Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Wie ist es zu Ihrem Kinodebüt gekommen?

Sebastian Peterson: Eigentlich hatte ich etwas anderes vor, wollte im Schwarzwald einen Heimatfilm drehen. Da hat mich Senator angesprochen. Die hatten meinen Kurzfilm "Fake" in Cannes gesehen. Ich durfte sogar Bedingungen stellen, mein eigenes Team mitbringen. Ich wollte nicht mit einem alteingesessenen Kameramann und Team zusammenarbeiten, wo ich doch erst am Anfang stehe. Mit Thomas Brussig und Markus Dittrich habe ich das Drehbuch geschrieben. Von Thomas Brussig gab es schon ein fortgeschrittenes Drehbuch, als ich eingestiegen bin, dann habe ich noch Markus Dittrich hinzugezogen. Wir kennen uns von der Filmhochschule. Ich habe die Liebesgeschichte mehr in den Vordergrund gestellt, die Off-Texte rausgenommen.

Blickpunkt:Film: Wie war die Zusammenarbeit mit Senator?

SP: Es war ein angenehmer Dialog zwischen Producer  und dem Autorenteam. Ich hätte gar nicht gedacht, daß alles so freizügig vonstatten gehen würde. Es gab natürlich regelmäßige Besprechungen.

Blickpunkt:Film: Warum haben Sie auf Doku-Material zurückgegriffen?

SP: Ich ging sehr schnell dazu über, auf Doku-Material zurückzugreifen, z. B. das Gelöbnis und der Mauerfall. Da haben wir die Dialoge aus der Doku rausgenommen und ins Drehbuch geschrieben. Das Szenenbild mit Honecker haben wir genauso eingerichtet wie in der Vorlage. Darauf gekommen bin ich, weil ich dachte, den Mauerfall, das kann ich nicht inszenieren. So tolle Gefühle, wie willst du das mit Komparsen machen? Vielleicht davor mit Sekt abfüllen? Das sind so starke Aufnahmen, daß wir mit den gleichen Techniken arbeiten wollten, mit einer Achtziger-Jahre-Kamera, mit dem gleichen Licht. Wir haben für die Gegenschnitte sogar die gleichen Klamotten, die die Leute auf den Bildern anhatten, unseren Komparsen angezogen. Wir sind stolz darauf, daß man den Übergang nicht sieht. Wir haben auch mit ORWO-Film herumexperimentiert, um diesen typischen Look und diese Farben zu erhalten. Doch es sah nicht so DDR-like aus wie unser eigenes, bearbeitetes Material. Da ich aus Hamburg bin, waren wir auf gute Berater angewiesen. Ich habe Wert darauf gelegt, daß Ausstatter, Regieassistentin und die Leute von Requisite und Kostüm die DDR auch wirklich miterlebt haben.

Blickpunkt:Film: Wie lief die Besetzung?

SP: Eine ehemalige Defa-Regieassistentin hat junge Leute von den Schauspielschulen vorgeschlagen. Wir haben lange Zeit mit dem Casting zugebracht. Daniel Borgwardt hat sich zum Favorit entwickelt. Für die Rolle der Yvonne war es noch schwieriger. Sie mußte einen speziellen Charakter haben, jemand, den man nicht so leicht vergißt. Den neunjährigen Klaus, Adrian Heidenreich, haben wir von Mädels spielen lassen. Für die Kinder habe ich die Texte auf Tonband gesprochen, damit sie wissen, wie sie gemeint sind. Ich habe mit ihnen geübt, dann kam der Kameramann dazu. Es hat mir alles sehr viel Spaß gemacht. Alle anderen Schauspieler sind alle Ost-Schauspieler.

Blickpunkt:Film: Haben Sie auch Musikstücke aus der Zeit ausgewählt?

SP: Ich bin zum richtigen DDR-Spezialisten geworden, habe inzwischen eine LP-Sammlung, war aber schon früher Karat-Fan. In einer Szene spielt eine Live-Band "Der Schwanenkönig" von ihnen. Das Film-Orchester Babelsberg hat die Musik gemacht, mit viel Konzertgitarre. Dieser warme Ton paßt gut zu Yvonne. Natürlich gibt's auch "Sag mir, wo ich stehe", diverse Stücke von Dagmar Frederic, Songs von den Sputnicks und Hammond-Orgel-Musik der sechziger Jahre als Inspiration und das Pionierlied "Der kleine Trompeter".

Blickpunkt:Film: Wie kamen Sie auf den ungewöhnlichen Starttermin?

SP: Die Idee stammt von Hanno Huth. Ich fand sie sehr gelungen, der Starttermin wird seinen Eindruck hinterlassen und eine Stimmung bringen, die Film und Publikum gut tut. Der Mauerfall hatte ja auch eine befreiende Funktion. Wir bringen neue Tatsachen, im Presseheft heißt es "Die unglaubliche Wahrheit des Mauerfalls", eine ziemlich kuriose, abgedrehte Geschichte. Ich bin sehr gespannt, wie der Film läuft. Das war mein erster Film, der unter professionellen Umständen entstanden ist.  kann ich nur weiterempfehlen.

Sebastian Peterson zu 'Helden wie wir'