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Kino

Blickpunkt:Film: Wie sind Sie und "Eine Liebe in Afrika" zusammengekommen?

Xaver Schwarzenberger: Ich bin ganz kurzfristig dazu gekommen. Ein Regisseur ist ausgefallen, Gabriela Sperl hat mich angerufen und ich wollte mich auf ein Abenteuer einlassen. Zwischen meiner Entscheidung für das Projekt und dem Drehbeginn lag ungefähr ein Monat.

BF: Hatten Sie innerhalb Ihrer Arbeit oder privat bereits mit Afrika zu tun?

XS: Absolut nicht. Meine Erfahrungen beschränken sich auf ein wenig Marokko und Ägypten.

BF: Es ist von einer zweijährigen Recherchearbeit für das Projekt die Rede. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

XS: Es gab diverse Reisen von Drehbuchautorin Gabriela Sperl. Sie hat an Ort und Stelle recherchiert.

BF: Wie sind Sie selbst in die Materie eingetaucht?

XS: Ich bin selbst für eine Woche nach Südafrika gereist, um noch einige Motive abzuklären und die bereits vorgegebenen zu besichtigen. Bei der Ankunft habe ich dann schon eine Art Kulturschock erlebt. Es war alles anders, als man es sich vorstellt. Letztlich war es mir ganz recht, dass die Hälfte der Motive bereits feststand, denn ich bin kein leidenschaftlicher Vorbereiter. Ich springe lieber ins kalte Wasser und lasse mich treiben.

BF: Wie war es, direkt in den Townships zu drehen?

XS: Wir hatten zuerst ein wenig Angst, es war ja total fremd und neu für uns. Es hat aber wunderbar funktioniert, mit viel gegenseitigem Respekt. Nachts sollte man trotzdem nicht hingehen.

BF: Wie lassen sich eine große, emotionale Liebesgeschichte als Vordergrund und die Thematisierung der gesellschaftlichen und sozialen Probleme (Süd-)Afrikas im Rahmen eines Films in Einklang bringen?

XS: Da der Film für ein eher großes Publikum gedacht ist, muss man jede politische oder kritische Botschaft in ein zugängliches Genre verpacken. Sonst wird es abgelehnt. Man muss dabei aufpassen, nicht in Sentimentalitäten abzugleiten. Andererseits darf der Film nicht zu schulmeisterlich sein, übrigens ein typisches Problem des deutschen Autorenfilms. Sonst fühlen sich die Leute bevormundet.

BF: Hätten Sie sich gern dem einen oder anderen Thema noch radikaler gewidmet?

XS: Ich hätte noch gern die eine oder andere Geschichte erzählt, wenn der Film etwa für [Arte](/company/arte-deutschland) entstanden wäre. Doch die Frage stellt sich nicht. Für die Auftraggeber ist die große Liebesgeschichte das Wichtigste. Ich habe versucht, sie weitestgehend unsentimental zu erzählen.

BF: Steigert das Wissen, mit fünf Mio. Euro Budget einen der teuersten ARD-Filme zu realisieren, den Druck, etwas Besonderes abzuliefern?

XS: Man versucht immer sein Bestes - egal wie hoch die Produktionskosten sind. Außerdem habe ich schon einige sehr teure Filme gemacht.

Kritische Botschaft in zugänglichem Genre

BF: Wie stark waren Sie in die Rollenbesetzung involviert?

XS: [Heiner Lauterbach](/person/heiner-lauterbach) war bereits fixiert. Alle anderen Besetzungen sind in gemeinsamen Diskussionen entstanden. Ich habe mich besonders für Julia Stemberger stark gemacht, damit auch einmal ein anderes Gesicht zu sehen ist. Ursprünglich wollte man ihre Rolle jünger besetzt sehen, aber ich konnte mich schließlich durchsetzen. Mit Heiner Lauterbach habe ich zum ersten Mal gearbeitet. Durch seine Askese hat er hervorragend in die Rolle des Gestlichen gepasst.

BF: Vereinfacht eine so vielköpfige hochkarätige Besetzung die Arbeit des Regisseurs oder ist er dadurch in besonderem Maße gefordert?

XS: Einerseits ist eine hochkarätige Besetzung sehr hilfreich, andererseits muss man auf Rivalitäten aufpassen.

BF: Welche Projekte stehen für Sie als Nächstes an?

XS: Ich stelle gerade "[Annas Heimkehr](/movie/annas-heimkehr)" fertig. Der Film mit [Veronica Ferres](/person/veronica-ferres) erzählt die Geschichte eines bayerischen Dienstmädchens, das ein jüdisches Kind über den Krieg rettet. Ab April drehe ich eine Komödie für ORF und BR mit Marianne Mendt, [Gisela Schneeberger](/person/gisela-schneeberger) und [Erwin Steinhauer](/person/erwin-steinhauer). Das Drehbuch stammt von meiner Frau [Ulrike](/person/ulrike-schwarzenberger), produziert wird von [Thalia-Film](/company/thalia-film).

Xaver Schwarzenberger über "Eine Liebe in Afrika"