Blickpunkt:Film

Produktion

Was als blutiges B-Movie begann, erblüht in „Kapitel 4“ des „John Wick“-Franchise als spektakulärer Action-Monolith, der Maßstäbe setzt. [Chad Stahelski](/person/chad-stahelski) ist mit seinem Star [Keanu Reeves](/person/keanu-reeves) der Architekt dieses Universums und erläutert seine ungewöhnliche Vision. Kinostarts ist am Donnerstag.

**Vor etwas mehr als drei Jahren unterhielten wie uns bei „John Wick Kapitel 3“ über Buster Keaton und Tarkowski. Worüber müssen wir nach „[John Wick: Kapitel 4](/movie/john-wick-kapitel-4)“ reden? John Woo und Chang Cheh? Walter Hill und Billy Friedkin? Leone und Melville?**

CHAD STAHELSKI: Jeden einzelnen von ihnen. Und noch viel mehr. Kurosawa, „Zatoichi“, Wong Kar-Wai, immer wieder, vor allem „Ashes of Time“, Zhang Yimou – „Hero“ und „House of Flying Daggers“. Leone ist offensichtlich, eine ganz tiefe Verbeugung. Friedkin – die Treppen wie „Der Exorzist“, die Verfolgungsjagd gegen den Verkehr aus „Leben und Sterben in L.A.“. Und ja, Walter Hill, ein echter Held von mir, der viel zu oft vergessen wird. Ich wollte einen Weg finden, Musik in den dritten Akt zu bringen. Als wir rund um den Eiffelturm nach Locations suchten, hörten wir im Radio einen Sender, der ganz in der Nähe operierte. Das erinnerte mich an „The Warriors“, wo die Flucht der Gang durch New York von einer schwarzen Radiomoderatorin mit der passenden Musik begleitet wird. „No Where to Run“. Das haben wir eins zu eins übernommen, weil es so gut passte.

**Und doch wirken die Referenzen in „Kapitel 4“ nie wie eine Hommage oder ein Zitat, sondern fast wie eine Art Urtext, direkt in die Textur des Films eingewoben.**

CHAD STAHELSKI: Keanu hatte dafür einen Ausdruck: Meta-Myth. Wir wollten meta sein. Die „John Wick“-Filme spielen in einer eigenen Welt – ein Mythos, den wir uns ausgedacht und umgesetzt haben, der seinen eigenen Gesetzen und Regeln folgt. „Kapitel 4“ ist für mich ein logischer und konsequenter Schritt, eine Fortsetzung und Weiterführung im Wortsinn, die noch weiter eintaucht in diesen Kaninchenbau, den wir geschaffen haben. Es ist unsere Welt, aber sie speist sich aus zahllosen Einflüssen, Referenzen und Ideen, die uns wichtig sind. Wenn man mag, kann man es Inspiration nennen. Die Wahrheit ist, dass wir einfach Fans sind. Wie kann man nicht von den Dingen beeinflusst sein, die man liebt? Das Wuxia-Kino, Sam Raimis Filme, Tarantinos „Kill Bill“, Western. Das Duell. Der Sinn für Etikette, Zeremonie und Ritual, von dem viele dieser wunderbaren Filme geprägt sind. Jetzt die Gelegenheit zu erhalten, der Welt zu zeigen, wie wunderbar man diese Arbeiten findet, ist das Größte. 

**Nicht, dass die ersten drei Teile – vor allem „Kapitel 3“ – von schlechten Eltern gewesen wären, aber dieser Film markiert einen riesigen Schritt nach vorn, besonders für Sie als Filmemacher. War das die Ambition?**

CHAD STAHELSKI: Ich weiß nicht, ob man so etwas planen kann. Es gab keine Straßenkarte dafür, der wir vom ersten Teil an gefolgt wären. Nach jedem neuen „John Wick“-Film haben wir uns die Zeit genommen, kurz innezuhalten, zu reflektieren, was wir gemacht hatten, was uns gelungen war. Mit jedem Artikel, den Sie schreiben, werden Sie ein kleines bisschen besser, richtig? Bei „John Wick“ waren wir glücklich wie kleine Kinder, dass man uns überhaupt die Gelegenheit gegeben hatte, einen Film zu machen. Beim zweiten Film konnten wir nicht glauben, dass der erste Film von so vielen Menschen gemocht wurde, dass man uns die Gelegenheit gab, die Geschichte weiterzuerzählen. Beim dritten Film fühlten wir uns das erste Mal sicher, da breiteten wir unsere Flügel aus, ließen unsere Muskeln spielen. Und diesmal war die Zeit reif, auf einer größeren Leinwand zu malen, ein bisschen erwachsener zu sein. Wir haben alle unsere Energie darauf verwandt, einen besseren Film zu machen. Bessere Geschichte, bessere Figurenzeichnung, bessere technische Umsetzung. „John Wick Kapitel 4“ war eine prima Gelegenheit, nicht nur die Welt des Films zu vergrößern, sondern auch unser Können zu steigern. Wir hatten genug Erfahrung gesammelt, die Gewissheit zu haben, dass es uns gelingen könnte.

![Der Star und sein Regisseur präsentieren "John Wick: Kapitel 4" in Berlin (Foto: Leonine)...

Chad Stahelski zu „John Wick: Kapitel 4“: „Wachsen, lernen, besser werden“