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Kino

Verlag der Autoren will Development ausbauen

Seit gut 30 Jahren vertritt der Verlag der Autoren Drehbuchautoren gegenüber Sendern und Produzenten. Zunehmend als Agentur gefordert, will er künftig die Stoffentwicklung verstärken. Ein neues Urheberrecht sieht der Verlag als große Chance für die Stärkung von Drehbuchautoren.

Gesa Ehmsen29.06.2000 22:00

Unter dem Dach des Verlags der Autoren sind die drei Bereiche Theaterverlag, Buchverlag und Drehbuch-Agentur vereint. Die Geschäftsführung teilen sich Marion Victor für die Theater- und Ingo Fließ für die Filmabteilung. In der 68er-Zeit als "sozialistisch organisierter Verlag" entstanden, halten gemäß seines Mottos "Der Verlag der Autoren gehört den Autoren des Verlages" 51 Prozent der Anteile die Autoren und die zwölf Angestellten. Die Finanzierung beruht allein auf den Vertragsprovisionen. Wurde der Verlag in den siebtziger Jahren mit Namen wie Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Helma Sanders-Brahms zur Heimat des neuen deutschen Films, gehören ihm heute rund 250 Mitglieder an. Rund 70 Autoren verzeichnet der aktuelle Drehbuchkatalog, neben vielen jungen wie Eleni Ampelakiotou und Titus Selge auch prominente wie Rolf Silber und Ruth Toma ("Gloomy Sunday"). Die Aufgaben des Verlags haben sich in den letzten fünf Jahren stark verändert, berichtet Ingo Fließ. Hätte es früher oft langfristige Bindungen zwischen Produzent und Autor gegeben, sei heute mehr Agenturarbeit nötig. "Die Fluktuation in den Sendern ist groß, und es gibt eine starke Konkurrenz." Vertragsverhandlungen, die der Verlag für die Autoren führt, seien heute viel langwieriger, zudem werde das Prinzip, den Stoff eines Autors zur Produkti- on anzubieten, zunehmend umgedreht: "Redaktionen rufen uns mit einer Idee an, und wir suchen den passenden Autor." Eine Entwicklung, die Fließ kritisch betrachtet, weil damit die Chancen, originäre Stoffe zu entwickeln, schwinden. Den Spielraum zu erhöhen und Autoren "eine Heimat zu bieten", sieht er als wichtige Aufgabe an und verweist nicht ohne Stolz auf aktuelle Projekte von Verlags-Autoren. So schrieben Stefan Dähnert und Anne Wild das zweite Projekt der Columbia-TriStar-Filmproduktion, "Was tun, wenn's brennt", Lichtblick und Mr. Brown produzieren "Nach der Zeit" von Ruth Toma und Lars Büchel (auch Regie), der SWR verfilmt gerade Peter Steinbachs Nazi-Verwechslungskomödie "Goebbels und Geduldig" und koproduziert das neue Edgar-Reitz-Epos "Heimat 2000". Als Mitglied im Bühnenverleger-Verband gehört auch die Lobbyarbeit für Autorenstandards, etwa in der Medienkommission, zur Arbeit des Verlags der Autoren. Bei zwei Symposien mit dem Bundesjustizministerium (BMJ) forderte man, Buy-Outs abzuschaffen und zeitliche und territoriale Rechtebegrenzungen sowie Nachverhandlungen im Erfolgsfall einzuführen. Die Initiative des BMJ sieht Fließ denn auch "mit Genugtuung".

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