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Die „[Der König von Palma](/tvshow/der-koenig-von-palma)“ und „[Helgoland 513](/tvshow/helgoland-513)“-Kreativen [Veronica Priefer](/person/veronica-priefer) und [Johannes Kunkel](/person/johannes-kunkel) begeben sich mit ihrer neugegründeten Fiction-Schmiede Dynamic Ally Pictures unter das Dach der [Banijay Germany](/company/banijay-germany) ([Mehr Hintergrund](https://www.blickpunktfilm.de/tv/fiction-ausbau-banijay-germany-holt-helgoland-513-kreative-in-die-gruppe-fba741ca478437a12e3be73ffccfcaad)). Sie sprechen über die Beweggründe und darüber, dass von ihnen in Zukunft nicht nur Serien zu erwarten sind.

**Wieso haben Sie gerade den Namen Dynamic Ally Pictures für Ihre neugegründete eigene Produktionsfirma unter dem Dach der Banijay Germany gewählt?** 

VERONICA PRIEFER: 'Dynamic Ally' ist ein aus der neueren Seriendramaturgie stammender Begriff, der den Verbündeten oder Anspielpartner der Protagonistin oder des Protagonisten beschreibt. Eine Art bester Freund! Diese Person treibt die Handlung voran, indem sie eine Veränderung in der Hauptfigur bewirkt. So sehen wir uns auch. Johannes und ich sind füreinander Dynamic Ally, aber wir sind das vor allem auch für die anderen Kreativen, mit denen wir zusammenarbeiten. Und natürlich für unsere Partner und Auftraggeber! 

**Warum ist dann Banijay der bestmögliche Verbündete für Ihre neue Unternehmung?**

JOHANNES KUNKEL: Unser erster Kontakt war über CEO [Marcus Wolter](/person/marcus-wolter), der uns nachvollziehbar und plausibel die Gesamt-Vision der Banijay Gruppe dargelegt hat. Wir fanden uns dann total darin wieder und dachten uns: Hier wollen wir dabei sein. 

VERONICA PRIEFER: Wir waren gemeinsam gute sechs Jahre bei der [UFA Fiction](/company/ufa-fiction-gmbh) und hatten dort auch einen tollen Lauf. Wir haben vor allem unsere eigenen Projekte mit an den Start gebracht und sind den Geschäftsführern weiterhin sehr verbunden. Uns beiden war aber klar, dass wir – wegen der Art, wie wir zusammenarbeiten – den Weg in die Selbstständigkeit gehen wollen. Mit Banijay Germany haben wir uns für einen Partner entschieden, dessen eigene unternehmerische Vision unsere Kreativität perfekt ergänzt. Wir sind für die kreative Freiheit dankbar, die wir bei der Ufa Fiction immer hatten. Jetzt können wir auch über die strukturellen Prozesse frei entscheiden, das ist uns wichtig.  

JOHANNES KUNKEL: Das ist ein sehr gutes Match für uns. Wir lieben den Optimismus, die Handlungsfähigkeit und die Energie, die wir in der Zusammenarbeit mit Banijay Germany bisher erlebt haben.   

**Wie funktioniert die Struktur? Berichten Sie als Chefs der Dynamic Ally Pictures letztlich an Banijay-Germany-CEO Marcus Wolter?** 

VERONICA PRIEFER: So ist das verabredet! Wir agieren mit der Dynamic Ally Pictures kreativ und unternehmerisch unabhängig. Marcus Wolter ist unser direkter Sparringspartner, vor allem was die strategische Ausrichtung der Firma betrifft. Die bisherigen Gespräche darüber waren sehr inspirierend.

**Wie sind Sie zum Start personell aufgestellt?**

JOHANNES KUNKEL: Rein formell sind wir die erste Zeit zu zweit. In der Praxis haben wir natürlich bereits Verbündete, also arbeiten mit tollen Autorinnen und Autoren zusammen. Wir investieren viel in die Entwicklung und schaffen beispielsweise reale Kreativräume. Während der Entwicklung sind wir bei Bedarf sogar im gleichen Haus untergebracht. Das macht riesigen Spaß und ist durch die Konzentration auf das gemeinsame Thema oft sehr effektiv und tiefgehender als jeder Videocall. Genau das ist auch Teil unserer Philosophie: Die richtigen Menschen zusammenzubringen. 

