Blickpunkt:Film

Kino

Trotz eines ernüchternden ersten Halbjahres überwiegt bei Kinobetreiber:innen vor den Kölner Filmtagen der Optimismus. Ihre Erwartungen an den Herbst 2025 sind hoch und an ihre Verleihpartner ebenso.

**Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf den Kinoherbst 2025, Zuversicht, Skepsis oder Unsicherheit, und warum?**

Dieser Kinoherbst, bei mir beginnt er mit dem August, wird groß. Mit starken neuen Filmemacher:innen wie [Oliver Laxes](/person/oliver-laxe) "[Sirat](/movie/sirat)" oder [Ameer Fakher Eldin’s](/person/ameer-fakher-eldin) [Berlinale](/company/internationale-filmfestspiele-berlin) Wettbewerb-Titel "[Yunan](/movie/yunan)", bewegenden Geschichten wie [Mascha Schilinskis](/person/mascha-schilinski) "[In die Sonne schauen](/movie/in-die-sonne-schauen)", oder Spektakel mit "[Springsteen: Deliver from Nowhere](/movie/untitled-disney_8d)", "[One Battle After Another](/movie/untitled-wb-event-film_3)" oder "[Avatar: Fire and Ash](/movie/avatar-3)". Jetzt kommt die Zeit, das Publikum zurückzuerobern.

**Was wünschen Sie sich von den Verleihern konkret, damit der Kinoherbst für Ihr Haus erfolgreich wird?**

Der Herbst ist traditionell die starke Zeit für das Kino (inhaltlich wie wirtschaftlich). Doch der Erfolg dieser Saison hängt zunehmend von etwas ab, das sich nicht planen lässt, aber gezielt gestalten: Von echtem Vertrauen und partnerschaftlichem Miteinander.

Als Kinobetreiber:innen stehen wir heute mehr denn je vor der Aufgabe, ein vielfältiges Publikum zu erreichen. Wir bemühen uns darum, einen Spielplan zu kuratieren, der sowohl Entdeckungen als auch Erwartungen gerecht wird, der kulturell relevant und wirtschaftlich tragfähig bleibt. Dieses Bemühen gerät jedoch zunehmend unter Druck,  auch durch Entscheidungen auf Verleihseite.

Die zunehmende Verkürzung des Kinofensters, oft schon mit festgelegtem Streaming-Start zum Kinostart, untergräbt die Relevanz der Kinos und schwächt selbst die Filme. Exklusivität bedeutet nicht Stillstand, sondern die erste Wahl einen Film über Jahre hinweg sichtbar zu machen.
Es braucht mehr Mut zu Originalität. Studios setzen weiter auf Spin-Offs, Sequels und Prequels, zwar mit großem Marketingaufwand, aber geringem Innovationswert. Das Kino lebt jedoch von Überraschung, von der Wucht neuer Perspektiven. Das Publikum ist dafür bereit, wir sehen es regelmäßig. Aber es braucht Stoffe, die das Kino als den besten Erlebnisort ernst nehmen. Kino ist die Königsdisziplin!

Immer häufiger erleben wir Vorgaben, die unsere Programmhoheit einschränken: etwa die Forderungen, einen Film ausschließlich in 3D zu spielen, und wenn unser Publikum nach 2D verlangt, so müssen wir einen zweiten Saal zur Verfügung stellen. Oder Bedingungen, nach denen mindestens zwei, drei oder gar alle verfügbaren Vorstellungen für einen Film freigehalten werden sollen, so als wollten wir dem Film schaden, wenn wir weniger Vorstellungen anböten. Andere Filme werden aus dem Programm verdrängt, nehmen uns die Möglichkeit zur Mischung, die das Publikum sucht.

Kino bedeutet Auswahl und Entdeckung. Kinos brauchen das Vertrauen, selbst entscheiden zu können, welche Fassung, welche Platzierung, welches Maß für ihr Haus richtig ist. Wir wünschen uns Verleiher:innen, die nicht nur ihre Titel durchsetzen wollen, sondern an der Gesamtentwicklung des Markts interessiert sind – mit Weitblick, mit Augenhöhe und mit echtem Interesse daran, dass Kino weiterhin ein relevanter Ort bleibt.
Nur gemeinsam schaffen wir es, dass dieser Herbst nicht von Kompromissen geprägt ist – sondern von Aufbrüchen.


Mustafa El Messaoudi: "Kino ist die Königsdisziplin"