Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt: Film: Von Ihnen stammt der Satz "Einige Leute haben gehört, es gab Probleme mit diesem Film - das stimmt nicht, es war schlimmer!"


Randy Fullmer: Die Produktionsgeschichte von "Ein Königreich für ein Lama" ist länger und chaotischer als die von "[Die Schöne und das Biest](/movie/die-schoene-und-das-biest_0)" oder "Der König der Löwen". [Roger Allers](/person/roger-allers), einer der beiden "Der König der Löwen"-Regisseure, entwickelte 1994 auf Anregung von Feature-Animation-Chef [Thomas Schumacher](/person/thomas-schumacher) und Produktionsboss Peter Schneider die Idee einer Inka-Geschichte in Peru. Disney-Präsident Michael Eisner gefiel der erste Skript-Entwurf, er gab grünes Licht, ich kam an Bord, und mit einer Gruppe von zehn Leuten fuhren wir zum Machu Pic-chu, waren begeistert von den Menschen und ihrer Kultur und kamen zurück, bereit, einen großen Film zu machen.


BF: Der hatte den Titel "Kingdom of the Sun"?


RF: Ja, wir hatten schon den arroganten jungen Herrscher Kusco, der vergiftet und in ein Lama verwandelt wird, und die böse Isma. Wir hatten eine Vertrag mit Sting für die Songs zum Film. Nach zwei Jahren Arbeit stellten wir fest, dass die Figuren nicht zusammenpassten. Wir hatten den Salat. Außerdem hatten die Kritiker Recht, die uns vorwarfen, mehr oder weniger immer die gleichen Storys zu machen, fünf Songs, eine Liebesgeschichte.


BF: Wie sind Sie aus der Krise herausgekommen?


RF: Wir haben neu angefangen. Und ich schätze die Walt Disney Company sehr hoch für die Ambition, nur den Film zu machen, an den man wirklich glaubt. Bei "Die Schöne und das Biest" haben wir ein Jahr Arbeit weggeschmissen, bei "Der König der Löwen" eineinhalb Jahre. Jetzt war es ziemlich heftig, zwei Jahre unserer Arbeit und ein Jahr von Sting. Man kann sich denken, wie teuer das war. In unserer Geschichte haben wir uns dann auf vier Hauptfiguren konzentriert, haben die Art Direction vereinfacht, die Hintergrundzeichnungen schlichter gehalten, um nicht von den Figuren abzulenken.


BF: Wie hat Sting reagiert?


RF: Ich hatte die Ehre, ihm zu sagen, dass seine Songs zwar großartig seien, aber wahrscheinlich nicht verwendet werden würden, weil unsere Originalstory nicht funktionierte. Er war sehr enttäuscht, reagierte aber professionell, ob wir nicht irgendwas retten könnten. Ich denke, er wollte aufhören, aber er ließ sich darauf ein, sich nach sechs Monaten noch einmal mit uns zusammenzusetzen. Mit dem neuen ersten Akt flogen wir zu ihm nach New York und er schrieb in drei Stunden den Kusco-Themen-Song zu Beginn des Films. Nur singen wollte er ihn nicht. Er schlug Tom Jones vor, der das auch glänzend machte.


BF: Hat nicht Stings Frau Trudy Styler einen Dokumentarfilm über die Arbeit ihres Mannes für den Film gedreht?


RF: Ja, das ist ein sehr interessanter Film geworden. Disney hat dafür erstmals jemanden von außen freien Zugang zu allem gestattet. Ende dieses Jahres soll der Film herauskommen.


BF: Wie hoch war das Budget nach all den Komplikationen?


RF: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber 85 Prozent gehen immer in die Arbeit, mehr als 700 Leute sind in den Credits genannt. Das ist aufwändiger als bei einem Realfilm dieser Größenordnung. Stings Songs haben auch gekostet. Das eigentliche Budget aber war nicht höher als das anderer Disney-Filme.


BF: Wird sich unter Peter Schneider als Studiochef etwas am Konzept der Animationsfilme bei Disney ändern?


RF: In Kalifornien entstehen zurzeit neun Filme. Technisch können wir so ziemlich alles machen, aber ich denke, wir konzentrieren uns mehr auf die Story. Haben auch den Mut, Songs rauszunehmen, wenn sie keinen Sinn machen. Da sind wir freier, frischer geworden. Disney soll natürlich immer Family Entertainment sein. Die Eltern müssen vertrauen können, dass in den Filmen nicht Sex und Gewalt und im Dialog keine Kraftausdrücke vorkommen. Wenn ihr Kind nach Hause kommt, soll es etwas mitgenommen haben, eine positive Message, etwas gelernt haben. Dabei sollte die Story einfallsreich und unterhaltsam sein.


BF: "Ein Königreich für ein Lama" ist mit Cartoon-Witz mit satirischem Touch erzählt, der streckenweise Screwball-Tempo hat. Werden wir davon in Zukunft mehr sehen?


RF: [Mark Dindal](/person/mark-dindal) und ich haben vor acht Monaten mit einem neuen Film begonnen, einer emotionalen, zu Herzen gehenden Komödie. Solche Geschichten will ich auch weiter machen. Emotionale Erfahrungen halte ich für lebensnotwenig. Die Komödie eignet sich gut dafür, weil sie einen entwaffnen kann.


BF: Die nächste große Disney-Premiere ist "Atlantis" im Sommer in den USA. Wird es bald mehr als einen Neustart pro Jahr geben?


RF: Momentan sind so viele Filme bei Disney in Arbeit, dass in den nächsten Jahren vermutlich zwei oder drei jährlich rauskommen werden. Wahrscheinlich ein großes episches Movie wie "Atlantis" und ein kleineres. Die kleineren, die sind mein Ding.

Randy Fullmer zu "Ein Königreich für ein Lama"