Wann, wenn nicht jetzt!
Wenn sich in diesen Tagen alle Augen auf Cannes richten, wo im Wettbewerb und im Markt Filmkunst und -kommerz einträchtig im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen, dann richten sie sich auch auf ein Land, das die Künste und seine Künstler liebt. Das gilt auch für seine Politiker. Wie schön wäre es, wenn man das auch in Deutschland sagen könnte.
Wenn sich in diesen Tagen alle Augen auf Cannes richten, wo im Wettbewerb und im Markt Filmkunst und -kommerz einträchtig im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen, dann richten sie sich auch auf ein Land, das die Künste und seine Künstler liebt. Das gilt auch für seine Politiker. Wie schön wäre es, wenn man das auch in Deutschland sagen könnte. Denn wie in vielen Ländern - außer in Deutschland! - ist die französische Politik den Urhebern und Kreativen früh zu Hilfe geeilt, als ihre Rechte, ihre Kunst und ihre Existenz durch millionenfache illegale Nutzung im Netz bedroht wurde. Ein einfaches Gesetz, das Verbraucher mit gezielten Warnhinweisen auf die Nutzung illegaler Quellen hinweist, hat in Frankreich große Wirkung erzielt. Mitnichten hat es in die Freiheit des Einzelnen eingegriffen, sich im Netz uneingeschränkt zu informieren oder sich auszutauschen, sondern es hat klargestellt, dass geistiges Eigentum auch in der virtuellen Welt wirksamen Schutz finden muss. Die einfache schriftliche Verwarnung hat in Frankreich dazu geführt, dass sich viele Internetnutzer legalen Onlineportalen für Musik und Film zugewendet haben. In Deutschland lassen die Politiker die Urheber und Kreativen und ihre Verwertungspartner, ohne die diese ihre Werke nun einmal nicht zur ökonomischen Basis ihres Seins machen können, seit Jahren im Stich im Kampf gegen Webangebote, die auf so dreiste wie kriminelle Weise mit fremden Inhalten fettes Geld verdienen. Stattdessen zwingen sie die Verwertungsindustrie, kostspielige und kontraproduktive Abmahnverfahren anzustrengen, wo doch über einfache Warnhinweise die große Mehrheit gesetzestreuer Onlinenutzer auf legale Quellen verwiesen werden könnte. Von den Urhebern verlangen deutsche Politiker, für ihre Rechte lautstark selbst einzutreten und lassen sie erneut im Stich, wenn eine gut organisierte Speerspitze der Netzmafia sie beschimpft und einschüchtert, wie das in den letzten Tagen besonders krass den Unterzeichnern der Aktion "Wir sind die Urheber" ergangen ist. "Wir scheißen auf euer Urheberrecht", schallte es den mutigen Kreativen entgegen. Gleichzeitig wurden ihre privaten Adressen im Netz veröffentlicht. Den Slogan der kompromisslosesten Netzaktivisten, die glauben, das Netz sei ein einziger Selbstbedienungsladen, in dem man alles und jedes für "umme" bekommt, sollten sich weder Justizministerium noch Medienpolitiker zu eigen machen. Blickpunkt:Film bietet Urhebern seit Monaten eine Plattform für ihre berechtigten Interessen. Zusammen mit unserer Schwesterzeitschrift MusikWoche haben wir Urheber und Vertreter der Kreativwirtschaft gebeten, noch einmal die Stimme zu erheben. Das Ergebnis finden Deutschlands Medienpolitiker der aktuellen Ausgabe von Blickpunkt:Film auf 16 Seiten, und, falls sie nicht Abonnent sind, völlig gratis in ihrer Hauspost, damit sie endlich ihren Mut zusammennehmen und Grundrechten auch in der virtuellen Welt zu ihrer Durchsetzung verhelfen. Wann, wenn nicht jetzt? - Wenn in Cannes die Welt die siebte Kunst feiert!