Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Sie haben lange nach einem Haupdarsteller gesucht. Wann haben Sie sich für Samuel Jackson entschieden?

John Singleton: Ursprünglich wollte ich einen unbekannten Schauspieler haben. Ich wollte ein neues Gesicht, wie Richard Roundtree, der damals ja auch unbekannt war. Wir schauten uns 3000 Leute an, veranstalteten ein offenes Casting in Harlem und fanden niemanden. Mit dem Wechsel des Projekts von MGM zu Paramount wurde es zum Star-Vehikel ausgebaut. Also suchten wir nach einem Filmstar. Wir überlegten uns, wer momentan der coolste Typ ist. Und das war ohne Frage Sam. Er ist der einzige Typ, für den Leute ins Kino gehen, um ihn Nonsens reden zu hören. In jedem Film, in dem er spielte, egal ob "Pulp Fiction", "Jackie Brown" oder "Die Jury", redet er Nonsens. So war er als Shaft praktisch prädestiniert.

BF: Passt der Film überhaupt noch in die Blaxploitation-Linie?

JS: "Shaft" hat Blaxploitation erst möglich gemacht. 1971 war der Film dermaßen erfolgreich, dass alles, was folgte, nur noch ein Imitat war. "Shaft" begründete auch diesen Film-Typus des "black bad man". Als mein "Boys 'N the Hood" 1991 herauskam und ein kommerzieller Hit wurde, gab auch er den Startschuss für all die anderen Schwarzenviertel-Filme.

BF: "Shaft" ist ein Leibprojekt von Ihnen. Warum?

JS: Man nennt mich einen kontroversen Filmemacher, dabei fühle ich mich gar nicht so. Wahrscheinlich glaubt man das nur, weil ich ein Schwar- zer bin, der Filme macht, und das eben aus dieser Perspektive. Ich wollte unbedingt einen Samstagabend-Film drehen, einfach einen kommerziellen Film. "Shaft" beinhaltet das beste aus beiden Welten.

BF: Sie haben einige Eigenheiten aus dem Original übernommen. Was war Ihnen am wichtigsten?

JS: Was ich unbedingt haben musste, war die Lederjacke, unsere wurde von Armani designt, dann unbedingt Richard Roundtree und Isaac Hayes' Titelmusik, wie überhaupt einen Hayes-Touch für den ganzen Score.

BF: Warum wollten Sie keine zeitgenössische Musik ?

JS: Ich gehöre der Hip-Hop-Generation an und habe Hip-Hop in vielen meiner Filmen eingesetzt. Aber ich wollte die Ästhetik, die Hayes schuf, und keine Musik, die nach vier Monaten schon wieder out ist.

BF: Es gab heftige Auseinandersetzungen zwischen Ihnen, dem Produzenten und den Autoren.

JS: Hätten wir sie nicht gehabt, wäre ein Spießer-Film daraus geworden. Sam musste mit der Faust auf den Tisch hauen und sagen, wozu er bereit war und wozu nicht. Es gab einige Szenen, die wir drehen sollten, die unserer Meinung nach aber nicht nötig waren. Es ist super, dass er seine Position so verteidigt. Er wusste genau, wie wichtig es war, dass der Film besonders cool wird. Und dem Studio ging es darum, die Kommerzialität des Films zu steigern. Sie wollten sicher gehen, dass ich einen Film drehe, den jeder sehen will, und das haben wir, glaube ich, auch geschafft.

BF: Wird es ein Sequel geben?

JS: Wahrscheinlich ja. Wenn der Film richtig erfolgreich wird, wird es sogar sicherlich eine Fortsetzung in den nächsten zwei Jahren geben.

BF: Werden Sie dabei sein?

JS: Natürlich.

Regisseur John Singleton zu "Shaft'