Zivilcourage gefragt
Sven Regener hat sein Fett schon weg. Michael Verhoeven hat auch einen vor den Koffer bekommen. Kurz vor Ostern waren dann 51 Drehbuchautoren dran, weil sie sich nicht um ihr geistiges Eigentum bringen lassen wollen. Es gehört für Künstler und Kreative persönlicher Mut dazu, um für die eigenen Rechte einzutreten. Und es gibt guten Grund, es trotzdem zu tun.
Sven Regener hat sein Fett schon weg. Michael Verhoeven hat auch einen vor den Koffer bekommen. Kurz vor Ostern waren dann 51 Drehbuchautoren dran, weil sie sich nicht um ihr geistiges Eigentum bringen lassen wollen. Es gehört für Künstler und Kreative persönlicher Mut dazu, um für die eigenen Rechte einzutreten. Und es gibt guten Grund, es trotzdem zu tun. Sven Regener war nur spontan der Kragen geplatzt, als er im Bayerischen Rundfunk zum Urheberrecht im Internet befragt wurde. Die fünf Minuten, die ihm danach das Herz überquoll, weil die meinungsführenden Beckedahls und Niggemeiers dieser Welt in ihren schlauen Blogs längst beschlossen haben, dass Urheber- oder Leistungsschutzrechte im Internet gegen das Gemeinwohl verstoßen und jeder, der sich nicht klaglos enteignen lässt, und berauscht von der grenzenlosen Freiheit der neuen Netzgesellschaft den kostenfreien und sofortigen Zugang zu seiner Musik, seinen Filmen oder seinen Games duldet, uncool, von vorgestern und ein Schädling ist, sind Medienlegende. Zum Thema sagen mag er trotzdem nichts mehr. Michael Verhoeven hatte in einem kleinen Beitrag für das Wochenmagazin "Focus" Parallelen zur realen Welt gezogen, in der für Waren aller Art auch bezahlt werden muss, und durfte sich dafür ordentlich abniggemeiern lassen. Die tapferen "Tatort"-Autoren überraschte, kaum dass "Spiegel Online" ihre Erklärung als Beschimpfung der Netzgemeinde qualifiziert hatte, ein gewaltiger "Shitstorm", wie Mobbing und üble Nachrede auf Online-Neudeutsch heißen, der schon fast befürchten ließ, dass "Tatort" in Zukunft ohne Netzaktivisten in der Zuschauerreichweite auskommen muss. Bleibt vor den Sendungen halt nur die schweigende Mehrheit sitzen, die sich nicht aufgeregt in Twitterstürmen entleert, sondern als billig und gerecht denkende Bundesbürger sehr wohl mit den Anliegen der Kreativwirtschaft sympathisieren würden, würde sie ihnen die breite Presse redlicher nahebringen. Denn das Urheberrecht und seine adäquate Durchsetzung auch im digitalen Zeitalter ist kein "Profitschutzrecht" für die "Contentmafia", wie viele Blogger und Onlinejournalisten glauben, es bleibt eine demokratische Errungenschaft. Es zeichnet eine freie und gerechte Gesellschaft aus, wenn ihre Kreativen von ihren Ideen und ihrer Arbeit leben können. Massenhafter illegaler Download auf von Kriminellen betriebenen "Schurkenseiten" bedroht diese Errungenschaft. Und auch wenn sich Politiker aller Couleur von Netzaktivisten und den Lobbyschranzen der Internetwirtschaft schon fast um allen Mut und Verstand haben reden lassen - es geht nicht darum, den freien Zugang zu Information oder die Teilhabe an der Kultur zu beeinträchtigen, es geht darum, dass auch in der digitalen Welt Recht und Gesetz aus der realen Welt gelten müssen, weil darauf unsere reale Gesellschaft beruht. Sich mutig dafür einzusetzen, ist ein hehres Ziel gerade für die bedrohte Spezies der Kreativen. Zivilcourage beim Schutz des geistigen Eigentums ist jetzt gefragt!