Blickpunkt:Film

Produktion

Über die vergangenen Feiertage avancierte die Actionkomödie „[The Family Plan](/movie/the-family-plan)“ mit [Mark Wahlberg](/person/mark-wahlberg) und [Michelle Monaghan](/person/michelle-monaghan) in den Hauptrollen zur vorerst erfolgreichsten eigenen Filmproduktion auf Apple TV+. Wir sprachen mit Regisseur [Simon Cellan Jones](/person/simon-cellan-jones) darüber, was den Stoff besonders macht.

**Mit „The Family Plan“ legen Sie Ihre erste Spielfilmarbeit seit 20 Jahren vor. Dabei ist es nicht so, als ob Sie keine Arbeit gehabt hätten, zuletzt bei den Serien „Diplomatische Beziehungen“, „See“ und „Ballers“. Was ist der Grund für Ihre Rückkehr zum abendfüllenden Format?**

SIMON CELLAN JONES: Da gibt es keine größere Strategie dahinter. Sie wissen ja, wie es ist: Das Leben kommt den besten Plänen in den Weg. Und wie Sie selbst schon gesagt haben, gibt es keinen Grund für mich, mich über meine Karriere zu beschweren. Ich war immer beschäftigt, habe viel gearbeitet. Mit Mark Wahlberg hatte ich bereits ein paar Mal zu tun gehabt in seiner Eigenschaft als ausführender Produzent, also kannte ich ihn ein bisschen. Und ich muss außerdem sagen, dass wir direkt vor „The Family Plan“ bereits einen anderen Film miteinander gedreht haben, „Arthur the King“, der seit Anfang Januar in ausgewählten US-Kinos läuft. Das war eine schöne Arbeit, es ist ein feiner, kleiner Film geworden. Wir verstehen einander und kommen gut miteinander aus. 

**Also ein klassischer Fall dann von einem Drehbuch, das auf Ihrem Schreibtisch gelandet ist…**

SIMON CELLAN JONES: Genau so. Landete auf meinem Tisch, ich las es, mochte es, konnte mich da gut als Regisseur vorstellen. Eine deutlich größere Produktion als „Arthur the King“, sehr ambitioniert und aufwändig, aber einfach eine gute Sache. Das Drehbuch drückt all die richtigen Knöpfe, und die Hauptrolle ist wie gemacht für Mark. Da sagt man nicht nein. 

![Actionkomödie mit Schmiss: „The Family Plan“ (Foto: Apple)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/852a7f9e-9938-476c-a164-0793a3d7eab9.jpg)

**War die Arbeit dann nach all den Jahren spürbar anders, als wenn Sie eine Serie drehen?**

SIMON CELLAN JONES: Als Regisseur eines Films trägt man ein bisschen mehr Verantwortung, würde ich sagen. Wenn die Dinge gut laufen, haben dann alle Anteil am Erfolg. Wenn es nicht so gut läuft, war es meine Schuld. So geht das Spiel. Bei einer Serie steht man weniger in der Schusslinie als Regisseur, da laufen die Fäden beim Showrunner zusammen. Bei „The Family Plan“ habe ich sicherlich auch gemerkt, dass ich ein höheres Budget als jemals davor in meiner Laufbahn zur Verfügung hatte. Damit kauft man sich ein bisschen Zeit. Aber am Ende ist es doch immer eine Frage des Drehbuchs und ob man sich die richtigen Schauspieler vor die Kamera geholt hat und mit einer guten Crew arbeitet. Ein Fehler kostet bei einem Film vielleicht ein bisschen mehr, aber so oder so ist es ein Fehler. Während der ersten Woche des Drehs flatterten mir die Nerven ein bisschen. Aber dann lief es richtig gut. Und es machte Spaß. 

**Das sieht man dem fertigen Film an.**

SIMON CELLAN JONES: Es ist der Film, den wir machen wollten. Wir wollten etwas Beschwingtes machen, das das Publikum abholt. Wie sagt man so schön? Eine gute Zeit! Ich bin der Erste, der gesteht, dass wir nicht „Citizen Kane“ gemacht haben. Aber das war auch nie die Absicht. Und während ich jederzeit einräume, dass sich die Geschichte nicht um schwere Themen dreht, gefällt mir doch, dass es um eine Familie geht. Da werden auf entspannte und hoffentlich immer wieder auch spannende und aufregende Weise Dinge verhandelt, die jeder nachvollziehen kann. Es ist ein Film, der auch buchstäblich die ganze Familie anspricht. Wir alle kennen das, dass man irgendwie im Alltag feststeckt und sich dann gegenseitig auf die Nerven geht. So ist unsere Familie im Film am Anfang auch. Man vergisst, warum man sich eigentlich liebt. Und dann beginnt das Abenteuer, und alle werden aus ihrer Stasis aufgeweckt. Auf einmal nehmen sie einander wieder wahr, sind ehrlicher miteinander und wachsen wieder zusammen. Wie gesagt, damit heilt man vermutlich keinen Krebs, aber ein bisschen beschäftigt es einen schon. 

**Sie gönnen sich aber auch ein paar feine filmische Kabinettstückchen, beispielsweise wenn die Kamera einem Bösewicht bei einem Sturz vom Balkon mit einem Schwenk folgt und dann bei seinem Crash auf dem Boden im Hintergrund direkt auf dem Gesicht von [Ciarán Hinds](/person/ciaran-hinds) im Vordergrund landet.**

SIMON CELLAN JONES: Und alles ist echt. Der Sturz ist echt, 30 Meter. Wir haben lange getüftelt und wussten, dass wir es beim ersten Versuch hinbekommen mussten. Eine Wiederholung wäre richtig kompliziert gewesen. Aber es hat geklappt! So etwas gönnt man sich einfach. Wenn es nicht geklappt hätte, hätten wir den Shot anders aufgelöst. Viel entscheidender war es, die Tonalität hinzukriegen, das Ganze nicht zu ernst werden zu lassen, auch wenn es bisweilen um schwerere Dinge geht, die man auch ernster behandeln könnte. Es sollte immer eine beschwingte Actionkomödie sein mit dem einen oder anderen Moment, wo es auch mal kippen könnte. 

**Es ist ein sehr allamerikanischer Film geworden, gedreht von einem Briten. Denken Sie, dass Sie einen anderen Blick auf das Land und seine Leute haben als ein amerikanischer Filmemacher?**

SIMON CELLAN JONES: Ja, absolut. Aber lassen Sie mich sagen: Ich liebe Amerika! Ich weiß, es ist ein Land, das einem tierisch auf den Senkel gehen und wirklich hinlänglich Schattenseiten hat. Aber ich genieße das Land, freue mich jedes Mal, wenn ich dort arbeiten kann. Vor vielen Jahren habe ich mit meiner Tochter einen großen Abstecher durch den Südwesten des Landes unternommen, Monument Valley und all das. Und da wurde mir schon bewusst, dass ich den Blick eines Außenseiters habe, wenngleich es ein sehr liebevoller Blick ist. Ich bin mir sicher, dass sich das auch durch meinen Film zieht. Es ist beileibe keine versteckte Kritik, keine Entlarvung oder so was. Aber vielleicht ist es eine kleine Liebeserklärung eines Engländers an sein Lieblingsland. Damit kann ich mich anfreunden. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze. 


Simon Cellan Jones zu „The Family Plan”: „Eine gute Zeit“