Blickpunkt:Film

Kino

[Maite Woköck](/person/maite-wokoeck) und [Reza Memari](/person/reza-memari_9) feiern mit dem ersten großen Projekt ihrer gemeinsam gegründeten [Telescope Animation](/company/telescope-animation) Weltpremiere beim [Schlingel](/company/schlingel-internationales-filmfestival-fuer-kinder-u-junges-publikum) am 28. September. Das Duo arbeitet bereits an einer Fortsetzung und einer neuen IP, wie es uns verriet.

**Sie sind mit „Der letzte Walsänger“ bereits zu einigen Festivals eingeladen. Was bedeutet es Ihnen, in Chemnitz Weltpremiere zu feiern? Was schätzen Sie am Schlingel?** 

**Maite Woköck**: Das Festival Schlingel hat immer eine großartige Auswahl an wirklich hochwertigen Kinder- und Familienfilmen, und es ist eine große Ehre, in so einem tollen Line-up dabei zu sein! Und dann auch noch zum 30. Jubiläum. Wir freuen uns sehr und sind sehr stolz, nach so einer langen Produktionszeit endlich die Weltpremiere zu feiern.

##### „Der Spielfilm war unser Startpunkt“
Reza Memari
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**Der Film ist das erste große Projekt Ihrer gemeinsam gegründeten Telescope Animation, ein Originalstoff, den Sie als Marke aufbauen. Was reizte Sie am Stoff und macht ihn in Ihren Augen für ein breites, weltweites Publikum interessant? Warum taugt er zum Ausbau in verschiedenen Medien und Formaten?**

**Reza Memari**: Die magischen Wale faszinieren Jung und Alt weltweit, und noch dazu gibt es keinen einzigen Animationsfilm mit Buckelwalen und ihrem Gesang. Also haben wir die Chance ergriffen, denn welche vielfältigere, mystischere Welt gibt es als die Ozeane? Von Anfang an war uns wichtig, dass wir mit dieser IP auch den Umweltschutzgedanken einfließen lassen, nie mit dem Zeigefinger, sondern immer auf unterhaltsame, kurzweilige Art und Weise. Der Spielfilm war unser Startpunkt, doch bald haben wir festgestellt, dass in diesem Story-Universum noch sehr viel mehr Platz für weitere Geschichten ist. So kamen wir auf die Idee, diese Geschichten auch in anderen Formaten für verschiedene Zielgruppen zu erzählen. Bei originären Marken kann man nicht genug dafür tun, eine möglichst breite Zielgruppe auf diversen Wegen anzusprechen, und wir denken, dass uns das mit dem Walsänger gelingen wird.


**Wie verlief die lange Produktionsreise des ambitionierten Projekts „Walsänger“ und seiner Begleitprodukte?  Was war die größte Herausforderung?**

**Maite Woköck**: Die kurze Variante einer langen Reise: Wir haben die erste Treatmentförderung 2017 bekommen und wurden dann 2018 der erste Animationsfilm, der über die Initiative „Der Besondere Kinderfilm“ gefördert wurde. Diese Initiative hat uns sehr unterstützt und die deutschen Finanzierungspartner waren (relativ) schnell an Bord. Da die internationale Finanzierung direkt in die Covid-Zeit fiel, dauerte das dann aber noch mal länger. Parallel dazu haben wir unser Animationsstudio mit der Unreal-Pipeline unabhängig vom Film finanziert, unter anderem mit der Förderung für „Innovative Business Models and Tools“ von Creative Europe MEDIA, sowie den Prototyp des Games, der dann in unserem Potsdamer Game Studio hergestellt wurde.

Im Laufe der Filmproduktion haben wir dann die anderen Projekte finanziert, zum Beispiel die Entwicklung der Walsänger-Serie, die Herstellung eines interaktiven Storybooks und ein Short Game. Inzwischen arbeiten wir auch schon an einer TV-Serie für eine etwas jüngere Zielgruppe sowie dem Sequel des Kinofilms. Animationsprojekte dauern ja immer enorm lange, also kann man nicht früh genug mit der Fortsetzung anfangen.

**Reza Memari**: Die größte Herausforderung auf Animationsebene war die Herstellung des Films mit einer Echtzeit-Engine (Unreal), die noch nicht sehr animationserprobt war. Wir waren schließlich der erste große Animationsspielfilm in Europa, der sich dieser damals noch völlig neuartigen Technologie angenommen hat. Die ambitionierte Größe des Projekts stellte sich dann ebenfalls als Challenge heraus, denn wir hatten es eben mit einem Wal zu tun und nicht mit kleinen Fischen.

Das Game und der Film waren letztendlich gleichzeitig finanziert, sodass der Aufbau beider Studios gleichzeitig stattfand, was ebenfalls sehr intensiv und herausfordernd war.

![„Der letzte Walsänger“. Foto: Telescope Animation](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/5f8a4569-7f95-4e41-9397-1632c637143f.jpg)

**Frau Woköck, Sie halten beim Festival eine Masterclass. Welche Ratschläge können Sie den Zuhörer:innen aus Ihrem Erfahrungsschatz mit „Der letzte Walsänger“ geben?**


**Maite Woköck**: Um es mit Dorys Worten zu sagen: „Just keep swimming.“ Wir hatten viele Herausforderungen und viel ist nach Plan gelaufen, aber ich denke, jede*r Produzent*in weiß, dass man nicht aufgeben darf, sondern mit Ruhe und Zuversicht immer weitermachen muss.

