Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: War es Ihre Idee, Gifford zu verfilmen?

Alex de Ia Iglesia: Nein, es war ein Angebot von Produzent Andres Vicente Gomez, mit dem ich schon meinen "El dia de la bestia"realisiert hatte. Ursprünglich hatte Gomez für die Regie von "Perdita Durango" Bigas Luna vorgesehen, doch dem gefielen die Santeria-Szenen des Romans nicht. Gifford hatte eine Drehbuchversion geschrieben, die Bigas dann ziemlich verändert hatte. So war bei ihm Romeo Dolorosa ein Soldat in der Chiapas-Bewegung. Da hat Gomez wohl entschieden, daß das ein anderer Film wäre. Er beauftragte David Trueba mit einem neuen Drehbuch - und dann kam ich zu dem Projekt. Ich las beide Drehbuchversionen und schrieb dann mit meinem Autor Jorge Guerricaechevarria das Buch, das wir dann verfilmt haben.

BF: Sie haben Gifford aber auch verändert?

AI: Ja, zunächst einige Schauplätze. Mein Film endet nicht wie der Roman in Los Angeles, sondern in Las Vegas, weil ich das symbolischer finde für den amerikanischen Wahnsinn. Auch Romeo ist bei mir anders: die religiösen Dialoge, die er führt, stammen von mir, bei Gifford gibt es sie nicht.

BF: Was sagte Barry Gifford zu Ihrem Drehbuch?

AI: Erstaunlicherweise war er einverstanden. Er sagte einfach: okay, es ist dein Film. Und er mochte Rosie Perez, obwohl er an einen ganz anderen Mädchentyp gedacht hatte fürdie Rolle, so eine Mexikanerin mit schwarzem Haar und weißer Haut.

BF: Sie haben erstmals außerhalb Spaniens gedreht, in Mexiko, in Amerika, mit internationalen Produktionspartnern. Was war am schwierigsten?

AI: Der Blick der Produzenten. Ihre Augen setzten mich unter Druck. Es gab einfach mehr Leute als sonst, die nach Lösungen suchten. Die mexikanische Seite hatte ihre Probleme und Ideen zum Film. Die Vorproduktion war komplexer als in Spanien. Ich selbst habe versucht, auf Produzentenseite nur einen Gesprächspartner zu haben - Gomez. Aber andere wollten natürlich auch mitreden und mich von ihren Meinungen überzeugen. Ich spreche gern mit den Leuten, die das Geld geben - aber Konzept und Meinung diskutiere ich nur mit einer einzigen Person. Sonst würde ich verrückt werden.

BF: In Ihrem Film wird Englisch und Spanisch gesprochen, ein Kompromiß an die internationale Kommerzialität?

AI: Nein, genau das Gegenteil. Ursprünglich hatten wir im Drehbuch natürlich nur spanische Dialoge. Dann rieten alle möglichen Leute: Englisch drehen, weil das besser für den internationalen Markt ist. Aber ich wollte unbedingt dieses "Spanglish" im Film haben, diese krude Mischung aus Spanisch und Englisch, die die Bewohner dieser Grenzregionen dort wirklich sprechen. Sie wechseln nahtlos von der einen in die andere Sprache, wie es ihnen gerade einfällt.

BF: Sie haben vor Ort gedreht?

AI: Ja, in Sonora, Nogales, Tijuana. Außerdem in Arizona und Las Vegas. Das war auch unbedingt notwendig, denn diese authentische Atmosphäre wäre in Spanien gar nicht herstellbar gewesen. Die Orte waren teilweise verrückter, als Gifford sie beschrieb. In dreizehn Wochen hatten wir den Film abgedreht, bei einem Budget von sechs Millionen Dollar - aus spanischer Sicht natürlich ein Traum.

BF: Inclusive der Gage für Rosie Perez?

AI: Ich glaube, eine Million hat allein Rosie bekommen.

BF: Und der Regisseur?

AI: Wenn ich mich richtig erinnere, war meine Gage schon vor Drehbeginn aufgebraucht.

BF: Habe Sie neue Projekte?

AI: Eine schwarze Komödie, die ich noch in diesem Herbst drehen will: "Muertos de risa" (Totgelacht). Das Drehbuch stammt von mir, eine authentische Geschichte aus den zwanziger Jahren über ein erfolgloses Komiker-Duo in Spanien, das durch Zufall die Gewalt als Lacherfolg entdeckt.

Regisseur Alex de la Iglesia zu "Perdita Durango'