Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Peter Weir ist kein Filmemacher, der einen Standard-Blockbuster liefert. Wie konnte er sich mit seinen Vorstellungen gegenüber dem Fox-Management durchsetzen?

Thomas Rothman: Es gibt immer diesen Mythos, dass die Künstler für ihr Werk kämpfen müssen. Aber meistens läuft es nicht so romantisch ab. Hier waren Profis am Werk, die harmonisch zusammengearbeitet haben. Wir wollten von Anfang an einen Film in der David-Lean-Tradition machen, wo komplexe Charaktere in außergewöhnliche Umstände versetzt werden. Der Film sollte Tiefgang haben und trotzdem visuelles Spektakel bieten. Und das alles haben wir im vereinbarten Zeitrahmen und bei Einhaltung des Budgets geschafft.

BF: Die Erfahrungen mit "[Titanic](/movie/titanic_a)" waren für Sie kein Menetekel?

TR: Nein. Denn nach diesen Erfahrungen kannten wir all die möglichen Fallstricke und Probleme. Deshalb stellten wir uns im Vorfeld genau darauf ein. Wir hatten ein fertiges Drehbuch. Und wir bereiteten den Film fast ein Jahr lang vor.

BF: Wie stark nahmen Sie Einfluss auf das Drehbuch?

TR: Wir gaben Peter Weir und seinem Ko-Autor [John Collee](/person/john-collee) viele Anmerkungen. Aber Peter hatte die absolute Kontrolle über das Drehbuch.

BF: Ließen Sie nicht bestimmte Elemente streichen, weil sie zu teuer waren?

TR: Nein. Denn das ganze Ding war zu teuer. Aber entweder macht man so etwas ganz oder gar nicht. Wir wussten, wir waren in den Händen eines der größten Regisseure und eines der größten Schauspieler der Welt. Da sind wir über die Klippe gesprungen.

BF: Hätten Sie den Film auch mit jemand weniger Bekannten als [Russell Crowe](/person/russell-crowe) gemacht?

TR: Das ist schwer denkbar. Denn ich kann mir keinen anderen Schauspieler in der Welt vorstellen, der diese Rolle hätte spielen können.

"Wir erkannten das Oscar-Potenzial des Films"

BF: Weil die Spezialeffekte aufwändiger ausfielen als erwartet, musste der Start um ein paar Monate verschoben werden. Wie schwer fiel Ihnen diese Entscheidung?

TR: Es wurde bald klar, dass es notwendig war. Wir haben in diesem Film die größten Sturmszenen, die je gefilmt wurden, und wir mussten die Chance nutzen, sie noch intensiver zu gestalten. Außerdem erkannten wir das Oscar-Potenzial des Films. Deshalb kam uns ein Start im November ganz gelegen.

BF: Sie klingen sehr enthusiastisch. Sprechen Sie so über jeden Fox-Film?

TR: Ich liebe natürlich alle meine Kinder, aber ich weiß auch, dass manche Filme ganz besonders sind. An "Master and Commander" habe ich über zehn Jahre gearbeitet, schon als ich bei Samuel Goldwyn war. Das war eine besondere Passion. Denn solche Filme sind einfach so selten.

BF: Warum sind solche Filme so selten? Sie könnten doch als Ko-Chairman eines Studios etwas daran ändern.

TR: Aber großartiges Material ist schwer zu finden. Gut ist nicht gut genug. Es muss ein erstklassiges Drehbuch sein, und dann brauchst du auch einen hervorragenden Regisseur, einen Peter Weir oder einen [Ridley Scott](/person/ridley-scott).

BF: Liegt es nicht auch daran, dass die Studios nicht genug investieren wollen?

TR: Wenn ein Projekt großartig ist, dann gibt es auch das Geld dafür. Das ist nicht das Problem.

BF: Aber "Tripoli", das Sie mit Ridley Scott und Russell Crowe machen wollten, verzögert sich doch wegen Budgetproblemen.

TR: Das liegt nicht am Budget. Das Skript muss noch überarbeitet werden. Und es gibt auch Schwierigkeiten mit dem Drehort und der Verfügbarkeit von Russell Crowe. Aber schauen Sie, mit "Master and Commander" dauerte es zwölf Jahre. Einzigartige Filme brauchen ihre Zeit.

BF: Vielleicht muss ja "Master and Commander" nicht so einzigartig bleiben. Patrick O'Brian verfasste insgesamt 20 Romane über diesen Kapitän. Dachten Sie im Vorfeld an eine Franchise?

TR: Nein. Das bringt nur Unglück. Ich weiß, dass Produzenten immer gern vom Franchise-Potenzial sprechen. Aber das darf kein Grund sein, einen Film zu produzieren. Der Grund für "Master and Commander" war, einen guten Film zu machen. Erst wenn ein Film erfolgreich ist, kann man darüber nachdenken.

BF: Angeblich fürchten Studio-Manager um Ihren Job, wenn Ihre Produktionen floppen. Was ist da dran?

TR: Das ist auch einer dieser Mythen. Du versuchst einfach, deinen Job bestmöglich zu machen und Filme zu produzieren, die Profit abwerfen. Ich bin glücklich, dass ich für COO Peter Chernin und News Corp. arbeite. Denn in diesem Konzern ist das unternehmerische Denken sehr ausgeprägt. Hier weiß man, dass man kreative Risiken eingehen muss. Natürlich versuchen wir aber, das finanzielle Risiko zu begrenzen. Für "Master and Commander" haben wir mit Miramax und Universal zwei Partner, die 50 Prozent des Budgets tragen.

BF: Aber sind Sequels und Popcorn-Filme wie "[X-Men](/movie/x-men-der-film)" nicht der einfachste Weg, um Profite mit geringem Risiko zu bekommen?

TR: Das ist ein Trugschluss. Häufig verlierst du Geld, wenn du auf Nummer Sicher gehst. Das größte Risiko besteht darin, wenn du immer wieder den gleichen Film machst.

Thomas Rothman über "Master and Commander"