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Matthias Glasners großer, sehr persönlicher Wurf, ein Familienepos, besitzt überraschend viel Humor.

Neben "In Liebe, Eure Hilde" war Matthias Glasners kaleidoskopisches Familiendrama "[Sterben](/movie/sterben)" der zweite rein deutsche Wettbewerbsbeitrag in der Berlinale-Konkurrenz. Er gewann einen Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. Es ist Glasners großer, epischer, sehr persönlicher Wurf über die Dinge des Lebens, die wirklich zählen. Der Filmtitel "Sterben" verlangt einem eine gewisse Ehrfurcht ab, weil man nach eher grimmigen Filmen wie "Gnade" erwartete, in Glasners neuem Werk in drei Stunden emotional platt gewalzt zu werden. Dann ist es trotz der Tatsache, dass es hier um den Verlust der prägendsten Menschen geht, teils heiter, leicht und vor allem mit großartigen Schauspielern und unwiderstehlichem Verve erzählt.

Lars Eidinger spielt Dirigent Tom Lunies, der in Berlin gerade an seinem Durchbruch arbeitet. Glasners Alter Ego fallen dann aber ziemlich gleichzeitig zwei Ereignisse in das Leben, die alles durcheinander werfen: Er wird Vater eines Babys, das nicht das seine ist. Und sein an Parkinson leidender Vater stirbt. Glasner, der hier sichtlich als Vorbild für Eidingers Figur steht, erzählt die Geschichte in mehreren Kapiteln, die jeweils den Fokus auf ein anderes Familienmitglied legen, weil der Filmemacher auf eine gewisse Weise natürlich auch immer alle Figuren gleichzeitig ist.

"Sterben" beginnt mit der Perspektive von Toms Mutter Lissy Lunies, unfassbar gut und intensiv gespielt von Corinna Harfouch, die neben ihren schon eigenen körperlichen Gebrechen vor allem mit ihrem senilen Mann Gerd (Hans-Uwe Bauer) völlig überfordert ist. Das Kapitel gehört mit zum stärksten Teil des Films: Wie genau diese alten Menschen beobachtet, geschrieben und gespielt sind, in der Art und Weise, wie sie sich bewegen, reden und verhalten. Einerseits schont Glasner hier das Publikum nicht, weil das Alter in dieser Phase des Lebens einfach auch schlicht ultrahart sein kann. Andererseits bewahrt er den Humor und die Skurilität mancher Szenerie, zum Beispiel wenn die Mutter, die nicht mehr gut sieht, mit dem Auto vom Supermarkt-Parkplatz losfährt und sich von ihrem eigentlich nicht mehr zurechnungsfähigen Mann leiten lässt.

Dann überlappen sich die Biografien, weil Glasner dieselben Momente aus der Perspektive von Eidingers Tom-Figur zeigt, womit "Sterben2 eine emotionale Dreidimensionalität bekommt. Und dann gibt es noch Toms Schwester Ellen (groß: Lilith Stangenberg)...

REVIEW KINO: „Sterben" von Matthias Glasner