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Kino

Blickpunkt:Film: Wie sind Sie zu "Montecristo" gekommen?


Kevin Reynolds: Disney wollte den Film machen, Spyglass-Gründer [Gary Barber](/person/gary-barber), mit dem ich an "Robin Hood" gearbeitet hatte, schlug mich vor. Natürlich gibt es bereits sehr viele Verfilmungen des Romans, aber ich wollte meine Version des altbekannten Stoffs ausprobieren.


BF: Peter Schneider, der im Juli 2001 zurücktrat, hat grünes Licht gegeben. Hat diese Veränderung Einfluss auf das Projekt gehabt?


KR: Nein, Disney stand voll hinter "Montecristo" und hat viel Geld ausgegeben, um den Film in den Staaten zu vermarkten.


BF: Nach "Waterworld" wollten Sie nicht wieder so große Projekte angehen und machten den kleineren "[187](/movie/187-eine-toedliche-zahl)" - "Montecristo" liegt dazwischen.


KR: Mir gefällt es, Filme unterschiedlicher Größenordnung zu machen. Dieser Film war genau richtig. Allerdings war das Budget von 37 Mio. Dollar ein bisschen knapp, wir hatten deshalb nicht so viel Zeit, wie wir gern gehabt hätten.


"Der Roman ist der Opa von,Dirty Harry'"


BF: Wie haben Sie sich dem Roman genähert?


KR: Ich habe das Drehbuch vor dem Roman gelesen. Der Roman ist ganz anders als der Film. Man kann nicht alle Figuren und Subplots des 1500-seitigen Romans in einem zweistündigen Film unterbringen. Ich habe versucht, dem Thema treu zu bleiben und aus dem Roman ein Stück Unterhaltungskino zu machen.


BF: Sie haben den Roman vorsichtig modernisiert. Wollten Sie nicht so weit gehen wie "[Ritter aus Leidenschaft](/movie/ritter-aus-leidenschaft)" oder "[William Shakespeares Romeo & Julia](/movie/william-shakespeares-romeo-und-julia)"?


KR: "Ritter aus Leidenschaft" war mir zu postmodern mit dem Rock"n"Roll-Soundtrack. "Romeo & Julia" gefällt mir, aber dieser Ansatz, die Geschichte in die heutige Zeit zu verlegen, erschien mir für "Montecristo" nicht angemessen. Es wäre eine der üblichen Rachegeschichten, wie "[Dirty Harry](/movie/dirty-harry)". Das hat man doch schon so oft im heutigen Kino gesehen. "Der Graf von Monte Christo" ist sozusagen der Opa all dieser Rachestorys.


BF: Wie wichtig war Ihnen historische Genauigkeit bei Kostümen und Ausstattung?


KR: Sehr wichtig. Unser Kostümdesigner [Tom Rand](/person/tom-rand) war für einen Film verantwortlich, der mich sehr beeinflusst hat und in der gleichen Zeit spielt, Ridley Scotts "Die Duellisten". Wir haben viel über den Look gesprochen. Manchmal wollte Tom es, was die historische Genauigkeit angeht, weiter treiben als ich.


BF: Wie sind sie an die Fechtszenen herangegangen?


KR: Ich wollte, dass die Kämpfe so rea-listisch wie möglich aussehen. Man muss eine gute Mischung finden zwischen der Überraschung, die mit einem Angriff
zu tun hat, und der Vorbereitung der Schauspieler, damit sie sich nicht gegenseitig erstechen.


BF: Sie haben bei dem letzten Schwertkampf im Weizenfeld auch eine andere Filmtechnik verwendet?


KR: Wir mussten den Kampf, der auf dem Höhepunkt des Films stattfindet, nachdrehen. Ich wusste schon, als wir drehten, dass wir ihn noch einmal aufnehmen müssen, weil unsere Zeit zu knapp war. Den Drehort hatte ich wegen des Weizenfelds ausgesucht. Beim ersten Dreh war der Weizen braun, als wir im letzten Juni zurückkehrten, war er grün. [Guy Pearce](/person/guy-pearce) kam direkt vom Set von "[The Time Machine](/movie/the-time-machine)" nach Irland, und wir fingen - ohne zu proben - mit dem Drehen an. Ich musste deshalb auch anders herangehen und teilte den Kampf in verschiedene Segmente auf. Ich habe eine besondere Technik verwendet, damit die Szene hyperrealistisch wirkt. Normalerweise werden ja 24 Bilder belichtet, wir haben 22 oder 23 Bilder belichtet, damit die Action erhöht wird.


BF: Hat sich das Filmemachen seit den Anschlägen vom 11. September aus Ihrer Sicht verändert?


KR: Ich dachte, es würde die Welt des Filmemachens verändern, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Die Studios waren in den Wochen danach sehr empfindlich und haben viele Starttermine - auch unseren - verschoben. Zunächst war die Öffentlichkeit aufgerüttelt, aber sie hat sich schon wieder erholt.


BF: Haben Sie schon ein neues Projekt?


KR: Ich denke, ich werde schon innerhalb des nächsten Jahres wieder drehen. Es gibt einige Stoffe, über die ich nachdenke. Ich weiß aber noch nicht, welches dieser Projekte das Rennen machen wird. Eines von ihnen ist ein kleineres Projekt, das in Uruguay im 19. Jahrhundert spielt. Es gibt ein weiteres in einer ähnlichen Größenordnung wie "Montecristo", bei dem [Ridley Scott](/person/ridley-scott) der ausführende Produzent wäre. Aber wir sind noch dabei, die Finanzierung zu stemmen.

Regisseur Kevin Reynolds zu "Montecristo"