/movie/kick-it-like-beckham)" oder "[Ganz oder gar nicht](/movie/ganz-oder-gar-nicht)" zu. Und weil diese Filme ihr Milieu und ihre Figuren ernst nehmen, haben sie auch dramatische Züge. Bei "Tatsächlich… Liebe" haben wir das noch weiter getrieben.

BF: Haben Ihnen die amerikanischen Geldgeber von Universal bei dieser Rezeptur nicht dreingeredet?

DK: Aufgrund unserer Erfolgsbilanz ließ man uns freie Hand. Working Title hielt mir den Rücken frei, solange ich im Plan blieb. Und das war stets der Fall.

"Komödien gelten als stereotypes Genre"

BF: Curtis scheint ja fast ein Monopol auf die Britenkomödie zu haben. Sogar bei "[Bridget Jones](/movie/bridget-jones-schokolade-zum-fruehstueck)" schrieb er mit. Wieso ist er an so vielen Filmen beteiligt?

DK: Als größte englische Produktionsfirma produziert Working Title auch die meisten Komödien. Die haben dort eine besondere Beziehung zu Richard. Deshalb kommen sie automatisch zu ihm, wenn sie eine Komödie haben. Davon abgesehen ist er nun mal ein Meister seines Fachs. Ich arbeite lieber mit ihm, als jungen Talenten nachzujagen und sie auszubilden.

BF: Sie verlassen sich also lieber auf das Bewährte?

DK: Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe es ein paar Mal mit Nachwuchsleuten versucht. "[The Parole Officer](/movie/b-team-beschraenkt-und-auf-bewaehrung)" ist ein Beispiel. Der lief in England halbwegs erfolgreich. Aber es gibt nun mal niemanden, der so viel Erfahrung hat wie Richard.

BF: Wo bleiben eigentlich heute die großen Komödienregisseure? Es gibt praktisch keinen bekannten Namen, der sich in diesem Genre versucht.

DK: Die Leute definieren einen "großen Regisseur" dadurch, dass er keine Komödien macht. In Hollywood gelten Komödien als stereotypes Genre. Deshalb sucht man sich dafür einfache Handwerker, die nach Schema F arbeiten. Wie sollte da ein Mensch darauf kommen, dass Komödien Kunst sein können? Es passiert alle Jubeljahre, dass eine Komödie einen Oscar kriegt. Wir wissen jedenfalls: Wir werden nie einen bekommen.

Produzent Duncan Kenworthy zu "Tatsächlich...Liebe"