Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Was hat der Film gekostet?

Rainer Grupe: Rund 19 Mio. Euro, nicht eingerechnet Overhead-Kosten.

BF: Wie trieben Sie als Erstlingsproduzent das Geld auf?

RG: Mit einem Kredit der HypoVereinsbank. Von [MFG Baden-Württemberg](/company/mfg-medien-und-filmgesellschaft-baden-wuerttemberg) gab es 75.000 Euro Projektentwicklung und eine Mio. Euro Projektförderung. Mit diesem Geld finanzierten meine Firmenpartnerin [Ariane Moody](/person/ariane-moody) und ich die Skriptentwicklung und unsere Kosten. Später kam [Odeon Film](/company/odeon-pictures) mit dazu.

BF: Warum riskierten Sie alles für eine Satire über US-Soldaten in Deutschland?

RG: Ich war Anfang der Neunziger auf Robert O'Connors Roman gestoßen, als ich für [Hanno Huth](/person/hanno-huth) arbeitete. Die Geschichte begeisterte mich von Anfang an. Sie hatte außergewöhnliche Charaktere, gute Dialoge und erinnerte mich ein bisschen an einen Hawks- oder Ford-Western. Außerdem war ich als Tübinger mit den Bildern der GIs auf ihren Panzern aufgewachsen.

BF: Wie ging es dann weiter?

RG: Ich optionierte das Buch 1996, als die Rechte wieder frei waren. Damals arbeitete ich bei Polygram in London und versuchte, es dort unterzubringen. Dann machte ich mich mit Ariane Moody selbstständig, um es selbst zu produzieren.

BF: Der berühmte Sprung ins kalte Wasser.

RG: Nicht ganz. Ich hatte damals schon fast 16 Jahre in der Filmindustrie gearbeitet und wusste, wo man aufpassen muss, was uns aber nicht davor bewahrt hat, erst mal Geld für falsche Autoren auszugeben. Erst im dritten Anlauf, Mitte 1997, fanden wir die richtigen Kandidaten, [Eric Weiss](/person/eric-weiss) und [Nora MacCoby](/person/nora-maccoby). Danach bekam das Ganze immer mehr Dynamik. Good Machine interessierte sich und beriet uns bei der Buchentwicklung. Für kurze Zeit sah es sogar so aus, als würde Columbia finanzieren. Aber Sony-Chef Ken Lemberger mochte keine der Figuren in der Geschichte.

BF: Dachten Sie nicht daran, alles hinzuschmeißen?

RG: Ist mir nie in den Sinn gekommen. Einer musste den Film ja machen. Außerdem entwickelten sich die Sachen trotz allem vorwärts. Wir fanden einen hervorragenden Regisseur, [Gregor Jordan](/person/gregor-jordan), der eine noch bessere Fassung des Drehbuchs ablieferte. Odeon und Good Machine waren jetzt so begeistert, dass man das Projekt offiziell im Frühjahr 2000 auf den Markt brachte.

BF: Wie lang hatten Sie damals um die Rechte gekämpft?

RG: Vier Jahre. 2000 in [Cannes](/company/festival-de-cannes) führten wir die Verhandlungen mit den Hauptinteressenten Fox Searchlight und Film Four. Wir entschieden uns für die Engländer, denn wir vermuteten, Fox würde unsere bisherigen Partner nicht an Bord behalten. Und die Zusammenarbeit mit Good Machine und Odeon war so toll, dass wir dieses gute Karma nicht aufs Spiel setzen wollten.

BF: Blieb es Ihnen erhalten?

RG: Absolut. Für die Besetzung heuerten wir [Woody Allens](/person/woody-allen) Casting-Agentinnen an. Die holten einen unserer Wunschkandidaten, [Joaquin Phoenix](/person/joaquin-phoenix), für die Hauptrolle.

BF: Sie lassen es im Film ja ganz schön krachen. Ging"s nicht ein bisschen billiger?

RG: Wenn du einen Film mit Actionelementen machst, der überall auf der Welt im Kino läuft, dann musst du in die Vollen gehen. Im Multiplex hast du ja Konkurrenz wie "[Spider-Man](/movie/spider-man_1)".

BF: Hat ein kritischer Film über US-Soldaten jetzt in den amerikanischen Kinos eine Chance?

RG: Anfangs waren alle US-Verleiher Schlange gestanden. Wir verkauften die Rechte dann am 10. September an Miramax. Jetzt wartet man mit dem Start bis ins erste Quartal 2003. Bis dahin ändert sich hoffentlich die politische Stimmung in den Staaten.

BF: Haben Sie selbst schon etwas an dem Film verdient?

RG: Etwas verdienen werden wir erst, wenn der Film weltweit gute Kasse macht. Dafür haben wir uns aber jetzt unsere Sporen verdient.

BF: Und jetzt lassen Sie's erst mal ruhig angehen?

RG: Von wegen. Wir bereiten derzeit drei neue Kinoprojekte vor: "No Going Back", eine Mischung aus "[Mosquito Coast](/movie/mosquito-coast)" und "[Wer Gewalt sät](/movie/wer-gewalt-saet)" - eine Geschichte über eine englische Familie in Südamerika. Außerdem den US-Gefängnisroman "Green River Rising" und das Biopic "Freud&Jung". Dafür greifen wir wieder in die eigene Tasche.

Produzent Rainer Grupe zu "Army Go Home!"