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Blickpunkt:Film: Warum haben Sie mit "Titan A.E." erstmals einen Zeichentrickfilm für Jugendliche realisiert?

Gary Goldman: Fox gab Don Bluth und mir 1996 das Drehbuch zu "Titan A.E.", als wir mitten in der Arbeit an "Anastasia" steckten. Es gefiel uns, und wir dachten, wir sollten es machen. Aber dann brachte Fox einen neuen Regisseur und einen neuen Produzenten ein, die daran eineinhalb Jahre arbeiteten. Als wir den Direct-to-Video-Spielfilm "[Bartok-Der Großartige](/movie/bartok-the-magnificent)" beendet hatten, baten sie uns, "Titan A.E." zu übernehmen. Sie hatten bereits viel Geld dafür ausgegeben und wenig dafür bekommen. Wir diskutierten mit Fox, weil wir wussten, dass "Titan A.E." eine schwierige Zielgruppe hat: Zeichentrick ist sehr beliebt bei Kindern und bei Erwachsenen, die wieder Kind sein wollen. Aber Jugendliche finden das Medium nicht cool. Er war eine große Herausforderung für uns, diese neue Richtung einzuschlagen und zu sehen, ob wir einen Film machen können, der für junge Erwachsene attraktiv ist.

BF: Sie hatten 19 Monate Produktionszeit - Disney-Filme werden in bis zu vierjähriger Arbeit hergestellt.

GG: 19 Monate sind sehr wenig. Aber das Budget war begrenzt. "Titan A.E." ist kein Film mit einem kleinen Budget: Wir haben 55 Mio. Dollar ausgegeben, und Fox hat sicher 25 bis 30 Mio. Dollar investiert, bevor sie den Film uns gaben. Ich wünschte, sie hätten ihn uns gleich machen lassen, dann hätten sie einen Film für 55 Mio. bekommen. Alle Studios versuchen, Kosten zu reduzieren, denn Zeichentrick ist teurer als Realfilm, Disney gibt z. B. 140 Mio. Dollar für einen Film aus. Wir haben bei Fox "Anastasia" für 53 Mio. gemacht - und man sieht dem Film nicht an, dass er nur ein Drittel eines Disney-Budgets hatte.

BF: Nach dem enttäuschenden US-Einspielergebnis von "Titan A.E." hat Fox das Studio für die traditionelle Animation in Phoenix, das Don Bluth und Sie aufgebaut haben, geschlossen.

GG: Der Grund für das Ergebnis war aber nicht die Qualität des Films, sondern die schlechte Vermarktung. Fox-Chairman Bill Mechanic, der vor der Schließung des Studios gefeuert wurde, liebt Zeichentrick und weiß, wie man ihn verkauft. Er war President of International Distribution und President of Worldwide Video bei Disney. Er weiß, dass Zeichentrick wertvoller ist als Realfilm. Aber der Chef der Verleihabteilung glaubte nicht daran, dass jemand anders als Disney Zeichentrick verkaufen kann.

BF: Was bedeutet diese Entwicklung für Sie?

GG: Wir sind noch immer bei Fox angestellt, werden aber ab Januar etwas ohne Fox machen. Wir waren schon 15 Jahre lang unabhängig. Das einzige Problem ist, dass wir dann der Gnade der Verleiher ausgesetzt sind. Aber durch das Internet gibt es die Chance, dass wir den nächsten Film dort veröffentlichen können und erst dann auf DVD und Video verkaufen.

BF: Ist Disney nicht zu schlagen?

GG: Sie sind sehr stark. Ich habe siebeneinhalb Jahre bei Disney gearbeitet, weil ich mit Filmen wie "Pinocchio" oder "Das Dschungelbuch" zu tun haben wollte. Solche Klassiker gab es aber nicht, als ich dort arbeitete. Damals wurde nach immer einfacheren und billigeren Möglichkeiten gesucht, Zeichentrick zu machen. Als wir Disney 1979 verließen, war es unser Ziel, den Zeichentrick wieder zu dem zu machen, was er einst war: der Rolls Royce des Filmemachens.

BF: Wie sehen Ihre Pläne aus?

GG: Don und ich versuchen, in Phoenix eine neue Produktion auf die Beine zu stellen. Es gibt ca. 90 Zeichentrick-Künstler, die dort geblieben sind. Einige weitere sind zu Disney, Dreamworks oder ILM gegangen, aber viele haben zu mir gesagt, wenn ihr einen Film macht, kommen wir zurück. Zurzeit arbeiten wir wieder an "Dragon's Lair", einem Videospiel, das wir 1983 gemacht haben und das seit 17 Jahren in den Top Ten ist. Viele Fans fragen auf unserer Homepage donbluth.com nach, wie es damit weitergehen wird. Wir haben ein Drehbuch dafür geschrieben, Game Boy bringt das Originalspiel im November neu auf den Markt. Außerdem haben wir eine 3D-Version entwickelt, die im April 2001 herauskommt.

BF: Dann gibt es zwei Geschäftsbereiche für Sie: Zeichentrickfilme und Computerspiele?

GG: Schon jetzt machen Don Bluth und ich eine neue, interaktive Episode von "Dragon's Lair", die wir ins Web bringen wollen. "Titan A.E." war der erste Film, der über eine große Distanz über das Kabel übertragen und dann digital projeziert wurde: Wir haben den Film in Los Angeles eingespeist und nach Atlanta überspielt, wo er 3000 Mitarbeitern der Firmen Sysco und Quest auf einer Texas-Instruments-Leinwand gezeigt wurde.

BF: Wie sieht die Zukunft des Animationsfilms aus?

GG: In den nächsten Jahren wird man sehr viel mehr CGI sehen. Handgezeichnete Zeichentrickfilme werden aber nicht ganz verschwinden. Der nächste traditionell animierte Film muss nur sehr clever gemacht sein. Disney arbeitet gerade an "Atlantis", und ich hoffe, er wird sehr gut. "Titan A.E." ist für uns der Gipfel dessen, was man mit handgezeichnetem Zeichentrick und der Kombination mit CGI erreichen kann. Aber es ist etwas Besonderes, Kinder zu unterhalten. Unser nächster Film wird sich deshalb wieder an jüngere Zuschauer richten.

Regisseur und Produzent Gary Goldman zu "Titan A.E."