Schweizer Kinoplaner geben sich zurückhaltend
Während sich in Deutschlands Medien das Gerücht des Overscreenings weiterhin hält, ist die Skepsis auch ins Nachbarland Schweiz übergeschwappt. Dort existieren die meisten Multiplexe derzeit lediglich auf dem Papier. Aber auch hier weicht die einstige Planungseuphorie ökonomischer Nüchternheit.
Die Schweizer Kinolandschaft, die im Unterschied zum umliegenden Ausland keine größeren Gruppierungen kennt, sondern in den Händen von einigen mittelgroßen und vielen kleineren Kinobesitzern ist, hatte den europäischen Multiplex-Boom der neunziger Jahre praktisch verschlafen. Als im Herbst 1997 in Archamps die französische Gaumont-Gruppe ein Multiplex mit elf Sälen eröffnete, ging ein Raunen durch die Szene: Der Kinokomplex liegt zwar auf französischem Gebiet, aber auch nur zehn Autominuten vom Genfer Stadtzentrum entfernt. Als die ausländischen Investoren dann auch in die Schweiz drängten, erwachte die Kinobranche plötzlich. Im November 1999 eröffnete, ebenfalls in Genf, das erste Schweizer Multiplex: Das Balexert mit 13 Sälen und 2800 Plätzen, gebaut vom australischen Entertainment-Riesen Village Roadshow. Zwei Monate später eröffnete mit acht Sälen und 2200 Plätzen das Maxx in Emmen bei Luzern, gebaut vom deutschen Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe und seinem Schweizer Partner Juerg Judin. Beide Multiplexe sind eingebettet in einen Komplex mit Einkaufszentren, Restaurants und Parkplätzen. Schließlich kamen letztes Jahr noch die deutsche Gruppe Kieft & Kieft mit einem kleineren Multiplex mit sieben Sälen im südschweizerischen Lugano, und die belgische Kinepolis-Gruppe mit dem Kinepolis mit acht Sälen in Schaffhausen hinzu.