VERONICA PRIEFER: Mit der Dynamic Ally ist unser Fokus ganz klar die Entwicklung, das Packaging und die kreative Durchführung der Projekte. Wenn wir wachsen, wird das vor allem im Development-Bereich passieren. 

 **Sie hatten gemeinsam einen Hit mit der Serie „Der König von Palma“ bei RTL Deutschland, arbeiteten jetzt auch bei der am 15. März herauskommenden [Sky](/company/sky-deutschland)-Serie „Helgoland 513“ zusammen. Was schätzen Sie aneinander?**
 
VERONICA PRIEFER: Wir haben uns 2016 auf dem Festival “Max-Ophüls-Preis” in Saarbrücken kennengelernt - beim Speed Dating! So hieß diese Veranstaltung wirklich. Ich habe da die „Helgoland“-Idee gepitcht und Johannes hatte damals gerade als Produzent bei der UFA Fiction angefangen. So ging unsere Zusammenarbeit los und ich glaube, dass wir uns sehr gut ergänzen.

JOHANNES KUNKEL: Genau, wir ergänzen uns sehr gut – vor allem auch im Schreib- und im Produktionsprozess. Veronica ist vielleicht eher produzierende Autorin und ich bin eher schreibender Produzent, wenn man so will. Wir begleiten die Projekte von Anfang bis Ende und tragen die Vision durch bis zur Sendeband-Abgabe und darüber hinaus. 

VERONICA PRIEFER: Uns eint auch dieselbe Vision. Wir haben unsere eigenen Verantwortungsbereiche, unsere gemeinsame Strategie ist es aber, viel in die Entwicklung der Stoffe zu investieren. Es ist im Interesse aller, dass dieser Entstehungsprozess präzise gefahren wird. Wir haben dabei sehr gute Erfahrung mit physischer Anwesenheit gemacht. Durch Begegnung entsteht Vertrauen und das ist essentiell für den kreativen Prozess.

**Können Sie schon etwas zu kommenden Projekten sagen?**

JOHANNES KUNKEL: Ja natürlich! Die letzten Jahre haben wir sehr im  “Produktions-Tunnel” unserer ersten Herzensprojekte verbracht. Jetzt haben wir wieder die Chance, uns komplett auf Neues einzulassen. Wir konzentrieren uns gerade exklusiv auf einige ausgewählte Projekte, auf die wir uns wahnsinnig freuen. Darunter ein internationales Crime-Procedural, eine romantische Miniserie, die auf einem Buch mit sehr ungewöhnlicher Prämisse basiert und - darauf freue ich mich auch sehr: einen Film. Eine Art “Closed-room” Psychothriller. Außerdem sprechen uns Ereignisse und Megatrends an, die das Potenzial haben, unsere Realität aus den Fugen zu heben.

VERONICA PRIEFER: Genau, uns interessieren große Themen. Der Serie „Helgoland 513“ liegt beispielsweise ein Thema zugrunde, das weit weg schien, es aber nicht war. Die Idee entstand im Jahr 2014, also weit vor der Corona-Pandemie. Wir arbeiten gerade auch wieder an einem Thema, das unserer Meinung nach “vor der Tür” steht und unsere Gesellschaft auf den Kopf stellen wird. Interessant daran ist, dass es ganz anders als KI oder der Klimawandel, noch nicht viel in der Öffentlichkeit diskutiert wird. 

JOHANNES KUNKEL: Als Veronica vor acht Jahren davon sprach, dass eine weltweite Pandemie in Zeiten der Globalisierung nur eine Frage der Zeit sei, konnte ich mir das genauso wie die meisten anderen Menschen kaum vorstellen. Aber es macht Spaß in ‘Was-wäre-wenn’-Szenarien zu denken - auch wenn man hofft, dass manches nicht eintritt. 

