TV-Marktplatz Discop gewinnt an Bedeutung
Die Discop in Budapest hat sich zum wichtigsten Programmmarktplatz für Osteuropa entwickelt. Manche Vertriebe erzielen in den ehemaligen Ostblockländern fast ein Fünftel ihres Gesamtumsatzes.
Die Attraktivität der Discop, die dieses Jahr vom 22. bis 24 Juni in Budapest stattfand, lässt sich nicht nur an den sprunghaft steigenden Besucherzahlen ablesen, die dieses Jahr nach ersten Schätzungen noch einmal um gut ein Drittel auf über 1300 Teilnehmer zulegten, sondern auch an den Erlösen, die dort mittlerweile erreicht werden können. "In Märkten wie Ungarn erzielen wir Lizenzpreise, wie wir sie aus anderen mittelgroßen europäischen Ländern wie den Niederlanden und Dänemark kennen", berichtet Jens Richter, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1-Weltvertriebstochter SevenOne International. Bei einigen Vertrieben erreichen die Erlöse aus Mittel- und Osteuropa zehn bis 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes. Indiz für die Reife von TV-Märkten wie Ungarn, Slowenien und Tschechien sind nicht nur die gestiegenen Lizenzpreise, sondern auch die Programmware, die dorthin verkauft wird. Elisabeth Gütschow von Telepool stellte zum Beispiel erstmals eine Nachfrage nach Wissenstiteln wie "Meilensteine der Naturwissenschaft & Technik" im polnischen Videomarkt fest. Für Helge Köhnen von Bavaria Media Television waren "lang laufende Serien der Schlüssel zum osteuropäischen Markt". Ein weiterer Bavaria-Verkaufshit war "Sturm der Liebe": Die Telenovela ging nach Tschechien, wo sie ab Frühjahr 2007 zu sehen sein wird, in die Slowakei (bei STV ab September 2006) und nach Litauen (auf Viasat TV 3 ab Herbst 2006). Außerdem werde mit Einkäufern aus Russland, der Ukraine und Rumänien über Formatverkäufe verhandelt. Auch das ist ein Hinweis auf den hohen Entwicklungsgrad, den osteuropäische TV-Märkte erreicht haben: Westliche Lizenzware allein ist keine Quotengarant mehr, lokale Adaptionen internationaler Erfolgsformate werden immer mehr nachgefragt. Diese Erfahrung hat auch Richter von SevenOne gemacht, der zum Beispiel "Die dreisten Drei" als Format nach Lettland (Viasat TV 3), Rumänien (Prima TV) und Polen (TVN) verkauft hat. Dabei hätten es die Deutschen leichter als andere Vertriebe, weil es in Osteuropa eine "starke Tradition" für deutsches Programm gebe. Dass die Bedeutung der Märkte im Osten weiter zunimmt, unterstreicht Patrick Elmendorff, Geschäftsführer EM.Entertainment: "Auf der Discop 06 wurde deutlich, dass der sehr wichtige osteuropäische Markt insbesondere auch durch neue Sender wie 1+1 Kino in der Ukraine oder Happy TV in Serbien und Bosnien weiter wächst." Zu den wichtigsten Trends in Budapest gehörten Video-on-Demand, Mobile Content und Games. Vertriebe wie Beta unterhalten bereits eigene Büros in Osteuropa (Bratislava) und verkaufen mehrere 1000 Programmstunden im Jahr dorthin, auch wenn die meisten Deals nach wie vor bei den TV-Messen