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Blickpunkt:Film: Barry Levinson hat gesagt, es werde immer schwieriger, Filme zu machen, in denen echte Menschen im Mittelpunkt stehen. War es schwierig, "Liberty Heights" zu machen?

Paula Weinstein: Nein, denn "Liberty Heights" ist der vierte Film aus seiner Baltimore-Serie. Warner hat das Drehbuch gelesen und wollte das Projekt - genauso, wie einige unabhängige Produzenten. Es ist allerdings schwierig, so einen Film zu machen, wenn man nicht Barry Levinson heißt. Hollywood hat Angst vor Menschen. In den Drehbüchern, die von Studios entwickelt werden, sind wenig echte Menschen zu sehen. Vielleicht werden das die jüngeren Indie-Filmemacher verändern, die wieder sehr persönliche Geschichten erzählen.

BF: "Liberty Heights" wurde von Ihrer Firma Baltimore/ Spring Creek Pictures produziert. Sind Sie an ein Studio gebunden?

PW: Baltimore war Barrys Firma und Spring Creek meine, wir haben uns vor etwa drei Jahren zusammengeschlossen. Wir hatten einen First-Look-Deal mit Warner, sind jetzt aber unabhängig.

BF: Große Projekte wie "Der Sturm" wechseln sich bei Ihnen mit kleineren Projekten wie "Liberty Heights" ab.

PW: Durch diese Abwechslung gewinne ich meine Freiheit. Filme wie "Reine Nervensache" und "Der Sturm" ermöglichen mir Filme wie "Possession", der zurzeit unter der Regie von Neil LaBute in England gedreht wird. Das gilt genauso für Barry Levinson, der gerade einen kleinen Film, "An Everlasting Piece", in Irland fertig gestellt hat und jetzt "Bandits" mit  und  vorbereitet, der ab Oktober gedreht werden soll.

BF: Sind Sie zufrieden, wie  "Liberty Heights" herausgebracht hat?

PW: In Amerika wissen die Studios nicht, wie man so einen Film vermarkten soll. Sie sind sehr gut darin, Blockbuster und Starvehikel zu vermarkten, wissen aber nicht, wie man mit Filmen umgeht, die entdeckt werden müssen. Warner versuchte es, aber es war einfach nicht ihr Ding. Die Zuschauer haben sehr gut auf den Film reagiert, Warner wusste nur nicht, wie sie dieses Publikum "füttern" musste.

BF: Bieten sich über das Internet neue Möglichkeiten, solche Filme an den Zuschauer zu bringen?

PW: Auf jeden Fall. Diese Filme erfordern sowieso eine ganz andere Herangehensweise, es ist nicht damit getan - und dafür ist auch in den meisten Fällen kein Geld vorhanden -, TV-Werbung zu schalten. Unternehmen wie Miramax und Artisan sind stärker auf Reklame, Medien und Journalisten angewiesen und müssen in der Lage sein, kurzfristig die Werbung zu verändern, wenn sie nicht funktioniert. Die neuen Medien werden insgesamt viel neues Blut in die Filmindustrie bringen, weil sie junge Filmemacher in die Lage versetzen, für viel weniger Geld Filme zu machen - "Blair Witch Projekt" hat das bewiesen. Es sieht auch so aus, als gäbe es eine neue Generation von Schauspielern, die willens sind, ihre Preise herunter zu schrauben: Sie machen große Actionfilme, um ihr Geld zu verdienen, und leisten sich einmal im Jahr einen Film, bei dem sie weniger Geld verlangen.

BF: Verändert sich die Filmindustrie?

PW: Die ganze Industrie ist im Fluss und in einem Stadium des Durcheinanders. Die Firmen werden immer größer, und obwohl sie für ihre Filmabteilungen weltweit berühmt sind, bringen diese doch nicht das meiste Geld ein. Time Warner ist das beste Beispiel dafür: Warner ist nicht das Profitcenter der Firma, die Kabelnetze sind es. Keiner weiß, was für Auswirkungen das Internet haben wird, auch das neue Geld, das aus Europa kommt, hat großen Einfluss. Und die Studios machen nicht genug Geld für das, was sie investieren. Es ist eine Zeit der Verwirrung, aber ich denke, daraus kann etwas Aufregendes entstehen.

BF: Hollywood steht in diesem Jahr wieder stark unter Beschuss.

PW: Hollywood war schon immer das leichteste Ziel für politischen Druck. Im Moment bekommt Hollywood die Quittung für zehn Jahre, in denen es im Wesentlichen schlimme Filme in die Welt gesetzt hat. Auf der anderen Seite ist der Angriff, dass Hollywood für die Entstehung von Gewalt verantwortlich ist, absurd. Gewalt existiert in Amerika, weil Waffen so leicht zugänglich sind. Sicherlich ist einiges, was kritisiert wird, diskussionswürdig - z.B. was für eine Sprache man als Filmemacher benutzt oder welche Ebene der Gewalt man vertritt.

Produzentin Paula Weinstein zu "Liberty Heights'