 **Da gibt es mit der Zukunftsforschung inzwischen einen eigenen Wissenschaftszweig. Sie begeben sich aber selbst auf die Suche nach diesen Megatrends?**

VERONICA PRIEFER: Es gibt einfach Themen, die alle betreffen, daher auch in den öffentlichen Diskurs kommen und somit für Kreative irgendwie in der Luft liegen. Für diese wabernden Ideen dann einen einzigartigen Ansatz zu finden, ist Herausforderung und Freude zugleich. Abseits globaler Megatrends glauben wir auch einfach an gute Geschichten. Wir haben eine tolle Idee für ein Procedural, das aus Deutschland heraus erzählt ist, aber potentiell ein großes Publikum weltweit ansprechen kann.

**Da ist natürlich die Frage, in welchem Genre das Fall-der-Woche-Konzept angesiedelt ist**. **Im Crime-Bereich mangelt es dem deutschen Markt da eher nicht an Formaten.** 

JOHANNES KUNKEL: Natürlich nicht. Deutschland hat eine lange Tradition von hochqualitativen Crime-Formaten. Woran wir aktuell arbeiten, ist etwas anders konzipiert: Eine hochformatierte Thriller-Serie, mit 45-minütigen Folgen, die sich im Kosmos von „Criminal Minds“, „Akte X“ oder „The Mentalist” bewegt. Als wir nach langer Zeit mal wieder die Pilotfolge von „Criminal Minds“ gesehen haben, waren wir begeistert, zumal das Format über 20 Jahre alt ist. Klar, das Programm ist etwas in die Jahre gekommen, aber der Fall ist vielschichtig und in hohem Tempo erzählt, dabei ist die Tonalität der Figuren erstaunlich leicht im Kontrast zum düsteren Serienkiller-Fall. 

**Gibt es eine Vorgabe, dass Sie eine bestimmte Anzahl von Projekten im ersten Jahr auf die Strecke bringen wollen?**

VERONICA PRIEFER: Die kurze Antwort ist: nein. Ziel ist es natürlich, unsere Projekte zum Leben zu erwecken, dafür machen wir unsere Arbeit so gut und so schnell es geht. Aber Sinn der Partnerschaft mit Banijay Germany ist es unter anderem auch, dass wir gerade in dieser Anfangsphase die Freiheit haben, unsere Stoffe inhouse zu einer gewissen Reife zu bringen.

**Mit „Helgoland 513“ sind Sie als eine der letzten, wenn nicht sogar als die letzte deutsche Sky-Serie durchgekommen, bevor das Fallbeil aus der Londoner Zentrale herunterging. In welchem Prozess erwischte Sie die Nachricht?**

JOHANNES KUNKEL: Wir waren bereits abgedreht und im Schnitt-Prozess weit fortgeschritten. Wir sind sehr dankbar, dass nie über ein Abbruch-Szenario nachgedacht wurde.

**Ihr Projekt kam noch relativ glücklich davon.**

JOHANNES KUNKEL: Kann man so sagen. Wir wissen ja alle von Projekten, die leider weniger Glück hatten. 

VERONICA PRIEFER: Bei diesen langen Entstehungsprozessen stecken wahnsinnig viele Emotionen, Herzblut und Kreativität in jeder einzelnen Serie. Wenn sie dann nicht das Licht der Welt erblickt, ist das dramatisch für alle Beteiligten. 

**Wie blicken Sie denn jetzt auf den Markt? Bieten die stürmischen Zeiten auch Chancen für neu durchstartende Firmen, wie Sie es sind?**

VERONICA PRIEFER: Tatsächlich denke ich häufiger an die Zeit um 2014 zurück, als wir anfingen, über eine gewaltige, postapokalyptische Serie nachzudenken. Zu diesem Zeitpunkt war es nahezu undenkbar, dass solch ein gewagter Stoff in Deutschland als Fernsehserie produziert werden könnte. Das war ja noch deutlich vor dem sogenannten "Serien-Boom". Der Markt ist und bleibt dynamisch. 

JOHANNES KUNKEL: Die Konsolidierung lag Jahre lang in der Luft. Jetzt ist sie da. Wir schauen trotzdem optimistisch in die Zukunft, denn das Geschäftsmodell wurde ja nicht abgeschafft: Es gibt weiterhin die Nachfrage nach emotionalen Geschichten, die uns begeistern.

*Das Interview führte Michael Müller*

Veronica Priefer & Johannes Kunkel: „Banijays Vision ergänzt perfekt unsere Kreativität“