Stoffentwicklung Step By Step
Zu einer intensiven Stoffentwicklungswoche trafen sich Autoren, Produzenten und Konsulenten aus fünf Ländern im niederösterreichischen Retz. Vor Ort plädierte Step-By-Step-Leiter Oliver Schütte für mehr Professionalität und eine bessere Einbindung der Produzenten in die Stoffentwicklung.
"Ich finde, es sollte mehr professionelle Drehbuchautoren geben, Menschen, die sich wirklich aufs Schreiben konzentrieren", sagt Oliver Schütte, der den momentanen, europaweiten Trend zum Autorenfilm mit einiger Skepsis beobachtet. "Wer kann schon von sich behaupten, dass er zwei große Talente hat, also ein ebenso begabter Regisseur ist wie ein Autor?" Als künstlerischer Leiter des Drehbuchentwicklungsprogramms Step By Step und Geschäftsführer der in Berlin ansässigen Master School Drehbuch hat sich Schütte der Förderung handwerklich solider, vor allem aber markttauglicher Stoffe verschrieben. Gegründet 1996 von der Master School, einer Initiative des Medienboards Berlin-Brandenburg, wird Step By Step seit 1998 durch die Schweizer Focal (Leitung: Pierre Agthe) sowie seit 2000 durch das österreichische Drehbuchforum (Leitung: Sabine Perthold) institutionell verstärkt. Jahr für Jahr wählt eine internationale Kommission aus den Einreichungen zwölf Erfolg versprechende Projekte aus, wobei die Kriterien, so Schütte, relativ weit gesteckt seien: "Auch dieses Jahr sind vom schweizerischen Piratinnen-Abenteuermovie bis zum kammerspielartigen Borderline-Drama aus Österreich wieder alle möglichen Genres vertreten." Bedingung für die Einreichung ist allerdings eine bereits vorhandene Produktionspartnerschaft - in dieser Hinsicht unterscheidet sich Step By Step von anderen Stoffentwicklungsprogrammen: "Der Produzent ist die Verbindung zum Markt. Er ist derjenige, der bei uns einreicht, nicht der Autor. Insofern sollte er früh genug aktiv eingebunden werden." Seit fünf Jahren bietet Step By Step Hilfestellung durch einen Produktionstutor, der die Konzepte kennt und mit den Produzenten Koproduktionsmöglichkeiten oder die bevorzugte Eignung eines Stoffs fürs Kino oder TV klärt. Im diesjährigen Drehbuchjahrgang, der sich zum zweiten von insgesamt drei so genannten "Centern", also gemeinsamen Intensivarbeitswochen in einem restaurierten Gutshof im niederösterreichischen Retz trifft, gibt es drei schweizerische und drei österreichische Projektteams, vier aus Deutschland sowie je eines aus Irland und Großbritannien. Zu diesem Zeitpunkt des achtmonatigen Programmablaufs, so steht es im Vertrag, den die Teams mit Step By Step abschließen, muss bereits eine erste Drehbuchfassung vorliegen. Eine Auflage, die laut Schütte sehr ernst genommen wird, um das gemeinsame Arbeits- und Diskussionsniveau zu halten. Diese ersten Fassungen werden nun in Kleingruppen unter dem Vorsitz je eines Drehbuchkonsulenten diskutiert: Sabine Pochhammer (BRD), Milan Dor (Österreich), Donat Keusch (Schweiz) und Don Bohlinger (USA), Letzterer ein Step-By-Step-Regular, der sich in Deutschland unter anderem als Koautor von "Das Experiment" von Oliver Hirschbiegel einen Namen machte. Im "Team Bohlinger", bestehend aus dem Konsulenten und drei Produktionsteams, stehen einige Szenen aus dem historischen Drama "Hexenkinder" zur Debatte.