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Kino

Blickpunkt:Film: Wie landeten Sie mit "Windtalkers" bei MGM?


Terence Chang: Als die Autoren [John Rice](/person/john-rice_2) und Joe Batter unserer Produktionsfirma Lion Rock ein Konzept über Navajo-Code-Experten vorschlug, waren wir sofort begeistert. Zu dieser Zeit hatten wir einen Deal bei Sony, die aber ablehnten. Disney zeigte Interesse, konnte sich jedoch mit uns auf keinen Deal einigen. Dann präsentierten wir das Projekt [Lindsay Doran](/person/lindsay-doran) bei United Artists, die den Stoff auf der Stelle kaufte. In der Folge kam es zu Umstrukturierungen bei MGM/UA, und UA wurde zur Arthouse-Abteilung abgestuft. Alle Projekte wurden automatisch zu MGM verschoben.

Schwerpunkt auf den Figuren und Emotionen

BF: Nicolas Cage arbeitete mit Woo schon bei "[Im Körper des Feindes](/movie/im-koerper-des-feindes)", der mit Hilfe eines deutschen Fonds finanziert worden war. Woher kommt das Geld für "Windtalkers" und wie hoch ist das Budget?


TC: "Im Körper des Feindes" war eine Koproduktion von Paramount und Disney. Wo die Studios das Geld für ihre Filme hernehmen, weiß ich nicht. "Windtalkers" hat ein hohes Budget, das allerdings weit unter 100 Mio. Dollar liegt.


BF: In "Windtalkers" kämpfen Amerikaner wie schon in "[Pearl Harbor](/movie/pearl-harbor)" gegen Japaner. Worin unterscheiden sich die beiden Filme?


TC: "Pearl Harbor" folgte der "[Titanic](/movie/titanic_a)"-Formel: zuerst die Liebesgeschichte, dann das Desaster. Bei uns geht es um die Figuren, ihre Emotionen, ihr Verhalten während des Kriegs in Saipan. Im Verlauf der fünf großen Schlachten erleben wir aus ihrem Blick Angst, Schuld, Verwirrung, Mut, Zweifel, Zorn, Aggression und sogar Überheblichkeit. Sie sind auch patriotisch, aber das ist nicht ihre eigentliche Motivation.


BF: Wird der Erfolg von "Pearl Harbor" Auswirkungen auf "Windtalkers" haben?


TC: "Pearl Harbor" war kommerziell erfolgreich, aber bei der Kritik ist er durchgefallen. Am liebsten wäre es mir, wenn man "Pearl Harbor" vergessen hät-
te, bis "Windtalkers" ins Kino kommt.


BF: Vor Jahren produzierte John Woo einen Film über das Massaker von Nanjing. In "Windtalkers" stellt er die Japaner in einem positiven Licht dar. Liegt das an dem Druck, der von einem so großen Markt wie Japan ausgeübt wird?


TC: John hat den Finanziers von "The Nanjing Massacre" damals erst nach langem Zögern bewilligt, dass sie seinen Namen benutzen dürfen, um den Film verkaufen zu können. Kreativ hatte er nichts mit diesem Projekt zu tun. Für mich würde es keinen Sinn machen, einen Film über den Zweiten Weltrkieg zu drehen, der dem Publikum lediglich erzählt, die Japaner seien die Feinde gewesen. Natürlich waren sie das. Das ist ein historischer Fakt, und das verleugnet auch niemand. Aber in unserem Film geht es um die Navajo-Code-Spezialisten, deren Geschichte nur wenigen bekannt ist.

Action als perönliches Sicherheitsseil

BF: Die Darstellung der berüchtigten Schlacht von Saipan ist die große Actionsequenz des Films.


TC: John erfüllt sich mit diesem Film seinen Traum vom großen Epos. Wir fanden ein traumhaftes Tal auf der hawaiianischen Insel Oahu, wo John die Kampfszenen drehen konnte. Gleich bei der ersten Szene kamen 13 Kameras, fast 1000 Soldaten, sieben Panzer, ein Convoy von Trucks und 300 Explosionen zum Einsatz. Alles in einer Einstellung! Die Szenen waren unglaublich kompliziert, weil gleichzeitig so viele verschiedene Dinge abliefen.


BF: Warum wurde der Film nicht auf Hawaii abgedreht?


TC: Wir begannen im August 2000 mit dem Dreh auf Hawaii. Von Anfang sollten einige Szenen in Kalifornien geschossen werden, weil das Filmen auf Hawaii wahnsinnig teuer ist. Außerdem drehten wir auf der Wind zugewandten Seite von Oahu und hatten deshalb viel mit Regen zu kämpfen. Ende September regnete es schließlich so heftig, dass wir überhaupt nichts mehr machen konnten. Die Autos blieben im Dreck stecken und die Anlage versank im Boden. Schließlich gaben wir auf und machten in Kalifornien weiter.


BF: Ursprünglich sollte "Windtalkers" wie "Pearl Harbor" am Memorial-Day-Wochenende gestartet werden.


TC: Ganz am Anfang fassten wir einen Kinostart im Sommer 2001 ins Auge. Als wir aber mit dem Dreh begannen, wurde uns klar, dass wir diesen Termin niemals schaffen würden. Für ein Projekt von dieser Größe muss man sich in der Postproduktion Zeit nehmen. Nach 17 Wochen im Schneideraum hatte John seinen Director's Cut fertig - und der war drei Stunden lang. Mittlerweile sitzt mit [Tom Rolf](/person/tom-rolf) ein neuer Schnittmeister am Film, um eine kürzere Fassung fertig zu stellen, die auch ins Kino kommen soll. Länger ist nicht unbedingt besser. John hat sich unnötige Sorgen über die Kommerzialität des Films in Übersee gemacht und deshalb so viel Action gedreht wie nur möglich, als wäre das sein persönliches Sicherheitsseil. Klar, die Action ist klasse, aber ich persönlich mag die dramatischen Szenen lieber.


BF: Was wird John Woos nächstes Projekt sein?


TC: Vermutlich "Men of Iron", eine im 19. Jahrhundert angesiedelte Geschichte über chinesische und irische Arbeiter, die im amerikanischen Westen die Central-Pacific-Eisenbahnline mit erbaut haben. Es wird Action geben, aber keine Schusswaffen.

Produzent Terence Chang zu "Windtalkers"