RTL Group auf Expansionskurs
Mit spektakulären Übernahmen und neuen Senderbeteiligungen hat Europas größter kommerzieller TV-Konzern, die RTL Group, für Aufsehen gesorgt. Jetzt richtet sich der Blick des Fernsehriesen nach Osten.
Ob mit der kompletten Übernahme des britischen Fernsehsenders Five, dem Einstieg beim russischen Ren TV oder dem Engagement bei Media Capital/ TVI in Portugal: Die mehrheitlich zum deutschen Medienunternehmen Bertelsmann gehö-rende RTL Group setzt europaweit auf Expansion. Insgesamt gehören heute bereits 31 Fernseh- und 33 Radiostationen in zehn Ländern zur RTL Group. Sie ist dabei im Gegensatz zu ihren Konkurrenten SBS Broadcasting, Modern Times Group (MTG) und Central European Media Enterprises (CME) auf vier der fünf wichtigsten (west-)europäischen Fernsehmärkten vertreten: in Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit eigenen Sendern und in Spanien mit einer maßgeblichen strategischen Beteiligung an einem der drei Top-Sender des Landes. Lediglich in Italien, das immer noch vom Duopol aus Berlusconis Mediaset und RAI dominiert wird, hat RTL bisher Zurückhaltung geübt. Weiteres Wachstum soll durch folgende Strategien sichergestellt werden: Aufbau von Senderfamilien im Free-TV und in der digitalen Welt, Diversifizierung der Umsätze sowie Expansion mit Schwerpunkt Mittel-, Süd- und Osteuropa, so Unternehmenssprecher Andrew Buckhurst. Senderfamilien hält die RTL Group heute bereits in Deutschland (RTL, Vox, RTL II, Super RTL, n-tv), in den Niederlanden (RTL 4, RTL 5, RTL 7) und in Wallonien/Belgien (RTL TVi, Club RTL, Plug TV) sowie im Stammland Luxemburg (RTL Tele Letzebuerg, Den 2. RTL) selbst. In Holland hat RTL die Zusammengehörigkeit seiner drei Sender durch eine Reorganisation unterstrichen. Wichtigste Konkurrenten sind hier die jetzt von den Finanzinvestoren Permira und KKR übernommene SBS-Gruppe und seit Mitte August John de Mols Talpa TV, das bereits in der ersten Woche in seiner Sendezeit einen beträchtlichen Marktanteil von 8,3 Prozent erzielte (RTL Nederland zusammen kommt auf 24,7 Prozent). In Frankreich wurde die Position von RTL nach dem Ausscheiden der Suez-Gruppe beim Hauptsender M6 gestärkt, im Rahmen des im Frühjahr gestarteten digitalen Antennenfernsehens ging das neue jugendorientierte Programm W9 auf Sendung, der Kabelsender Paris Premiere wurde 2004 übernommen und der 35-prozentige Minderheitsanteil bei RTL9 gehalten.