Blickpunkt:Film

Vier Jahrzehnte sind vergangen, seit [Michael Souvignier](/person/michael-souvignier) mit einem fotografischen Blick und filmischer Neugier die Firma Zeitsprung ins Leben rief. Vierzig Jahre, die nicht nur deutsche Film- und TV-Geschichte mitgeschrieben, sondern sie vielfach neu gedacht, gebrochen, wieder zusammengesetzt haben. 

Heute steht [Zeitsprung Pictures](/company/zeitsprung-pictures) als das, was man eine erzählerische Institution nennen darf: eine Werkstatt für Relevanz, eine Produktionsfamilie, die sich selbst nie genug ist und konstant neugierig bleibt. Trüffelschweine auf der Suche haben sie sich mal genannt. Der rote Faden? Geschichten, die etwas wollen. Geschichten, die aufrütteln, erinnern, erhellen. "Contergan", "Das Wunder von Lengede", ["Lieber Thomas"](/movie/lieber-thomas), "Ich bin Dagobert" oder "Cranko": Projekte beginnen nie mit Format oder Zielgruppe, sondern mit der Frage: Was muss erzählt werden? Und wie kann es so erzählt werden, dass es nachhallt? 

"Contergan" ist dabei nicht nur ein Meilenstein, sondern ein Werk, das gesellschaftlich verändert hat. Gegen massiven Widerstand kämpfte Zeitsprung vor dem Bundesverfassungsgericht um den Film. Die Aufmerksamkeit öffnete den Weg für die Auseinandersetzung mit dem Skandal und ermöglichte angemessenere Renten für die Geschädigten. Es zeigt, wie engagiertes Produzieren konkret etwas bewirken kann. [Michael Souvignier](/person/michael-souvignier) und [Till Derenbach](/person/till-derenbach) bilden heute das Produzenten-Duo, das die Firma trägt. Was sie verbindet, ist nicht nur Tempo, Entscheidungsfreude und eine bemerkenswerte Resilienz, sondern ein geteiltes Verständnis davon, was es heißt, künstlerisch wie wirtschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Die Krise von 2011? Ein Tiefpunkt, ja. Und der Beginn eines neuen Kapitels. Der Verlust von Mitgründerin [Ica Souvignier](/person/ica-souvignier)? Schmerzhaft und nie spurlos. Ihre Energie, ihr Blick für Trends und Talente wirkt bis heute in der DNA nach. Zeitsprung war nie Dampfer, sondern immer Schnellboot. Flexibel, wendig, wagemutig. Die Filmografie liest sich wie ein Parforceritt durch Genres und Jahrzehnte, von High-End-Serie zu Kinofilm. Ob ["Kleo"](/tvshow/kleo), ["Der Medicus 2"](/movie/medicus-ii), oder ["Führer und Verführer"](/movie/fuehrer-und-verfuehrer): Immer geht es um die Verbindung von emotionalem Kern und kulturellem Mehrwert. 

Es ist diese Haltung, die Zeitsprung Pictures im Jubiläumsjahr zu einem Leuchtturm macht. Zeitsprung brilliert mit Premieren, wagt sich mit internationalen Koproduktionen in neue Dimensionen und gibt dem Nachwuchs, etwa mit Euphorie, Schlüsselpositionen. 

Man muss das nicht überhöhen. Feiern darf man es schon: 40 Jahre [Zeitsprung Pictures](/company/zeitsprung-pictures) sind ein Argument für Haltung in einer Branche, die sich zu oft im Kurzfristigen verliert. Souvignier und Derenbach beweisen, dass Qualität, Neugier und unternehmerischer Mut funktionieren. Wer riskiert, schreibt Geschichte. Vielleicht ist das die wahre Kunst des Zeitsprungs: nicht stehenzubleiben, sondern immer wieder neu zu springen. 


SUSANNE VON KESSEL-DOELLE 
Chefredakteurin

KOMMENTAR: Die Kunst des Sprungs