Internationale Finanzierungen, wie bei Animationsfilmen üblich, sind sehr bereichernd, aber, dass sie funktionieren, steht und fällt mit der Auswahl der Koproduktionspartner. Insofern wäre das auch mein Ratschlag, hier besonders sorgfältig zu sein, denn man arbeitet viele Jahre eng zusammen. Da hilft es, wenn man sich gut versteht und lösungsorientiert für das Projekt arbeitet. Ich kann sagen, dass das beim Walsänger der Fall war, und es hat sicherlich einen großen Unterschied gemacht.


**Wie war das Echo zu „Der letzte Walsänger“ bei Testscreenings und Branchenkollegen?**

**Reza Memari**: Um ehrlich zu sein, durften wir den Film noch gar nicht mit völlig projektfremden Menschen genießen, daher können wir diese Frage erst nach der Schlingel-Premiere beantworten. Wir hatten allerdings ein Testscreening mit dem Animatic (zusammengeschnittenes Storyboard) unseres Films, das sehr gut bei sowohl Kindern als auch Erwachsenen ankam, obwohl es hier noch keine Animation und keine Farben gab. Unsere internen Screenings und auch Marktscreenings waren sehr bewegend bzw. erfolgreich, also freuen wir uns umso mehr auf die Reaktionen des Publikums da draußen.


**Wie wurden das bereits veröffentlichte Game aus der Welt von „Walsänger“ angenommen?**

**Reza Memari**: Das Short Game „Lani’s Call“ war bereits in mehreren Streams zu sehen, unter anderem von der mit uns zusammenarbeitenden Meeresschutzorganisation WDC (Whale and Dolphin Conservation). Besonders gefreut hat uns ein Gameplay-Video, das uns aus Japan erreicht hat.

Das Konsolenspiel „Rise of Leviathan“ befindet sich in der Finanzierung.

##### „Das Hamburger Filmfest ist ein Heimspiel“
Maite Woköck
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**„Walsänger“ läuft auch beim Michel in Hamburg, wo ein Teil Ihrer Firma angesiedelt ist. Was erwarten Sie dort?**

**Maite Woköck**: Das Hamburger Filmfest ist ein Heimspiel und wir sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden, zum Beispiel mit unserer „Abenteuer Animation“-Veranstaltung letztes Jahr, in der Reza und ich erklärt haben, wie ein Animationsfilm entsteht und wo die Kinder schon einen ersten Blick auf die Entstehung des Walsängers bekommen haben. „[Meine Chaosfee & ich](/movie/meine-chaosfee-und-ich)“ hatte hier 2022 ebenfalls Premiere.


**Wie geht die Reise des Filmes weiter? In welche Länder ist der Film verkauft?**

**Maite Woköck**: Der Film wird jetzt erst einmal auf ein paar weiteren Festivals laufen, bislang zugesagt haben [Zürich](/company/zurich-film-festival), Young Horizons in Warschau und die [Nordischen Filmtage](/company/nordische-filmtage-luebeck). Der Kinostart in Deutschland ist dann am 12. Februar 2026.

„Der letzte Walsänger“ wurde bereits in über 20 Territorien verkauft, u.a. nach  Frankreich, in die Türkei, nach Polen und in die Ukraine und auch nach Australien/Neuseeland/Pazifik und Südkorea.

**Sie entwickeln auch neue Projekte wie „Children of Gaea“, eine Science-Fiction-Fantasy-Serie, deren Hintergrund wie bei „Walsänger“ eine Klimakatastrophe ist. Wie weit ist sie? An welchen Projekten arbeiten Sie noch?**

**Reza Memari**: „Children of Gaea“ wird unsere nächste große IP sein, bei der es um junge Schamaninnen und Schamanen und ihre Krafttiere geht, die in der Astralwelt gegen Dämonen antreten müssen, um Mutter Erde zu beschützen. Bisher entwickeln wir in diesem Universum eine futuristische Serie für eine etwas ältere Zielgruppe, die im kommenden Jahr gepitcht wird. Parallel dazu arbeiten wir an einem Kinofilm für das Family-Segment, der in der Jetztzeit spielt. Ich bin Creator und beide Projekte werden von den ausgezeichneten Autor*innen [Olivia Vieweg](/person/olivia-vieweg) und Andreas Völlinger geschrieben.

**Maite Woköck**: Es gibt natürlich auch noch mehr Projekte aus der Walsänger-Welt: Wir finanzieren gerade die Serie als internationale Koproduktion für das [ZDF](/company/zdf_c). Außerdem schreibt Reza Memari gemeinsam mit der preisgekrönten Co-Autorin [Jytte-Merle Böhrnsen](/person/jytte-merle-boehrnsen) bereits den zweiten Kinofilm.

Und auf dem Cartoon Forum in Toulouse pitchen wir dieses Jahr eine minoritäre Koproduktion mit dem Titel „Jam & Re“, eine sehr lustige und grafisch wunderschöne Pre-School-Serie von dem Oscar-nominierten Regie- und Produzentenduo Uri Lotan und Amit Gicelter.

##### „Geschichten, mit denen wir die Welt ein bisschen besser machen wollen“
Reza Memari
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**Was hat sich Telescope Animation auf die Fahne geschrieben?**

**Reza Memari**: Unser Traum war es von Beginn an, mit Telescope eine Produktionsfirma zu schaffen, die das Geschichtenerzählen in den Mittelpunkt stellt. Geschichten, die berühren, die inspirieren und mit denen wir die Welt ein kleines bisschen besser machen wollen. Daran arbeiten wir mit viel Leidenschaft.

*Die Fragen stellte Heike Angermaier*

Maite Woköck und Reza Memari zu „Der letzte Walsänger“: „Just keep swimming“