Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Nach  wieder ein Stoff aus der legendären Hollywood-Horror-Ära - haben Sie eine nostalgische Beziehung zu James Whale?

Bill Condon: Ich liebe seine Filme. Und aus dieser Liebe heraus interessiere ich mich natürlich für die Person und Persönlichkeit dieses eigenwillig brillanten Engländers in Hollywood. Ich mag den "Ed Wood"-Film sehr, aber er ist thematisch ganz anders als "Gods and Monsters". Mir kam es darauf an, Whale so genau wie möglich zu porträtieren in den letzten Tagen vor seinem Tod.

BF: Sie haben das Drehbuch nach dem Roman "Father of Frankenstein" von Christopher Bram geschrieben. Es gibt also auch fiktive Elemente?

BC: Es ist eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Außer Brams Buch habe ich auch noch Material aus drei anderen kurzen Whale-Biographien verwendet. Außerdem hat mein Freund Curtis Harrington, selbst Regisseur von Fantasy-Filmen, mir viel erzählt von Whale. Er hat ihn noch persönlich gekannt, war mitihm befreundet. Übrigens ist vor kurzem wieder eine neue Biographie erschienen, mit deren Autor James Curtis ich durch die Vermittlung von Harrington ebenfalls gesprochen habe. Aber er hat die Rechte an einen anderen Produzenten verkauft. Und für sein Buch hat er unseren Filmtitel übernommen: "James Whale - A New World of Gods and Monsters".

BF: Warum haben Sie sich gerade für diese Zeitspanne in Whales Leben interessiert?

BC: Ich finde, die klassischen Biopics sind oft eine Falle. Sie zwängen einen zu sehr in die Fakten. Viel reizvoller und kreativer ist es, einen bestimmten Lebensabschnitt aufzugreifen und ihn zu dramatisieren. Um Whales Tod hat es unnötigerweise jahrelang ein Geheimnis gegeben. Er hat tatsächlich 1957 Selbstmord begangen, weil er den von seinem Arzt diagnostizierten beginnenden Verfall nach einem ersten Schlaganfall nicht erleben wollte. Seinen Abschiedsbrief hat sein Freund, Produzent David Lewis, zurückgehalten aus Respekt vor James Whale. Kenneth Anger schrieb zehn Jahre später in "Hollywood Babylon" über Whales Leben und Tod, und Lewis veröffentlichte seinen Abschiedsbrief später. Doch es war zu spät, die Legende, das Mysterium war nicht mehr wegzuwischen.

BF: Ian McKellen für die Rolle James Wales war Ihre Idee?

BC: Vom ersten Moment an. Und mit ihm begann das Projekt konkrete Formen anzunehmen. Ich hatte ihm mein Drehbuch geschickt, und er sagte zu, obwohl er leichte Bedenken hatte, daß seine Filmkarriere ihn auf alte Männer festzulegen scheint. Ich beruhigte ihn, daß er schließlich auch in einer Szene den 40jährigen Whale zu spielen hätte. Nach McKellens Zusage war es natürlich keine Schwierigkeit, die anderen Rollen zu besetzten und die nötige Finanzierung zusammenzukriegen. Brendan Fraser für die Rolle des Gärtners war der zweite Glücksfall - er ist physisch attraktiv, man traut ihm Gewalt zu, aber er hat einen weichen Kern. Fraser ist ein Naturtalent, er hat die vielleicht schwierigster Rolle des Films, weil er die meiste Zeit nur dasitzen und die Person anstarren muß, die redet, Whale. Im Schneideraum haben wir versucht, diese Szenen so geschickt wie möglich zu montieren.

BF: Was hat Sie motiviert, Filmemacher zu werden?

BC: Die Liebe zum Film. Auf der High School habe ich schon kleine Filme gemacht, während des Philosophiestudiums regelmäßig Filmkurse besucht und Drehbücher geschrieben, schließ-lich auch journalistisch gearbeitet. Mein Artikel über einen Produzenten brachte mir dessen Angebot, für ihn zu arbeiten. Ich schrieb Drehbücher für andere Regisseure, führte gelegentlich auch selbst Regie in Filmen fürs Kabel-TV. Mit "Gods and Monsters" habe ich von den allerersten Ideenskizzen bis zur Premiere in voller Verantwortung endlich den Film machen können, den ich wollte und so wie ich ihn wollte. Ich denke, es ist ein sehr persönlicher Film geworden, und das ist für mich das Wichtigste.

Regisseur Bill Condon zu "Gods and Monsters'