Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Was interessiert Sie an dieser Mischung aus Thriller und Film Noir?

Mike Barker: Mir gefällt die Kombination aus Humor und Zynismus, Unmoral und Unschuld, Liebe, Freundschaft und Verrat.

BF: Wie haben Sie als Engländer das Feeling für diese trostlose US-Kleinstadtatmosphäre entwickelt?

MB: Ich komme auch aus einem ziemlich toten Kaff. Und ich liebe Filme mit klaustrophobischer Stimmung. Wir haben in Bakersfield gedreht, drei Stunden nördlich von Los Angeles. Genau der Ort, der mir vorschwebte. Durch eine Umgehungsstraße abgeschnitten, stirbt die Stadt langsam, die Leute ziehen weg, alles ist heruntergekommen. Um die Atmosphäre des Niedergangs zu verstärken, habe ich Ausstattung und Farbgebung der Tristesse angepasst, beispielsweise auf Blau verzichtet und auf Bäume oder Straßenpassanten. Es sollte nichts Lebendiges geben. Lange Kameraeinstellungen symbolisieren die innere Stagnation der Protagonisten. Ich habe mich bemüht, touristische Eindrücke aus Amerika zu vermeiden. Komischerweise finden die Amerikaner den Film typisch europäisch.

BF: Wie kam es zu dem Projekt?

MB: Mike Newell gab mir das Drehbuch, und ich bin ihm sehr dankbar. Normalerweise bietet man erst renommierten Regisseuren ein gutes Skript an, dann geht es die Leiter von oben nach unten. Wenn alle Kandidaten abgelehnt haben, kriegt ein blutiger Anfänger seine Chance.

BF: Wie gefiel Ihnen die Arbeit in den USA?

MB: Man kann in Amerika alles machen, wenn man zwei Regeln berücksichtigt: das Budget nicht überziehen und den Drehplan einhalten. Irritiert hat mich, dass mein Produzent alle Fragen immer freundlich mit Ja beantwortete, aber nie etwas geschah. Das gehört zur Abblock-Strategie. Ein Glück, dass mir ein alter Hase wie Newell als ausführender Produzent die Mechanismen erklärte.

BF: Werden Sie in den USA bleiben?

MB: Am Anfang fand ich Los Angeles spannend, verbrachte mit dem Team eine tolle Zeit. Aber wenn man nicht arbeitet und allein ist, kann es sehr frustrierend sein. Ohne Filmindustrie fühlt man sich wie ein Ausgestoßener. Ich möchte ein großes Studio im Rücken haben. Bei den Independents dauert die Finanzierungsphase zu lange.

BF: Wie sind Sie zum Film gekommen?

MB: Ich war auf keiner Filmschule. Der Mann meiner Englischlehrerin, ein Kameramann, brachte mich ins Filmbusiness. Zwei Jahre habe ich ohne Bezahlung jeden Job angenommen, vom Laufburschen zum Kabelträger. Dann wurde ich Kameraassistent, arbeitete für die BBC. 1992 erhielt ich für meinen Kurzfilm "The Jumper" den Broadcast Award, leider kein Ticket zum Spielfilm. Ich habe mich in der Not auf Dokumentarfilme verlegt, bevor ich 1997 "The James Gang" drehte.

BF: Würden Sie diese Praxis-Ochsentour empfehlen?

MB: Am Anfang litt ich unter Minderwertigkeitskomplexen, aber dann wuchs mein Selbstvertrauen. Nichts gegen Intellekt, doch um eine berührende Geschichte zu erzählen, die das Publikum packt, benötige ich kein Studium, sondern Sensibilität für Figuren, Gefühl für Timing und Dramaturgie. Am Set von "Best Laid Plans" lief alles glatt, wir probten zwei Wochen vor Drehbeginn, die Schauspieler nahmen mich ernst. Vielleicht weil ich nicht arrogant bin.

BF: Gibt es ein neues Projekt?

MB: Für Working Title plane ich einen Abenteuer-Action-Film, eine Art Bond am Beginn des 20. Jahrhunderts, Arbeitstitel "A Man Called Brown". Bei dem Gedanken, 45 Mio. Dollar zu verbraten, wird mir schon etwas mulmig.

Regisseur Mike Barker zu "Best Laid Plans'