Blickpunkt:Film

Kino

Martina Plura inszeniert die Neuauflage des Überraschungshits aus 2001 auch in digitalen Zeiten mit jeder Menge Sex und Drama.

Als 2001 der originale „[Mädchen Mädchen](/movie/maedchen-maedchen_9)“ in die Kinos kam, sprach gefühlt das ganze Land über die Szene des Films. Die Rede ist natürlich vom berüchtigten Orgasmus auf dem Fahrradsattel. Diana Amft aka Inken performte den öffentlichen Höhepunkt damals so überzeugend, dass die Teenie-Komödie über ihre heiße Schlüsselszene hinaus zum kulturellen Phänomen avancierte, zum Überraschungshit und trotz oder vielleicht auch wegen all der Unkenrufe pikierter Kritiker, zum talk of the town. 
Lang ist’s her. 2001 – das waren noch die guten alten analogen Zeiten. Im Zeitalter von Socials und digitaler Zerstreuung hat es das deutsche Kino gerade – das zeigt das ernüchternde Boxoffice der ersten Jahreshälfte – besonders schwer. Ein viraler Hit täte der hiesigen Branche gut, wäre nachgerade überfällig. Höchste Zeit also den erfolgreichen wie vertrauten „Mädchen Mädchen“-Stoff wiederzubeleben. 

Die Zutaten, mit denen die [Constantin](/company/constantin-film-verleih) den Buzz von einst ins Kinojahr 2025 bringen will, lauten auch im Falle des Remakes: jede Menge Sex und Drama. Ins Werk setzt die 2025er Version der Mädchen Regisseurin [Martina Plura](/person/martina-plura), mitsamt Schwester Monika Plura an der Kamera. In den Hauptrollen sind Kya-Celina Barucki, Julia Novohradsky und Nhung Hong als beste Freundinnen Inken, Vicky und Lena zu sehen. Die drei 17-Jährigen eint der Wunsch, endlich einen Orgasmus zu erleben. Auf einen „Hot girl summer“ schwören die drei sich ein. Natürlich stehen dem Vorhaben Hindernisse im Weg, verkörpert unter anderem von der allzu perfekten Widersacherin Cheyenne (Zoë Pastelle Holthuizen). 

Tote Hose herrscht bei Protagonistin Inken zwar nicht, der Sex mit ihrem Boyfriend (Jason Klare) ist aber im Hinblick auf das eingangs erwähnte Vorhaben nicht zielführend. Überhaupt scheinen die Jungs in „Mädchen Mädchen“ sehr selbstbezogen und mehr an eigenen Körperidealen und Social Media interessiert als an ihren potenziellen Partnerinnen. Tiefgründiger scheint da Inkens Jugendfreund Flin (Yoran Leicher) zu sein, doch kann er mehr sein als nur ein Schwarm? Inken, Vicky und Lena hält all das jedenfalls nicht davon ab, ihre Sex Education in eigene Hände zu nehmen. 

Die gemeinsame Produktion der Constantin und der [Epo Film](/company/epo-film-produktionsgesmbh) (von den Produzentinnen Marina Schiller und Viola Jäger) verpasst der Vorlage aus dem Jahr 2001 ein zeitgemäßes Update und setzt auch gegenwärtige soziale Probleme wie digitales Mobbing und Performance-Druck auf die thematische Agenda. Als Zielpublikum haben die Macherinnen natürlich das nostalgisch gestimmte Publikum von einst im Blick, vor allem aber Teens und junge Erwachsene, die dem Kino als Zuschauergruppe im Moment besonders häufig zu fehlen scheinen. 

Unverklemmt, schwungvoll und charmant wäre „Mädchen Mädchen“, was das filmische Rezept angeht, eigentlich zielgruppengerechtes Hitmaterial. Über 90 Minuten hinweg unterhält die Teeny-Comedy köstlich. Ob die Wiederauflage der notorischen Fahrradsattelszene aber auch dopaminverwöhnte Userinnen und User des Jahres 2025 in die Kinos zieht? Nun, wir werden es sehen. 2001, das war natürlich auch das Jahr des kategoriensprengenden Erfolges von „Der Schuh des Manitu“. Dessen Fortsetzung „Das Kanu des Manitu“ steht uns im Herbst ins Haus. Die Kino-Konstellation für eine magische Neuauflage stimmt also schon mal. 

Chris Schinke

REVIEW KINO: „Mädchen Mädchen“