Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Nach ein paar Jahren Pause kehren Sie mit neuen Projekten zurück. Im November startet "I Spy" mit [Eddie Murphy](/person/eddie-murphy) in den USA, 2003 folgt "[Terminator 3](/movie/terminator-3-rebellion-der-maschinen)". Ist wieder alles so wie in den guten alten Zeiten?

Mario Kassar: Natürlich ist es nicht mehr so hektisch wie in den Achtziger und Neunzigern. Mit einer börsennotierten Firma hast du viel mehr Stress. Jetzt haben wir einen Deal mit Intermedia, die unsere Filme komplett finanzieren. Nur "I Spy", den wir mit Columbia gemacht haben, ist eine Ausnahme.

BF: Das heißt, Sie sind nicht mehr so unabhängig wie früher.

MK: Wir haben die nötige Unabhängigkeit, die wir brauchen. Schließlich arbeiten wir nicht mit einem Major zusammen, der uns überall hereinredet, sondern mit einem Mini-Studio. Das macht die Arbeit viel leichter.

BF: Wie schwierig war es, "Terminator 3" mit seinem 170-Mio.-Dollar-Budget auf die Beine zu stellen?

MK: Punkt 1: Wir sprechen nie übers Budget. Punkt 2: So schwer war es gar nicht. Ein teurer Franchise-Film mit [Arnold Schwarzenegger](/person/arnold-schwarzenegger) lässt sich eben leichter realisieren als ein 15-Mio.-Film mit Soundso.

BF: Bei Ihrer alten Firma Carolco haben Sie aber auch künstlerisch gewagte Projekte gemacht wie [Adrian Lynes](/person/adrian-lyne) "[Jacob's Ladder](/movie/jacobs-ladder-in-der-gewalt-des-jenseits)" oder [Bob Rafelsons](/person/bob-rafelson) "Land der schwarzen Sonne". Wagen Sie sich wieder an
so etwas ran?

MK: Um ehrlich zu sein: Ja. Es hängt nur vom Regisseur ab.

BF: Obwohl diese Projekte Geld verloren haben.

MK: Die Regisseure, mit denen wir zu tun hatten, haben bewiesen, was sie leisten können. Deshalb haben wir ihnen vertraut. Vieles ist einfach auch eine Glückssache: "Jacob's Ladder" ist ein wunderbarer Film, der seiner Zeit einfach voraus war. Bei einem Film wie "[Lolita](/movie/lolita_7)" erwischten wir ein schlechtes Timing; damals war die Pädophilie-Diskussion gerade in vollem Gange.

Kreuzfahrer-Epos noch in der Diskussion

BF: Sie halten also nichts davon, Regisseure an der kurzen Leine zu halten, wie das die Studios zum Teil tun?

MK: Wenn wir glauben, wir müssen mit einem Regisseur ein Wörtchen reden, dann tun wir das auch. Aber viel machen können wir ohnehin nicht. Du diskutierst wegen des Geldes, und das war's. Das Mikromanagement der Studios ist viel kostspieliger. Ständig lassen sie Nachdrehs machen. Und weil sie alles ganz schnell fertig haben wollen, um ein bestimmtes Startdatum einzuhalten, geben sie noch mehr Geld aus.

BF: Für Stars haben Sie aber auch gutes Geld bezahlt.

MK: Das war eher am Anfang so, weil uns noch niemand kannte. Da mussten wir für Schauspieler einen kleinen Bonus hinlegen. Andererseits haben wir keine Beteiligungen am Boxoffice vergeben. So gesehen hat uns das sogar weniger gekostet.

BF: Das Kreuzfahrer-Epos "Crusades" haben Sie aber aus Kostengründen nicht realisiert.

MK: Was ich immer noch bedaure. Aber jetzt möchte ich es sobald als möglich realisieren. Schließlich brauchen wir heute keine 10.000 Pferde mehr, sondern können alles am Computer machen. Arnold kontrolliert zwar die Rechte, aber wir haben eine gute Beziehung. So sollte es keine Schwierigkeiten geben.

BF: Und was ist mit dem Konkurrenzprojekt von [Ridley Scott](/person/ridley-scott)?

MK: Es kommt doch immer vor, dass zwei oder drei Filme zum gleichen Thema entwickelt werden. Aber letzten Endes klappt dann nur einer davon. Vielleicht ist das ja unsere Produktion.

BF: Welche Filme dürfen wir demnächst von Ihnen erwarten?

MK: Das will ich noch nicht sagen. Ich hoffe, dass im nächsten halben Jahr ein neues Projekt in die Produktion geht.

BF: "Basic Instinct 2" ist es nicht?

MK: Ganz bestimmt nicht. Vor zwei Jahren haben wir's versucht. Aber die Konstellation war einfach zu kompliziert. [Sharon Stone](/person/sharon-stone) und MGM hatten beide das Recht, den Regisseur und den männlichen Hauptdarsteller abzusegnen. Das konnte nicht funktionieren. Jetzt liegt das Projekt bei MGM. Vielleicht verkaufen sie es an uns zurück.

BF: Wollen Sie nicht doch wieder eines Tages Ihre Produktionsfirma mit eigener Finanzierung?

MK: Das ist schon denkbar. Die alten Tage, wo wir von niemandem finanziell abhängig waren, waren großartig.

BF: Haben Sie nicht Angst, die Fehler von damals zu begehen?

MK: Alle Projekte aus der Carolco-Konkursmasse wurden verkauft bzw. produziert. Wir waren diejenigen, die "[Spider-Man](/movie/spider-man_1)" und "[Minority Report](/movie/minority-report)" angestoßen haben. So viel können wir nicht falsch gemacht haben.

"Terminator 3"-Produzent Mario Kassar im Interview