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Kino

Xaver Schwarzenberger: Ehrenkameramann 2004

"Als Ehrenkameramann ausgezeichnet zu werden bedeutet, dass man wohl zur deutschen Filmgeschichte gehört und das freut mich sehr." So reagierte Xaver Schwarzenberger, als er erfuhr, dass er nach drei Deutschen Kamerapreisen nun die Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält.

mb16.06.2004 15:02
Xaver Schwarzenberger
Xaver Schwarzenberger

Xaver Schwarzenberger ist eine Größe im deutschsprachigen Film und Fernsehen. Die von ihm fotografierten, teils auch inszenierten Filme erhielten Goldene und Silberne Bären, eine Oscar-Nominierung und drei Adolf-Grimme-Preise. Als Kameramann drehte er bisher fast 60 Filme, bei zwei Drittel da-von führte er auch Regie. Die Drehbücher zu vielen seiner Inszenierungen stammen von Ehefrau Ulrike Schwarzenberger. Das Kreativduo hat mit dem ORF seit 1995 einen Vertrag über durchschnittlich zwei Filme jährlich. Die Arbeit des heute 58-Jährigen prägte gleich mehrere Epochen des deutschen Films mit. Als Kameramann von Rainer Werner Fassbinder erregte er im Autorenkino der späten siebziger und frühen achtziger Jahre Aufsehen: "Mein erster Kinofilm mit Fassbinder war 1980,Lili Marleen'. Zuvor drehten wir fürs Fernsehen,Berlin Alexanderplatz'. Fassbinder und Ballhaus hatten sich gerade voneinander getrennt. Er muss wohl etwas von mir gesehen haben; ich erhielt einen Anruf und bekam die Chance, mit ihm zu arbeiten. Er starb schon zwei Jahre später, aber wir haben in der kurzen Zeit noch weitere drei Filme gedreht:,Lola',,Die Sehnsucht der Veronika Voss' und,Querelle'." Auch in der Komödienwelle ab Mitte der achtziger Jahre findet sich Schwarzenbergers Handschrift. Er arbeitete mit Otto Waalkes und fotografierte für Loriot den Publikumserfolg "Ödipussi". Seine letzte reine Kameraarbeit war "Schtonk!" (1992), der mit einer Oscar-Nominierung geadelt wurde. Der gelernte Reprofotograf ließ sich als 16-Jähriger von den Filmen Michelangelo Antonionis und Ingmar Bergmans inspirieren. Er volontierte bei Walter Kindler in Wien und arbeitete zunächst als dessen Assistent. Bei einem Aufenthalt in London lernte er, indirektes Licht zu setzen, und war bald nach seiner Rückkehr ein begehrter Kameramann. Zu seiner Doppelfunktion als Regisseur und Kameramann erklärt Schwarzenberger: "Fotografie ist Regie, man erzählt schließlich über die Bilder." Als Regisseur debütierte er im Herbst 1982 mit "Der stille Ozean", ein viel beachteter Schwarzweißfilm, der unter anderem einen Silbernen Bären erhielt. Schwarzenberger, der ausschließlich auf 35-Millimeter-Material dreht, wollte immer "das Kino ins Fernsehen tragen und für das Fernsehen wie für das Kino arbeiten". Die Ehrung ist ein Zeichen dafür, dass ihm dies offenbar gelungen ist.

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