Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Welche Vorteile hat es, in einen weltweit agierenden Unterhaltungsproduzenten eingebunden zu sein?

Werner Schwaderlapp: Die Vorteile sind für unsere Mitarbeiter im täglichen Geschäft deutlich spürbar: Es fängt an bei dem Endemol Intranet, in dem Neuigkeiten aus der internationalen TV-Welt bis hin zu Videostreams ausländischer Formate tagesaktuell aufgegriffen werden. Weiterhin gibt es auf allen Ebenen einen regen Austausch von kreativen Ideen und neuen Ansätzen zur Produktionspraxis. Das geht von den großen Kreativmeetings, an denen Mitarbeiter aus allen Endemol-Ländern zwischen Australien und den USA teilnehmen, bis hin zum schnellen Anruf beim Kollegen
in einem anderen Land, wenn
es Fragen zu einem Format gibt. Und natürlich profitieren wir von dem internationalen Format-Pool von Endemol, aus dem wir den Sendern zusätzlich zu unseren eigenen Entwicklungen für sie passende Angebote machen können.


BF: Wie funktioniert die internationale Zusammenarbeit in der "Ideen-Schmiede" Endemol?

WS: Einzelne Elemente der Zusammenarbeit, wie z.B. das Intranet und der Kreativaustausch, sind in der Organisation verankert. Ein Großteil unserer internationalen Zusammenarbeit findet jedoch informell in den Beziehungsgeflechten statt, die sich innerhalb der Firma gebildet haben. Es herrscht eine große Offenheit und jeder Mitarbeiter
ist interessiert an Informationsaustausch und bereit, andere Endemol-Firmen zu unterstützen.


BF: Welches sind die kommenden Programm-Trends?

WS: Ich stimme mit Günther Jauch in der Einschätzung überein, dass sich "Wer wird Millionär?" zum Klassiker entwickelt. Mit jedem Nachahmer-Format, das vom Sender genommen wird, erhöht sich die Lebensdauer des Originals. Endemol Deutschland arbeitet intensiv an Formatideen für das Nachmittagsprogramm, die die Nachfolge der Courtshows antreten können. Denn dieses Genre wird meiner Meinung nach momentan überreizt. Am Abend setzen wir auf soziales "Emotainment", z.B. mit dem Projekt "Stadt der Träume", und auf kleine unterhaltsame Light-Entertainment-Formate.


BF: Gibt es Beispiele für internationale Erfolgsformate, die niemals auf dem deutschen Markt funktionieren würden?

WS: Die Geschmacksentwicklungen des Publikums verlaufen in Zyklen, und diese Zyklen sind nicht immer zwischen allen Fernsehländern synchron. Aber ein Format, das in allen anderen Ländern der Welt erfolgreich ist, wird seinen Weg auch in Deutschland finden.


BF: Welches sind "typisch deutsche" Eigenschaften für Unterhaltungsformate?

WS: Da gibt es für mich keine generellen Merkmale.


BF: Welche Perspektiven sehen Sie für das Reality-Genre?

WS: Wie jedes Genre, ob Quiz, die große Samstagabendshow, Gameshows oder Drama, wird Reality einen Platz in der Programmplanung der Sender haben. Nach dem großen Boom erleben wir momentan eine Abschwungphase. Für neue Formate mit neuen, interessanten Blickwinkeln auf die Realität besteht aber schon jetzt wieder und auch weiterhin Bedarf.


BF: Welches sind die Highlights von Endemol Deutschland im kommenden Programmjahr?

WS: Neben den lang laufenden Formaten wie "Wer wird Millionär?" und "Die Millionenshow" (ORF), "Nur die Liebe zählt" und "Die Wache" gehen wir bei RTL mit der Sitcom "[Unter Brüdern](/movie/unter-bruedern)" an den Start. Wir produzieren außerdem TV-Movies für Sat 1 und Pro Sieben und drehen gerade in Bayern und Südtirol für den ORF und den BR "[Annas Heimkehr](/movie/annas-heimkehr)" mit [Veronica Ferres](/person/veronica-ferres) und [Herbert Knaup](/person/herbert-knaup), Regie führt [Xaver Schwarzenberger](/person/xaver-schwarzenberger). Im Entertainment setzen wir auf "Stadt der Träume" und arbeiten außerdem an großen und kleinen Show- und Eventformaten.

Werner Schwaderlapp zu den Plänen von Endemol: Neues "Emotainment" und Langlauf-Formate